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Dänemark: Abschied vom Ölkessel

Seit Januar dürfen in Dänemark keine Öl- und Erdgasheizungen mehr eingebaut werden – konsequente Energiepolitik oder kommt jetzt erst recht die Maiswüste?

Seit Januar gilt in Dänemark das Verbot für den Einbau von Öl- und Erdgasheizungen in Neubauten. Bei der Altbaumodernisierung dürfen dann ab 2016 Erdgas- und Ölheizungen weder installiert noch ausgetauscht werden. Die Brennerumstellung in Wohngebäuden wird mit einem 5,6 Mio. Euro Programm für Wohngebäude und für die Einführung energieeffizienter Wärmerzeuger auch in der Industrie gefördert.

Beides ist Teil der dänischen Energie-Strategie mit ihren beiden Meilensteinen: Bis 2020 soll die Nutzung von fossilen Energien um 33 Prozent reduziert werden, bis 2050 soll die vollständige Unabhängigkeit von Öl und Gas erreicht sein.

Dänemark ist damit konsequenter als die hiesige Energiepolitik. Bei uns gilt weiterhin auch fossiles Erdgas als sauberer Energieträger, der in Verbindung mit einer Solarthermieanlage zur Heizung in Wohnhäusern weiter gefördert wird. Und auch bei der Stromerzeugung vertraut man immer noch primär „schnell reagierenden“ Gaskraftwerken, anstatt das Netz an sich flexibler zu machen.

Allerdings wird auch in Dänemark nicht konsequent auf Wärmepumpen und Solarheizungen umgeschwenkt. Sondern Gasheizungen können weiter betrieben werden, wenn sie in Zukunft Biogas verbrennen. Welche Folgen das für die Landschaft haben wird wird sich bald zeigen.

Schon jetzt baut Dänemark nämlich intensiv Mais an und beliefert damit auch deutsche Biogasanlagen. In Zukunft dürfte Dänemark mehr von seinem eigenen Mais selbst verbrauchen oder muss die Anbauflächen weiter vergrößern.

Bei uns forderte gerade die Präsidentin des Bundesamt für Naturschutz (BfN) eine Deckelung der Maisproduktion. Der exzessive Anbau der Bioenergiepflanze habe die Verarmung der Böden zur Folge „ökologische Wüsten ohne Bodenleben, Rückzugs- und Nahrungsräume verschwinden“.

Sie forderte deshalb, den Maisanbau zu begrenzen und eine regionale Deckelung der Biomasseproduktion einzuführen. Doch der Hauptgrund für den Maisanbau ist gar nicht die Energieerzeugung allein sondern die hohe Gülleverträglichkeit von Mais und damit die, aus Sicht der Agrarindustrie, ideale Kombination mit der Massentierhaltung und ihrem Anfall an Fäkalien die man so auf dem Acker beseitigen und per Biogas veredeln kann.

Auf diesen Punkt weist auch die Agentur für Erneuerbare Energien in ihrem gerade erschienen Potenzialatlas Bioenergie hin . Sie geht zwar davon aus, dass bis 2020 die Energiepflanzenanbaufläche von 2,1 auf dann 4 Mio. Hektar Energiepflanzen anwachsen könnte.

Doch würden auch jetzt schon mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche nicht für Lebensmittel sondern für die Futtermittelproduktion eingesetzt, für den Energiepflanzenanbau würden 6x weniger Anbaufläche beansprucht. Die Agentur plädiert deshalb für eine bessere Ausnutzung von Ernteresten und Abfällen um in Zukunft mehr Bioenergie auf weniger Fläche zu gewinnen.

Quelle

Matthias Brake 2013Erstveröffentlichung: Telepolis 16.02.2013

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