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Blackout des Monats: Die Kohle-Hannelore

„Ich bin ein Freund der Kohle. Und das bleibe ich auch“, gesprochen am 15. November in der WDR-Sendung „Kreuzverhör“.

Der Blackout des Monats geht im November an Hannelore Kraft (SPD), Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen

Fachliche Begründung: Treue und Verlässlichkeit sind nichts Schlechtes. Allerdings schließt es sich im Energiebereich aus, manche Freundschaften parallel zu unterhalten. Wenn Frau Kraft nun einmal „Freund der Kohle“ ist, kann Sie nur gegen die erneuerbaren Energien arbeiten. Und das hat sie in den Koalitionsverhandlungen mit Leib und Seele getan.

Es zeigt sich bereits bei dem derzeitigen Ausbaustand der erneuerbaren Energien, dass Braunkohle- und Atomkraftwerke nicht mit erneuerbaren Energien zusammenpassen. Der Ausstieg aus der Atomkraft und der Einstieg in die erneuerbaren Energien kann aus physikalischen Gründen nicht durch Braunkohlekraftwerke abgepuffert werden. Dies zeigt schon ein kurzer Blick auf die derzeitige Marktsituation.

Entgegen allen Blackout-Szenarien der letzten Jahrzehnte zum Ausstieg aus der Atomenergie haben wir bisher nie ein physikalisches Problem aufgrund von fehlenden Kraftwerkskapazitäten gehabt. Viel eher haben Deutschland und auch die europäischen Nachbarländer ein wirtschaftliches und technisches Problem durch Stromüberschüsse, denn die unflexiblen Braunkohlekraftwerke können oder wollen nicht auf Schwankungen der erneuerbaren Energien reagieren.

Immer öfter könnten die erneuerbaren Energien genug Strom produzieren, um Deutschland für eine gewisse Zeit zu versorgen. Trotzdem laufen viele Kohlekraftwerke weiter und werden zum Problem. Einerseits sind die Leitungen überfüllt. Andererseits fallen die Preise an der Strombörse in Deutschland und Europa. Die Nachbarländer schimpfen

Die Kraftwerksbetreiber in Deutschland jammern über zu niedrige Gewinne und drohen mit einem Blackout. Dadurch wollen sie sogenannte Kapazitätszahlungen erpressen. Das bedeutet, dass sie dafür bezahlt werden, dass sie ihre Kraftwerke am Netz halten. Dabei können die alten Freunde von Hannelore Kraft nicht solidarisch mit den erneuerbaren Energien arbeiten.

Damit die Kohleblöcke noch eine Zeit weiterlaufen können, wird die Energiewende mit dem Koalitionsvertrag politisch gestoppt. Die erneuerbaren Energien – außer der teuren Offshore-Technologie – dürfen laut Koalitionsvertrag nur noch minimal ausgebaut werden. Außerdem müssen sie sich in Zukunft zwangsweise dem Markt anpassen, indem sie ihren Strom selbst vermarkten sollen.

Es steht zusätzlich die Idee im Raum, dass sie einen Grundlastanteil garantieren müssen. Das soll möglicherweise die Versorgungssicherheit gewährleisten. Eine Aufgabe, die viel besser und kostengünstiger aus einer übergeordneten Position, zum Beispiel von den Übertragungsnetzbetreibern, organisiert wird. Das hat jahrzehntelang perfekt funktioniert.

Laut Koalitionsvertrag müsste nun doppelte Arbeit geleistet werden. Erst entsteht – voraussichtlich durch Stromhandel – ein virtueller Flickenteppich und dann muss noch eine eigene Dienststelle alles überwachen und lokal nachbessern. Die einzige tatsächliche Auswirkung wäre, dass erneuerbare Energien nicht mehr von Bürgern, Landwirten oder Kommunen ausgebaut werden können, weil nur noch große Energieversorger in der Lage sind, diese Auflagen einzuhalten.

Gaskraftwerke dagegen könnten durch ihre hohe Flexibilität Schwankungen in Angebot und Nachfrage der erneuerbaren Energien ausgleichen.

Außerdem werden Gaskraftwerke auf lange Sicht wichtig, weil sie den derzeit einzigen saisonalen Speicher Methan als Rohstoff nutzen. Es wäre also zielführend und nachhaltig, den Kraftwerkspark auf diese Technik auszurichten, statt weitere Umwege über unflexible und schmutzige Energieproduzenten zu gehen.

Wenn die Energiewende sinnvoll und kostengünstig gestaltet werden soll, dann muss die Politik jetzt vorausblickend die Weichen stellen. Wir benötigen neue Marktmechanismen, die zu den erneuerbaren Energien passen. Eine Ausbaubremse, wie im Koalitionsvertrag festgeschrieben, hat keinen Sinn und erhöht die Kosten, weil wir uns bereits mitten im Systemwechsel befinden und damit auf längere Sicht das neue und alte System bezahlen müssten.

Eine in diese Richtung vorausblickende Politik hat Hannelore Kraft – als „Freund der Kohle“ – verhindert.

Quelle

KLIMARETTER.INFO | Trudel Meier-Staude 2013Die Umweltaktivistin Trudel Meier-Staude lebt in München und engagiert sich seit vielen Jahren für einen konzernunabhängigen Strommarkt.

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