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Alternativer Nobelpreis: syrische „Weißhelme“ und die türkische Zeitung „Cumhuriyet“ geehrt

Right Livelihood Awards 2016: Preisträger verteidigen grundlegende menschliche Werte im Angesicht von Krieg und Unterdrückung.

Die Preisträgerinnen und Preisträger des Right Livelihood Award, auch bekannt als „Alternativer Nobelpreis“, wurden soeben in Stockholm bekanntgegeben.

Die diesjährigen Preisträger:   

Syria Civil Defence (Die Weißhelme) „für ihren herausragenden Mut, ihr Mitgefühl und humanitäres Engagement bei der Rettung von Zivilisten im syrischen Bürgerkrieg“. Es ist das erste Mal, dass der Preis nach Syrien geht. Gemeinhin bekannt als die „Weißhelme“, ist Syria Civil Defence eine Gruppe von 3.000 Freiwilligen aus lokalen Initiativen, Männern und Frauen, die seit 2013 ihr Leben riskieren, um Menschen aus den Trümmern von zerstörten Gebäuden im syrischen Bürgerkrieg zu retten. Die Weißhelme waren zu Friedenszeiten Bäcker, Schneider, Verkäufer oder Lehrer und haben nun, als ausgebildete Feuerwehrleute, Such- und Rettungskräfte sowie Sanitäter, über 60.000 Menschenleben gerettet.

Als ein Rettungsanker und eine seltene Quelle der Hoffnung für die leidende Zivilbevölkerung unterstützen die Weißhelme auch den Wiederaufbau der zerstörten öffentlichen Infrastruktur und klären Kinder und Erwachsene über vorbeugende Sicherheitsmaßnahmen im Fall eines Luftangriffs auf. Ihr großes humanitäres Engagement hat internationale Aufmerksamkeit auf die Notlage der syrischen Zivilbevölkerung und die Verwüstung durch Fassbomben gelenkt. Vehement fordern sie ein Ende der Feindseligkeiten in ihrem Land.

Ihr Einsatz ist Gegenstand des Netflix Dokumentarkurzfilms „The White Helmets“, der am 16. September veröffentlicht wurde und drei Mitglieder der Gruppe bei ihrer Ausbildung und Arbeit begleitet.  


Mozn Hassan und die Organisation „Nazra für feministische Studien“ (Ägypten) „für ihren Einsatz für die Gleichstellung und die Rechte von Frauen unter Umständen von anhaltender Gewalt, Missbrauch und Diskriminierung“.
Mozn Hassan ist eine ägyptische Feministin und Verteidigerin der Menschenrechte. Die von ihr 2007 gegründete Organisation „Nazra für feministische Studien“ dokumentiert Menschenrechtsverletzungen und stärkt Frauen in allen Lebensbereichen. In Reaktion auf die alarmierende Anzahl der sexuellen Übergriffe auf Frauen bei Kundgebungen während und nach der ägyptischen Revolution von 2011 hat NAZRA die sexuelle Gewalt im öffentlichen Raum angeprangert und den Opfern medizinisch, psychologisch und juristisch geholfen.

Darüber hinaus engagiert sich Nazra in Zusammenschlüssen von Frauenorganisationen, die erfolgreich für die Aufnahme der Frauenrechte in die ägyptische Verfassung 2014 eintraten und die Ausweitung der Definition sexueller Straftatbestände im ägyptischen Strafgesetzbuch erreicht haben.

Aus der festen Überzeugung heraus, dass Feminismus und Geschlechtergerechtigkeit wichtige politische Kategorien in der Entwicklung einer jeden Gesellschaft sind, fördern Hassan und Nazra Kandidatinnen aller Parteien für Parlaments- und Kommunalwahlen durch ihre Women’s Political Participation Academy. Darüber hinaus organisieren sie eine jährliche feministische Schule, die jungen Frauen und Männern Genderfragen näherbringt.


