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Bürger retten die Welt, nicht Konsumenten

So ganz taufrisch sind die Erkenntnisse ja nicht, dass eine Minderheit auf diesem unseren Planeten deutlich mehr verbraucht als das auf Dauer zu verkraften ist. Auch die Frage: Was tun? Hat mittlerweile schon ein paar Generationen von Forschern beschäftigt. Die Antworten freilich sind bislang eher unbefriedigend.

Von Events wie einer Weltklimakonferenz ist keine schnelle Lösung zu erwarten, also richten sich die Blicke zur Weltrettung auf den Konsumenten. Viele kleine Schritte ergeben schließlich auch einen großen Effekt, wird uns Verbrauchern allerorten gepredigt. Und hängt nicht unsere Wirtschaft zur Hälfte am privaten Konsum?

Gewissen ist geil, die persönliche C02-Bilanz zählt. Licht aus gemacht? Regional gegessen? Den Mallorca-Flug CO2-kompensiert? Nur den kleinen Knopf an der Klospülung betätigt oder hamse etwa den ganze Behälter durchgejagt, Sie kleines speckiges Ökoschweinchen? Dabei ist gut gemeint oft das Gegenteil von gut gelungen. Wasser sparen: völliger Quatsch, das schont bei uns lediglich den Geldbeutel, der aber andererseits wegen fehlender Spülung der Kanäle und damit höheren Sanierungskosten mehr geschröpft wird. Wir haben halt keinen Wassermangel in Deutschland.

Weniger Fleisch essen, da wäre wirklich Wasser gespart, denn für die Erzeugung von einem Kilo Fleisch wird in der ganzen Nahrungskette vom Sojabohnen-Tierfutter-Acker bis zur Kuh soviel Wasser verbraucht, dass man ein Jahr lang damit Duschen könnte. Aber aufs Steak verzichten, soweit geht die Liebe zur Umwelt und den Mitmenschen in der Dritten Welt dann doch nicht.

Ich kann Sie beruhigen: das macht alles nix. Auf den einzelnen Verbraucher kommt’s gar nicht an. Ohne bürgerliches und politisches Engagement für andere, nachhaltige Rahmenbedingungen lokal bis global sind die Anstrengungen des Einzelnen so nachhaltig wie völlig umsonst. Träge steuert der Tanker Erde auf den globalen Kollaps zu, derweil oben auf Deck tausende kleine Öko-Hamster in nachhaltig ausgestatteten Laufrädchen wieseln, emsig Müll trennen und sich dabei gut fühlen.

„Warum ökologisch korrekter Konsum die Umwelt nicht retten kann“, das hat der Physiker Armin Grunwald schlüssig auf lesbaren 120 Seiten zusammengefaßt. Nachhaltig gut. Darin steht auch das Bild vom Tanker und den Hamstern in ihren Laufrädern. Sehr eindringlich, finde ich. „Ende einer Illusion“ heisst das Buch. Man kann es gar nicht oft genug empfehlen.

Wobei Grunwald nicht zur Verantwortunglosigkeit aufruft, im Gegenteil. Etwas persönliche Glaubwürdigkeit muss schon sein, Wein trinken und Wasser predigen passt nicht zusammen. Aber man sollte sich keine Illusionen über die tatsächlichen Auswirkungen des eigenen Handelns als Konsument machen. Bürger sind gefragt. Dafür ist dieses kleine, schön, knapp und anschaulich geschriebene Buch wichtig und deshalb kann man darauf nicht oft genug hinweisen.

Übrigens: Falls Ihnen zu Weihnachten noch ein kleines nachhaltiges Geschenk für unter zehn Euro fehlt – ich hätte da eine Idee…

Achim Grunwald: “Ende einer Illusion – warum ökologisch korrekter Konsum die Umwelt nicht retten kann”, oekom-Verlag, 9,95 Euro.

Quelle

Südwestrundfunk 2012

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