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Bioenergie vom Acker ist ein Irrweg!

Naturschützer kritisieren Nebeneffekte und fragwürdige Klimabilanz der Bioenergie.

Der  Landesnaturschutzverband (LNV) hat jetzt seine Position zur Nutzung der Bioenergie in einer 23 Seiten starken Broschüre veröffentlicht. Dabei setzt sich der Dachverband der baden-württembergischen Naturschutzverbände mit der fehlenden Nachhaltigkeit beim Energiepflanzenanbau auseinander und legt der Politik den Verzicht auf den weiteren Ausbau nahe.

In einem vom Vorstand einstimmig verabschiedeten Papier setzt sich der LNV sehr kritisch mit den verschiedenen Formen der Bioenergienutzung auseinander. Viele erfüllen das Kriterium der Nachhaltigkeit nicht, weil sie die Artenvielfalt schädigen, zu einer Übernutzung führen, in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und stofflichen Nutzungen treten und Umweltbelastungen ins Ausland verlagern. Bestätigt sieht sich der LNV auch durch die jüngste Studie der Nationalen Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“, die der Politik den Verzicht auf den weiteren Ausbau der Bioneergienutzung nahelegt.

Bioenergie kann zwar fast überall erzeugt werden, ist speicherbar und kann Verbrauchsschwankungen ausgleichen. Sie ist vielseitig und lässt sich als Strom, Wärme und Kraftstoff nutzen. Doch zunehmend werden ihre Schattenseiten sichtbar:

Bioenergie tritt in Konkurrenz zur landwirtschaftlichen Nahrungsproduktion, führt zu erhöhten Agrarimporten und begünstigt Regenwaldrodung und Vertreibungen. Bioenergie ist mitverantwortlich für die Intensivierung und Monotonisierung der Feldflur und tritt im Wald in Konkurrenz zu stofflicher Nutzung und zu den Zielen der Biodiversität.

Der LNV hat sich in der Vergangenheit für den Ausbau der Bioenergienutzung ausgesprochen, allerdings auch auf ihre Grenzen hingewiesen. Durch den nationalen und internationalen starken Anstieg der Bioenergienutzung sind diese erreicht oder gar überschritten. Gleichzeitig liegen umweltverträglichere Potenziale brach.

„Es kann heute kein Ziel mehr sein, die Bioenergienutzung pauschal weiter auszubauen“, meint der LNV-Landwirtschaftsreferent Dr. Gerhard Bronner. Vielmehr müsse man diese differenzierter nutzen, will heißen mit weniger Mais und Raps, dafür mit mehr Bioabfällen, Landschaftspflegematerial und Biomasse aus mehrjährigen Kulturen.

Der LNV zieht folgende Schlüsse:

  • Ökologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich ist es nicht sinnvoll, über Biogas oder durch Ölfruchtanbau Energie vom Acker zu erzeugen, da dies zu Konkurrenz mit dem Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln und als Folge zu  verstärkten Importen führt.
  • Noch schädlicher ist es, Bioenergie direkt in Form von Palmöl oder Äthanol aus Zuckerrohr zu importieren.
  • Energetische Holznutzung ist nur in dem Umfang sinnvoll, wie keine Konkurrenz zur stofflichen Nutzung entsteht, den Waldböden nicht zu viele Nährstoffe entzogen werden und genug Totholz im Wald verbleibt.
  • Wird die Bioenergienutzung auf die ökologisch und ökonomisch sinnvollen Pfade beschränkt, so sind die Ausbauziele für Bioenergie der Bundesregierung und der EU für Bioenergie zu hoch gegriffen.
  • Im EEG sollten nachwachsende Rohstoffe nicht mehr einen Bonus erhalten, sondern überhaupt nicht mehr gefördert werden, wenn sie keinen ökologischen Zusatznutzen bringen.

Hinweis:

Im gleichen Sinne haben sich die Baden-Württembergischen GRÜNEN positioniert, die auf ihrem letzten Parteitag in Heilbronn – ebenfalls einstimmig – ein Papier zur Nachhaltigen Bioenergienutzung verabschiedet haben.

Quelle

Landesnaturschutzverband (LNV) 2012

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