Swetlana Gannuschkina (Russland) „für ihr jahrzehntelanges Engagement für Menschenrechte und Gerechtigkeit für Geflüchtete und Migranten sowie für die Förderung von Toleranz zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen.“  

Swetlana Gannuschkina ist eine der versiertesten Führungsfiguren der Menschenrechtsbewegung in Russland. Durch die von ihr gegründete und geleitete Organisation, das Civic Assistance Committee, hat sie seit 1990 mehr als 50.000 Migranten, Geflüchteten und Binnenvertriebenen kostenlose rechtliche Unterstützung, humanitäre Hilfe und Bildungsangebote zukommen lassen. Mit ihrer Zivilcourage und mit erfolgreichen Prozessen vor russischen Gerichten und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte hat sie die Zwangsrückführung von Migranten aus Russland in zentralasiatische Länder verhindert, wo ihnen mit großer Sicherheit Haft und Folter gedroht hätten. Von 2002 bis 2012 kämpfte Gannuschkina als Mitglied des russischen Menschenrechtsrates erfolgreich für eine Änderung des Geflüchtetenrechts, sodass mehr als zwei Millionen Menschen die russische Staatsbürgerschaft gewährt wurde. Überzeugt von der hohen Bedeutung von Bildung hat Gannushkina wiederholt vor russischen Gerichten für das Recht aller Kinder, einschließlich Migranten und Geflüchteten, auf den Besuch öffentlicher Schulen gestritten. Die Fälle gingen bis vor den Obersten Gerichtshof. Mit Ihrer Arbeit hat sie dazu beigetragen, öffentliche Aufmerksamkeit auf Menschenrechtsverletzungen in Konfliktregionen zu lenken, vor allem im Kaukasus.   


„Cumhuriyet“, eine der führenden unabhängigen Zeitungen in der Türkei, „für ihren unerschrockenen investigativen Journalismus und ihr bedingungsloses Bekenntnis zur Meinungsfreiheit trotz Unterdrückung, Zensur, Gefängnis und Morddrohungen.“  

Cumhuriyet ist eine der wichtigsten unabhängigen investigativen Tageszeitungen in der Türkei. Seit 1924 ist sie allen Widrigkeiten zum Trotz dem Grundsatz der Pressefreiheit verpflichtet. Ihre Mitarbeiter haben immense persönliche Risiken wie Attentate und Haft in Kauf genommen, um weiterhin frei über Fragen von Menschenrechten, Gleichstellung der Geschlechter, Säkularismus und Umweltschutz berichten zu können. Der herausragende investigative Journalismus der Cumhuriyet hat viele Wahrheiten ans Licht gebracht. Zu einer Zeit, in der die Meinungsfreiheit in der Türkei zunehmend bedroht ist, beweist die Cumhuriyet, dass die Stimme der Demokratie nicht zum Schweigen gebracht werden kann.    

Zitat Ole von Uexküll:Die diesjährigen Preisträger nehmen sich unserer drängendsten globalen Herausforderungen an – sei es Krieg, Rede- und Pressefreiheit, Frauenrechte oder die Notlage von Geflüchteten und Migranten. Mit den diesjährigen Awards zeichnen wir nicht nur ihren Mut, ihr Mitgefühl und Engagement aus; wir zeichnen auch den Erfolg ihrer Arbeit aus und den konkreten Unterschied, den sie in der Welt machen – allen Widrigkeiten zum Trotz.“      

 Im Jahr 1980 gegründet, ehrt und unterstützt der Right Livelihood Award couragierte Menschen und Organisationen, die visionäre und beispielhafte Lösungen für die Ursachen der globalen Probleme entwickeln und erfolgreich umsetzen. Heute zählt die Stiftung 166 Preisträger aus 68 Ländern. Die vier diesjährigen Preisträger teilen sich das Preisgeld in Höhe von 3 Mio. Schwedischen Kronen (315.000 EUR) zu gleichen Teilen.

Quelle

THE RIGHT LIVELIHOOD AWARD 2016

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