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Bundesweites Vogelmonitoring

Welches ist der häufigste Vogel Deutschlands? Wird die Goldammer seltener? Finden Brutvögel überhaupt noch Platz in unseren Städten?

Hinter dem sperrigen Begriff  „Vogelmonitoring“ verbirgt sich eine fröhliche Beschäftigung, bei der viele tausend Ehrenamtliche in der freien Natur aktiv sind und nicht nur genau wissen wollen, welcher Vogel sich wo aufhält und was er gerade macht, sondern auch einen Beitrag zum Schutz der Vogelwelt leisten wollen. Die ehrenamtlich erhobenen Daten besitzen eine hohe fachliche Qualität und können deshalb für viele Naturschutzfragen ausgewertet und als Entscheidungshilfe genutzt werden.

Die Bund-Länder Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring

Die Qualität der Daten und die Begeisterung der MitarbeiterInnen hängt entscheidend davon ab, dass eine zentrale Stelle Materialien ausgibt, den Kontakt mit den im Gelände Tätigen hält, auf Abgabetermine für die Geländedaten hinweist, die Daten auswertet und regelmäßig hochwertige Publikationen daraus erstellt. In Deutschland hat der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) diese Aufgabe übernommen – zusammen mit seinen etwa 50 Mitgliedsverbänden. Bund und Länder haben vor einigen Jahren die Bedeutung der ehrenamtlich erhobenen Daten erkannt und fördern die koordinative Tätigkeit des DDAsowie die Datenauswertung jährlich mit 250.000 €. Diese Unterstützung wird durch die Bund-Länder Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring formal geregelt. Hierbei ist das Bundesamt für Naturschutz die Stelle, die für die Koordination der Beteiligten verantwortlich ist. Die Länderfachbehörden – organisiert in der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten – arbeiten beim bundesweiten Vogelmonitoring mit, unterstützen das Monitoring auf Landesebene und stimmen ihre Arbeiten in der Regel mit den ehrenamtlichen Aktivitäten ab.

Aufbau des Monitorings

In Deutschland brüten derzeit regelmäßig 280 Vogelarten (einschließlich eingebürgerter Arten). Im Winterhalbjahr treten während des Zuges oder zur Rast regelmäßig rund 130 Wasservogelarten und -populationen in Deutschland auf. Für das Vogelmonitoring wird das Spektrum aufgeteilt:

  • Monitoring häufiger Brutvögel (MhB); es betrachtet die 50 – 60 häufigsten Brutvögel Deutschlands. Das Programm wurde im Jahr 2004 neu konzipiert und in der aktuellen Form gestartet; die Datenreihen aus dem alten „DDA-Monitoring häufiger Vogelarten“ bis zum Jahr 2010 fortgeschrieben.
  • Monitoring seltener Brutvögel (MsB); bisher kann für etwa 90 Arten eine fundierte Aussage über die Bestandsveränderung ausgewiesen werden. Künftig soll die Erfassung von Brutvögeln in nach Häufigkeit und Verbreitung gestaffelten Erfassungseinheiten durchgeführt werden und alle seltenen Brutvogelarten Deutschlands umfassen. Das Programm schließt alle Arten ein, die nicht ausreichend vom Monitoring häufiger Brutvögel abgedeckt sind.
  • Monitoring rastender Wasservögel (MrW); dieses traditionsreichste Programm wird seit den 1960er Jahren durchgeführt und gibt Aussagen über Vorkommen und Häufigkeit von Wasservogelarten im Winterhalbjahr; Verbesserungen und Erweiterungen des Monitorings sehen künftig die Beobachtung aller unter den Schutz internationaler Übereinkommen gestellten Wasservogelarten in einem umsetzbaren Gesamtkonzept vor.

Politische Vögel in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

Mit dem Vogelmonitoring werden die Daten für den Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ bereitgestellt. Dieser Indikator basiert auf den Bestandsentwicklungen von 59 ausgewählten, indikatorisch bedeutsamen Vogelarten. Er bilanziert in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wichtige Zustandsgrößen der genutzten Landschaft und hat Bezüge zu allen wichtigen Aktionsfeldern und Maßnahmen der NBS. Der Indikator beschreibt die Qualität der Landschaft unter dem Einfluss der Landnutzung. Die Größe der Brutbestände spiegelt die Eignung der Landschaft als Lebensraum für die ausgewählten Vogelarten wider. Da neben Vögeln auch andere Arten an eine reichhaltig gegliederte Landschaft mit intakten, nachhaltig genutzten Lebensräumen gebunden sind, bildet der Indikator indirekt auch die Entwicklung zahlreicher weiterer Arten in der Landschaft und die Nachhaltigkeit der Landnutzung ab. Der Indikator wird aus sechs Teilindikatoren gebildet, die die wichtigsten Nutzungs- und Landschaftstypen Deutschlands darstellen: Agrarland, Wälder, Siedlungen, Binnengewässer, Küsten/Meere und Alpen.

Ausblick

Die Ergebnisse des Vogelmonitorings werden regelmäßig in Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Darüber hinaus hat der DDAein Internetportal eingerichtet, welches aktuelle Informationen aus dem Vogelmonitoring bereitstellt.

Zukünftig soll das Online-Angebot ornitho.de die Eingabe von Beobachtungsdaten in eine Online-Datenbank ermöglichen; es wird vom Dachverband Deutscher Avifaunisten betrieben und vom BfN und den Länderfachbehörden unterstützt. In ornitho.de können sowohl wertvolle Zufallsbeobachtungen als auch systematisch im Monitoring erhobene Daten eingegeben werden. Damit soll die Geschwindigkeit der Datenweitergabe erhöht werden und die technischen Möglichkeiten zur Entlastung von MitarbeiterInnen und KoordinatorInnen in weitem Umfang genutzt werden. Ornitho.de wird im ersten Quartal 2011 Online gestellt werden.

Publikationen

  • Flade, M., Grüneberg, C., Sudfeldt, C. et al. (2008): Birds and Biodiversity inGermany – 2010 Target. – Steckby (DDA): 55.S. –  Link
  • Sudfeldt, C., Dröschmeister, R., Flade, M., Grüneberg, C., Mitschke, A., Schwarz, J. & Wahl, J. (2009): Vögel in Deutschland – 2009. – Münster (DDA,BfN & LAG-VSW): 66 S. –  Link
  • Sudfeldt, C., Dröschmeister, R., Grüneberg, C., Jaehne, S., Mitschke, A. & Wahl, J. (2008): Vögel in Deutschland – 2008. – Münster (Dachverband Deutscher Avifaunisten, Bundesamt für Naturschutz und Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten): 46 S. –  Link
  • Sudfeldt, C., Wahl, J., Mitschke, A., Flade, M., Schwarz, J., Grüneberg, C., Boschert, M. & Berlin, K. (2010): Vogelmonitoring in Deutschland – Ergebnisse und Erfahrungen. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 83: 99–117. –  Link
  • Wahl, J., Grüneberg, D., Heinicke, T., Mitschke, A. & Sudfeldt, C. (2010): Monitoring-Rundbrief 2/2010. – 33. S. –  Link
Quelle

Bundesamt für Naturschutz | BfN 2014

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