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Nissan Leaf

© Nissan Leaf

Plädoyer für die Elektromobilität

Eicke R. Weber ist dafür, dass von 2020 an nur noch emissionsfreie Autos in die Innenstädte dürfen.

Ein wichtiger Teil der Energiewende ist die Umstellung des Transportsektors auf effiziente Verwendung erneuerbarer Energien. Es geht auf der einen Seite um Biotreibstoffe, die aus Reststoffen der Pflanzenverwertung herstellbar sind. Bewusster Pflanzenanbau dagegen zur Herstellung von Biotreibstoff ist energetisch sehr aufwändig und umstritten, da höhere Lebensmittelpreise drohen. Die Menge pflanzlicher Reststoffe, die noch nicht verwertet werden, ist groß, aber begrenzt, so dass dies nur einen Beitrag zu nachhaltiger Mobilität leisten wird.

Ganz anders dagegen die Elektromobilität, Autofahren mit Strom. Strom kann sehr leicht aus regenerativen Quellen bereitgestellt werden, besonders aus der Sonne (Photovoltaik) und dem Wind. Alle Szenarien für das erneuerbare Energiesystem der Zukunft zeigen dass wir für eine sichere, 24-Stunden-Stromversorgung übers ganze Jahr eine bedeutend größere Leistung zeitlich fluktuierender Quellen erneuerbaren Stroms installieren müssen, als wir in der Spitze abnehmen. Wenn die Sonne scheint und der Wind bläst, haben wir große Mengen an Überschussstrom, der sich bestens für die Elektromobilität eignet.

Die Elektromobilität wiederum lässt sich durch zwei grundsätzlich verschiedene Technologien realisieren: Die batteriegetriebene Elektromobilität ist bereits gut bekannt. Nachts wie auch während des Tages werden die Batterien an einer Ladestation geladen, um morgens und abends zur Verfügung zu stehen. Die Reichweite dieser Autos ist begrenzt, typisch etwa 150 Kilometer, wenn es auch bereits Ausnahmen wie den teuren Tesla S gibt, mit bereits mehr als der doppelten Reichweite. Bei der Ladetechnik für batteriegetriebene Elektromobilität wurde kürzlich ein interessanter Durchbruch erzielt: Anstatt das Auto durch ein Ladekabel mit der Stromquelle zu verbinden, kann man auch induktives Laden durch Spulen einsetzen, ganz ohne Kabel. Wir konnten am ISE kürzlich zeigen, dass bei einem Abstand von 15 Zentimetern zwischen den im Auto und den in der Straße eingebauten Spulen die Ladeleistung noch mit etwa 95 Prozent Effizienz übertragen werden kann – ein potentieller Türöffner für wirklich bequeme und weitverbreitete Elektromobilität im lokalen Verkehr.

Einen wirklich umfassenden Ersatz unserer auf endlichen fossilen Brennstoffen basierenden Mobilität bietet die Wasserstoff-Brennstoffzellen Technologie: Überschussstrom kann leicht durch Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff geteilt werden. Der Wasserstoff lässt sich in beliebig großen Mengen speichern, auch in Erdgas-Kavernen. Für die Verwendung im Auto muss er noch komprimiert werden, auf circa 700 bar, so dass er kompakt im Wagen mitgeführt werden kann. Ich selbst fahre einen Mercedes-B-Klasse-Versuchswagen mit circa 300 Kilometern Radius, ein koreanischer Wagen mit sogar über 500 Kilometer Radius soll bald angeboten werden.

Diese Technik bietet die Chance, die klassische Mobilität in all ihren Variationen – Personenverkehr, Lastwagen, etc. – zu ersetzen. Der Tankvorgang geht ähnlich rasch wie bei einem Benziner, eher schneller, und jeder, der bereits ein elektroangetriebenes Auto gefahren hat, berichtet begeistert von der Ruhe beim Fahren sowie dem phantastischen Drehmoment der Elektromotoren, das eindrucksvolle Beschleunigung beim Überholen bereitstellt. Wenn all diese technischen Möglichkeiten bestehen, woran hapert es dann bei der langsamen Markteinführung? Wenn man ins Ausland schaut, sieht man, dass überall dort die Elektromobilität rasch eingeführt wurde, wo es Marktanreize gab. Nun wäre es natürlich leicht nach Zuschüssen und Subventionen zu rufen, aber dies passte nicht zu unserem mühsam ausgeglichen Haushalt.

Es gibt aber ein effektives Mittel, noch dazu für den Steuerzahler kostenfrei: In Innenstädten sollte zum Beispiel von 2020 an nur noch emissionsfrei gefahren werden! Natürlich mit vernünftigen Ausnahmen, wie für den auswärtigen Lieferverkehr, sicher aber hätte eine derartige Ankündigung eine Signalwirkung. Jeder, der vor einer Kaufentscheidung für einen neuen Wagen steht, wird sich fragen, ob er damit nicht ganz gerne auch in die Innenstadt möchte. Warum beschließt eigentlich der Freiburger Stadtrat nicht Derartiges? Freiburg wäre durch seine Größe, seinen Ruf als „Green City“ sowie das Umweltbewusstsein seiner Bewohner ideal für ein derartiges Großprojekt – und wer weiß, ob sich bis 2020 nicht viele andere Gemeinden dieser „Agenda 2020“ anschließen würden!

Quelle

Eicke R. Weber | Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg 2014

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