Angela Merkel: Danke SPD, Danke!
Ein Privatbrief von Angela Merkel an Peer Steinbrück.
Der RATIONALGALERIE wurde ein privater Brief von Angela Merkel an Peer Steinbrück zugespielt.
Lieber Peer, alter Schwede! Das ist ja mal eine gute Nachricht: Du kandidierst im nächsten Jahr als Kanzler für die SPD! Wie Ihr das bei der SPD hinkriegt, das macht mich richtig neidisch. Da tretet ihr drei, der Gabriel, der Steimeier und Du, einfach vor die Presse und schwups bist Du Kanzlerkandidat. Bei meiner blöden CDU ist es immer so ein Gremiengedöns, das kann bis zum Nominierungsparteitag gehen, obwohl es zu mir keine Alternative gibt. Also wie Ihr mit Eurer Basis umspringt: Respekt.
Nun ist ja kein Denken daran, dass Du wirklich Kanzler werden kannst. Dazu müsstest Du ja die zehn Millionen Stimmen, die Ihr wegen Hartz IV und der Rente mit 67 verloren habt, zurückbekommen. Und selbst der blödeste SPD-Wähler weiß ja, dass Du ein alter Freund der Agenda 2010 warst und bist. Du hast ja zuzeiten selbst die Riester-Rente gelobt, die zwar ein wunderbarer Trick war, aber eben nur Betrug am Rentner. Nee, Steini, Du wirst es nicht. Aber Finanzminister kannst Du gerne wieder bei mir werden. Wie damals, in der großen Koalition. Das waren Zeiten!
Als wir beide seinerzeit – Du hattest, zehn Tage nach der Lehmann-Pleite, gerade noch der Presse erzählt unsere Banken wären „robust“ – in der Koalition alles am Finanzmarkt dereguliert hatten was der Schröder vergessen hatte, da krachte auch schon die Hypo Real Estate und wir standen dumm da. Aber dann haben wir einfach den Steuerzahler für die Banken zahlen lassen, der heißt ja nicht umsonst Zahler. Und das mache ich bis heute.
Mensch Steini, alter Deregulierer, Dein neues Papier zur Zähmung der Banken fand ich wirklich toll. Noch ein paar Wochen vorher hast Du im Bundestag dem EMS-Rettungsschirm zugestimmt, dem größten Bankensanierungsprogramm aller Zeiten, und nun machst Du den Banken-Bändiger. Und die Medien schlucken das glatt. Das muss Dir erst mal einer nachmachen.
Aber damit eins klar ist, wenn Du bei mir Finanzminister werden willst, dann muss die Bummelei aufhören: Wenn die Leute vom Abgeordneten-Watch-Blog feststellen müssen, dass Du bei 12 von 19 wichtigen Bundestagssitzungen nicht anwesend warst, also das darf bei mir nicht vorkommen. Aber einen ausgeben kannst Du mir mal. Bei Deinen Nebeneinkünften, man munkelt ja von 500.000 Euro, die Du in den letzten drei Jahren so nebenbei eingesackt hast. Da fällt doch wohl `ne Flaschen Schampus für Deine Angela ab.
Und dann musst Du mir unbedingt beibringen, wie man so nebenher noch Professor bei zwei Unis wird. So eine schicke Professur würde mir auch gut stehen. Ach ja, zu den Bilderberg-Konferenzen: Du warst ja letztes Jahr bei dem alten CIA-Verein zu Besuch, da will ich auch mal hin, da kannst Du mich sicher mitnehmen.
Mensch Steini, sag mal Deinen Leuten bei der SPD ein dickes Dankeschön von mir. Mit Dir als Gegenkandidat gewinne ich die Wahl ganz sicher. Weil ich im Vergleich mit Dir glatt als sozial durchgehe. Und weil Du auch die Wähler immer so schön anschnauzt.
Aber der Job als Finanzminister in der neuen großen Koalition, der ist Dir sicher, schon aus Dankbarkeit. Was mich ein bisschen gewundert hat ist, dass Du bei irgendsoeinem Parteitag von Euch in Nordrhein-Westfalen „Beinfreiheit“ für Dich gefordert hast. Machst Du Dir jetzt einen Schlitz ins Kleid? Willst Du Deine Truppen besser treten können? Bist Du auf dem Weg zur Transe?
Peer, mir ist egal wie Du drauf bist, Hauptsache ist, wir düsen demnächst wieder gemeinsam durch dick und dünn, von Bank zu Bank, vom Nix zum Garnix, aber immer auf höchster Regierungsebene. Deine Angela
Quelle
RATIONALGALERIE | Uli Gellermann 2012