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Antarktisschutzkommission will keinen Schutz der Antarktis

Am Widerstand von China, Russland und der Ukraine sind die internationalen Verhandlungen über neue Meeresschutzgebiete in der Antarktis gescheitert.

Als Adler gestartet, als Brathähnchen gelandet, so oder so ähnlich lassen sich die Ergebnisse des diesjährigen Treffens der antarktischen Schutzkommission CCAMLR (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Ressources) im australischen Hobarth zusammenfassen. Auf den Tischen der 24 teilnehmenden Landesdelegationen und der EU lagen Vorschläge für zwei südpolare Meeresschutzgebiete.

Ein Schutzgebiet sollte in der Ross See, eines in der Ostantarktis entstehen. Doch die Einrichtung beider Schutzgebiete wurde abgelehnt. So wurde die Chance verpasst fast vier Millionen Quadratkilometer der Südpolargewässer effektiv zu schützen. Die Kommission verpasste außerdem ihr selbst gesetztes Ziel, die Einrichtung eines Netzwerkes von Meeresschutzgebieten bis in diesem Jahr umzusetzen.

Erneut zeigt sich, wie gering das Interesse am Meeresschutz und wie groß der Einfluss der international agierenden Fischereiindustrie ist, sagt Greenpeace Meeresbiologe Thilo Maack. Neben den üblichen Verdächtigen China, Japan, Korea und Russland hatte sich auch die Ukraine gegen die Einrichtung des größten Meeresschutzgebietes der Welt in der Ross-See ausgesprochen. Alle Länder haben eine aktive Fischerei auf Schwarzen Seehecht oder antarktischen Krill in den eiskalten Polargewässern. Diese Industrie sahen sie durch die Schutzgebiete gefährdet.

Die Frustration der am Schutz der Antarktis interessierten Länder sowie der zahlreichen Vertreter von Nichtregierungsorganisationen ist entsprechend groß. Die Antarctic Ocean Alliance in der 30 Umweltschutzorganisationen darunter Greenpeace vertreten sind, hatte in einem Report für die Einrichtung von einem Netzwerk von Meeresschutzgebieten geworben, die 40 Prozent der antarktischen Gewässer entsprechen. Insgesamt hatten sich im Laufe der letzten Wochen weltweit mehr als 1,2 Millionen Unterstützer für diese Schutzgebiete ausgesprochen.

Die deutsche Delegation unterstützte in den Verhandlungen die Einrichtung von Schutzgebieten und wird innerhalb der nächsten zwei Jahre einen Vorschlag für ein Schutzgebiet in der Wedell-See, nahe der antarktischen Halbinsel unterbreiten. Dennoch hatte auch die Bundesregierung die Interessen der Fischereiindustrie unterstützt, indem sie zu Beginn der Verhandlungen eine Krillfangquote von 150.000 Tonnen für zwei unter deutscher Flagge fahrende Fangschiffe beantragt hatte.

Die Quote wurde im Laufe der Verhandlungen für eines der Schiffe zurückgezogen. Die Eigner der Schiffe gaben im Laufe der Woche bekannt, die Quote auf wenige tausend Tonnen reduzieren zu wollen. Im kommenden Jahr wollen sie unter wissenschaftlicher Begleitung eine Versuchsfischerei auf Krill beginnen.

Im Juli 2013 soll während eines ausserordentlichen Treffens von CCMALR in Deutschland erneut über die abgelehnten Schutzgebietsanträge beraten werden. Bis dahin müssen auch die Anträge für weitere Krillfangquoten vorliegen – wenn sich die Krillfischerei als wirtschaftlich lohnend erweist. Bleibt zu hoffen, dass sie das nicht ist.

Quelle

Greenpeace | Beate Steffens 2012

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