Weltwirtschaftsforum ruft zum Neustart der Beziehungen zu Russland auf
Die Führung des Schweizer Weltwirtschaftsforums (WEF) hat zu einer Aussöhnung mit Russland aufgerufen. Sache der Europäer, nicht der Amerikaner – „Sanktionen eher ungeeignet“.
Weltwirtschaftsforum warnt vor Ende der EU – Direktor Rösler: Großartige Idee könnte verschwinden – Noch Spielraum beim Brexit
Der Chef des Schweizer Weltwirtschaftsforums (WEF), Philipp Rösler, hat vor einem Ende der EU gewarnt. In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag) sagte der frühere deutsche Vizekanzler: „Wenn die Länder so weitermachen, wird die großartige Idee Europa verschwinden. Ich frage mich, ob das nicht gesehen wird. Die Frage der Währung, der britische Austritt, andere Streitigkeiten, der Umgang mit Flüchtlingen – in globaler Relation und historischer Dimension sind das letztlich nur kleine Probleme im Vergleich zur Bedeutung und Leistung der europäischen Integration.“
Im Vorfeld des Jahrestreffens des Weltwirtschaftsforums im Januar in Davos mahnte der WEF-Direktor zugleich Selbstkritik der europäischen Institutionen an. „So wie man es bisher gehalten hat, nämlich zu sagen, wir haben eine tolle EU, das Problem ist allein, die Leute verstehen das nicht – das wird nicht genügen.“ Es müsse wieder eine Vision entstehen. „Außerdem ist es in den ganzen Jahrzehnten nicht geschafft worden, eine europäische Öffentlichkeit herzustellen“, monierte der frühere FDP-Chef. „Solange die fehlt, gibt es keine hinreichende Kontrolle der Gremien oder zumindest keine hinreichende Wahrnehmung dieser Kontrolle und damit ein Defizit an Legitimität.“
Gravierende Folgen eines Brexits erwartet Rösler nicht. „Ich glaube, dass am Ende Kompromisse möglich sind“, sagte er. Es bestünde durchaus Spielraum für einen „eleganteren Weg“ als harte Verhandlungen und einen konfrontativen Austritt.
Weltwirtschaftsforum schlägt umfassende Reform der deutschen Berufsbildung vor -Direktor Rösler für drastische Vereinfachung: Übergroße Spezialisierung schade auf Dauer
Der Direktor des Schweizer Weltwirtschaftsforums, Philipp Rösler, hat angesichts des digitalen Wandels eine umfassende Reform und Vereinfachung des deutschen Systems der Berufsbildung angeregt. In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag) sagte Rösler, „wir reden seit Jahrzehnten über Modularität – jetzt wird es ernst“. Früher sei er als Bundeswirtschaftsminister mit den Kammern für die Berufsbildung in Deutschland zuständig gewesen. Daher wisse er: „Da gibt es viele Hundert Ausbildungsberufe, wunderbar, aber: Da muss man sich die Frage stellen, ob das in dieser Breite noch sinnvoll ist, und ob es nicht klüger wäre, Module zu lernen, um sich erst später zu spezialisieren.“
Hintergrund sei der sich beschleunigende Wandel der Arbeitswelt. „Eine zu spezifische Spezialisierung schadet auf Dauer“, sagte Rösler. Nötig sei vielmehr ein Konsens über Grundfertigkeiten, die jeder brauche, um Spezialkenntnisse aufzusetzen, die dann wiederum ersetzbar sein müssten, um sich je nach technischer Entwicklung zu verändern. „Das könnte eine Möglichkeit sein, damit sich der Entfall von Arbeitsplätzen nicht so gravierend auswirkt, wie es andernfalls zu befürchten wäre“, sagte Rösler.
Die deutsche duale Ausbildung stellte der frühere FDP-Chef nicht in Frage. „Deren große und weltweit anerkannte Stärke ist nach wie vor, dass sie eine theoretische Ausbildung in der Schule mit alltagsorientierter Praxis im Unternehmen verzahnt.“ Dies sei ein unschlagbares Rezept für eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit, dürfe aber nicht heißen, dass man nicht auch diese Ausbildungsgänge an die Anfordernisse der Zeit anpassen sollte.
WEF-Chef warnt vor globalem Imageschaden Deutschlands wegen AfD – Rösler schließt Rückkehr in deutsche Politik aus
Osnabrück. Der Direktor des Weltwirtschaftsforums, Philipp Rösler, befürchtet einen internationalen Ansehensverlust Deutschlands durch politische Erfolge der AfD. In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag) sagte der frühere deutsche Vizekanzler, „die AfD hat sich zu einer rechtspopulistischen Partei mit einem erheblichen Stimmenpotenzial entwickelt, was Deutschland schadet und mich traurig stimmt“. Es gebe ähnliche Gruppierungen auch in anderen Staaten der Welt. „Dennoch ist es besonders bedenklich, wenn eine rechtspopulistische Partei ausgerechnet in Deutschland Erfolg hat“, warnte Rösler.
Eine Rückkehr in die deutsche Politik schloss der Ex-FDP-Vorsitzende aus. Er sehe mit Freude, dass es seiner Partei besser gehe als zur Zeit der letzten Bundestagswahl. Er selbst aber lebe „voll und ganz in der Schweiz, bin da glücklich und möchte dort nach Möglichkeit auch sehr gerne bleiben“, sagte Rösler.
Quelle
Neue Osnabrücker Zeitung 2017