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© bigstock | ssuaphoto | Die EU hat das Ende für Pkw mit Verbrennungsmotor eingeläutet.

Corona: Studie zeigt Gefahren der Luftverschmutzung

viele Wissenschaftler*innen vermuten, dass Luftverschmutzung negative Auswirkungen auf die Zahl der Übertragungen und die Gefahren einer COVID-19 Ansteckung haben könnte. Schließlich ist es hinreichend erwiesen, dass Feinstaub, Stickoxide und andere gefährliche Stoffe in der Luft zu Lungen- und Herz/Kreislaufkrankheiten führen. Menschen mit diesen Vorerkrankungen gelten als besonders gefährdet im Falle einer Corona-Ansteckung. Der Umwelt- und Gesundheitsausschuss des Europaparlaments hat deshalb auf meine Initiative hin eine Studie in Auftrag gegeben, um den konkreten Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Corona zu untersuchen.

Die Forscher*innen der Universität Utrecht zeichnen in ihrer Studie das leider bekannte dramatische Bild: Jedes Jahr sterben mehr als 400.000 Menschen in Europa vorzeitig an Krankheiten ausgelöst durch Luftverschmutzung. In Deutschland sind es allein mehr als 70.000 Menschen im Jahr. Sie zeigen auch, dass viele Studien auf einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Übertragung sowie Gefahren einer Corona-Ansteckung hindeuten, obwohl die Datenlage aufgrund der kurzen Zeit noch dünn ist. So stellten Forscher*innen in Italien zum Beispiel einen Zusammenhang zwischen Feinstaubbelastung und Sterblichkeitsrate bei Coronainfektionen fest. Luftverschmutzung verursacht chronische Krankheiten wie Asthma, chronische Lungenerkrankungen, Lungenkrebs, Herzkrankheiten und Diabetes. Viele dieser Erkrankungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Krankenhausaufenthalten, Einweisungen auf Intensivstationen und Todesfällen bei Infektion mit COVID-19. Allein aus diesem Grund sehen die Wissenschaftler*innen ernsthafte Hinweise auf negative Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die COVID-19-Pandemie. Es sind jedoch noch mehr (Langzeit-)Studien nötig, um diese Vermutung stichhaltig zu belegen. 

Die Forscher*innen sind jedoch umso deutlicher in ihren Schlussfolgerungen zum Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Gesundheitsrisiken. Nicht nur ist die Belastung der Luft in weiten Teilen Europas viel zu hoch – sie ist auch oft ungleich verteilt. Regionen mit geringeren durchschnittlichen Einkommen sind häufig mehr gefährlichen Stoffen in der Luft ausgesetzt. Dies spiegelt sowohl das West-Ost-Gefälle in Europa wider, als auch regionale Unterschiede in den einzelnen Mitgliedsländern. Soziale Ungleichheit wird wiederum durch Luftverschmutzung verstärkt, weil Personen mit geringeren Einkommen oft schlechteren Zugang zu Gesundheitsvorsorge haben und so häufiger an Erkrankungen leiden. 

Die Wissenschaftler*innen untersuchten auch, wie sich die “Lockdowns” in Europa im letzten Jahr auf die Luftqualität ausgewirkt haben. Wenig überraschend sind Stickoxidbelastungen in Städten in diesen Zeiten um 30% bis 50% zurückgegangen. Weniger Verkehr führt also ganz deutlich zu besserer Luft. Anders ist es bei Feinstaub, da dieser auch aus anderen Quellen, z.B. der industriellen Massentierhaltung stammt. Da diese Industriezweige viel weniger von Lockdowns beeinträchtigt waren, ist die Feinstaubbelastung nur sehr gering gesunken. 

Die Studie des Umweltausschusses ist auch deshalb so alarmierend, weil so viele Krankheiten vermieden und Menschenleben gerettet werden könnten, wenn EU-Gesetze zur Luftqualität eingehalten würden. Denn es ist offensichtlich, dass in vielen Mitgliedstaaten – auch und gerade in Deutschland – die Belastung der Luft oft über den erlaubten Grenzwerten liegt. Seit Jahren versagt die Bundesregierung hier und schafft es nicht, Bürgerinnen und Bürger vor den Gefahren der Luftverschmutzung zu schützen. Zurzeit bin ich grüner Berichterstatter für einen Bericht des Parlaments zur Umsetzung der EU-Gesetze zur Luftqualität in den Mitgliedstaaten. Wir werden unter anderem die Umsetzung der Regeln für Feinstaub, Ammoniak, Stickoxide und andere Stoffe bewerten. Ich freue mich deshalb über Ihre und Eure Unterstützung und Beiträge. Gerade praktische Beispiele mangelnder Umsetzung sind von großer Hilfe in den anstehenden Diskussionen und Abstimmungen im Umweltausschuss. 

Quelle

Sven Giegold 2021

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