Arktis: 1.800-jähriger Temperaturrekord
Die Sommertemperaturen in Nordnorwegen liegen heute höher als jemals in den vergangenen 1.800 Jahren.
Das ist das Ergebnis einer Studie US-amerikanischer Forscher, die in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Geology erschienen ist. Die Temperaturen übersteigen damit auch das Niveau der Mittelalterlichen Warmzeit, einer durch natürliche Klimaschwankungen außergewöhnlich milden Zeitspanne auf der Nordhalbkugel, die von circa 950 bis 1250 dauerte.
„Die Mittelalterliche Warmzeit war nicht so gleichmäßig warm, wie wir bisher dachten“, erklärt Leitautor William D’Andrea von der Columbia University in New York. Beispielsweise auf der nordnorwegischen Insel Svalbard sei es damals deutlich kühler gewesen als heute.
Durch eine Untersuchung von Algenresten in den Sedimenten des Sees Kongressvatnet wiesen die Forscher nach, dass dort die Sommer seit 1987 etwa 2 bis 2,5 Grad Celsius wärmer waren als selbst in der wärmsten Phase der sogenannten Mittelalterlichen Warmzeit.
Damit widerlegt die Studie eine unter sogenannten Klimaskeptikern beliebte Behauptung, derzufolge die momentanen Temperaturen beispielsweise im Mittelalter schon einmal erreicht worden seien – und der gegenwärtige Klimawandel noch längst nicht außergewöhnlich sein müsse.
Die meisten bisherigen Temperaturstudien für die Arktis basierten auf der Untersuchung von Eisbohrkernen. Diese aber geben lediglich Auskunft über winterliche Schneefälle der Vergangenheit. Anhand von Sedimenten wie jenen aus dem See Kongressvatnet hingegen lassen sich Sommertemperaturen rekonstruieren.
So können Klimatologen die Temperaturvariationen umfassender und auch für Regionen nachzeichnen, die nicht ununterbrochen von Eis bedeckt sind.
Die Untersuchung des Teams um William D’Andrea stützt damit den Stand der Forschung, demzufolge die „Mittelalterliche Warmzeit“ höchstens ein regional begrenztes und oftmals überbewertes Phänomen war.
Quelle
KLIMARETTER.INFO | alf 2012