goodnews4-Interview: Christian Frietsch mit Franz Alt – Teil 8 „Zukunft“
Interview-Serie von Christian Frietsch mit Franz Alt. Teil 8 „Zukunft “ – Im achten goodnews4-Interview befassen sich Christian Frietsch und Franz Alt mit dem Begriff „Zukunft“ – „Die Lösung steht am Himmel“ Franz Alt | Das Interview können Sie hier sehen
goodnews4: Franz, das nächste Stichwort gilt schon nicht mehr in der dann darauffolgenden Sekunde. Denn wenn man nach der Zukunft fragt, was unser nächstes Stichwort ist, dann ist sie schon erreicht. Die Frage nach der Deutung der Zukunft kann man natürlich auch sehr praktisch sehen, wie es übrigens die Planwirtschaft des sogenannten «real existierenden Sozialismus» gemacht hat, dass man Fünf-Jahres-Pläne gemacht hat und gesagt hat: «So, wir legen jetzt die Zukunft fest.» Dass das nicht funktioniert, wissen wir, dennoch müssen wir natürlich in der Zukunft handeln und das ganze evolutionäre Ergebnis ist wahrscheinlich bei uns Menschen, bei vielen Tieren auch so ausgestaltet, dass wir nur dann, wenn wir eine Prognose stellen können, halbwegs sicher überleben können. Wenn wir halbwegs rechtzeitig wissen, wie wir uns bei dem nächsten Wetter verhalten und wie wir uns in den nächsten Jahren verhalten. Dann sind wir übrigens auch schnell beim Thema «Klima». Wir müssen also versuchen, vorauszusehen. Das hat die Evolution erkannt, dass wir an den nächsten Winter denken müssen und an die Ernährung und ganz praktisch über die Zukunft nachdenken. Was ist denn das Wichtigste, was wir als menschliche Gemeinschaft für die Zukunft tun? Was ist unsere Verantwortung für die Nächsten, wenn man mal gar nicht auf das Klima eingeht, was das große Thema ist, sondern auf das Unmittelbare? Sind die Eltern bis zu welchem Grad für die sichere oder lebenswerte Zukunft ihrer Kinder verantwortlich?
Franz Alt: Ich glaube, das größte Problem für Kinder ist immer das ungelebte Leben ihrer Eltern. Und mit ungelebtem Leben meine ich, dass wir zu wenig an die künftigen Generationen denken, sondern nur gucken, wie wir über die Runden kommen. «Nach uns die Sintflut», das ist die Philosophie vieler Menschen und auch vieler in der Wirtschaft Verantwortlichen. Wir denken in Viertel-Jahres-Plänen.
goodnews4: Stimmt das wirklich? Es gibt ja auch viele reiche Leute oder ganz arme Leute, die für ihre Kinder alles tun, sodass man manchmal sogar zu viel tut.
Franz Alt: Ja, im Materiellen stimmt das vielleicht, aber wenn ich das ganzheitlich betrachte, mit Sicherheit nicht. Meine Generation hat sicherlich zu wenig getan, um unseren nachfolgenden Generationen ein gutes Leben zu ermöglichen. Ein gutes Leben meint: Voraussetzung dafür, dass sie genügend zu essen haben, dass sie ein gutes Klima haben und dass sie noch einen Planeten haben, auf dem es sich gut leben lässt. Wir sind demnächst 10 Milliarden Menschen und 10 Milliarden Menschen kann der Planet, wenn wir so weitermachen, wie wir das in den letzten 50 Jahren gemacht haben, mit Sicherheit nicht ernähren. Er kann heute schon nicht mehr alle 8 Milliarden ernähren, denn wir haben so viele Naturkatastrophen, wir haben von Jahr zu Jahr mehr hungernde Menschen auf der Welt und das wird immer schlimmer werden. Das heißt, die Gewalt ist implantiert in der Zukunft und das ist keine gute Zukunft für die künftigen Generationen.
goodnews4: Wenn wir mal voraussetzen, dass an einigen sonnenbeschienenen Orten der Welt es uns allen gut geht und die Familien dennoch zerstritten sind und die Kinder, die Brüder und Schwestern oft genug in Erbschaftskrächen gefangen sind und in sonstigen Zwistigkeiten. Man weiß, selbst wenn es um lokalpolitische Themen geht, in den Familien plötzlich der Krach ausbricht und die Zukunftsahnung vermuten lässt, dass es dann auch keinen Frieden gibt. Was ist denn der Hauptauftrag der Eltern? Nicht nur die Bedingungen so zu hinterlassen, dass die Kinder auf einem Planeten leben können, wo das überhaupt noch möglich ist. Ich meine jetzt mal die Atmosphäre, dass es ein lebenswertes Leben gibt. Man kennt und hört die Berichte von einer katholischen Erzieherin, die Kinder furchtbar gestraft und gefoltert hat, und Kinder, die in solchen katholischen Heimen großgeworden sind, den Frieden in ihrem ganzen Leben nicht mehr finden könne, deren Zukunft in dem Moment der Erziehung schon ruiniert ist. Was ist denn der Auftrag der Eltern und Erzieher?
Franz Alt: Ihre Kinder zu lieben und ein Vorbild zu sein für künftiges Leben. Ein Vorbild zu sein für künftiges Leben heißt, wenn wir im Klimabereich so weitermachen wie bisher, wird Afrika unbewohnbar und Europa wird Afrika. Das ist nicht die Welt, die ich für unsere Kinder wünsche. Da müssen wir vieles anders machen als das heute der Fall ist. Wenn die Konflikte so weitergehen, wie unsere Generation sie programmiert hat, werden wir unglaublich viel Gewalt, nicht nur durch Naturereignisse, sondern auch Gewalt zwischen Menschen, haben, weil es unlösbare Konflikte gibt. Wir wissen seit dem Pariser Klimaabkommen, dass wir die Natur nicht mehr als 1,5 Grad aufheizen dürfen, die Atmosphäre. Wir sind dabei, zurzeit 3 bis 4 bis 5 Grad den Planeten aufzuheizen. Das sind unvorstellbare Konflikte, Mord und Totschlag sind programmiert, weil die Lebensgrundlagen nicht mehr stimmen für 10 Milliarden Menschen. Und das ist die größte Katastrophe, die es zurzeit gibt. Das bedeutet private Konflikte, das bedeutet politische Konflikte, das bedeutet Gewalt, Gewalt, Gewalt.
goodnews4: Also vielleicht müssen wir nur noch daran denken, dass es irgendwann keinen «point of return» gibt.
Franz Alt: Das ist letztlich eine Frage, ob wir uns rechtzeitig öffnen für die Sonne. Das ist das große Problem. Frieden durch die Sonne oder Krieg über bisherige Energiequellen. Die Lösung steht am Himmel.
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Quelle
goodnews4 2023 | Danke für das Interview. Das Interview führte Christian Frietsch für goodnews4.de