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Den Wind kann Putin nicht abstellen

Am Donnerstag ging in Barcelona das Jahrestreffen der europäischen Windkraftbranche zu Ende.

Dort stellte der Branchenverband nicht nur Studien zu den Kosten der fossilen Energiequellen vor, sondern mahnte auch Einsatz für die Energiewende an.

Die europäische Windenergievereinigung EWEA setzt sich auf EU-Ebene für eine Energiewende ein. In Spanien muss sie das noch zusätzlich tun. „Es ist schwer zu verstehen, wie Spanien seine Windindustrie in Gefahr bringen kann, wo die doch weltweit führend ist“, sagte EWEA-Geschäftsführer Thomas Becker laut dem spanischen Onlineportal Ecoticias am Dienstag in Barcelona. Dort fand von Montag bis Donnerstag das EWEA-Jahrestreffen mit angeschlossener Messse statt. Der Verband bezeichnet sich als „weltgrößtes und stärkstes Windenergienetzwerk“, mit über 700 Mitgliedern aus fast 60 Ländern.

Spanien ist nicht nur geografisch weit entfernt von der Krisenregion um die Ukraine. Während in vielen Ländern nun geschaut wird, wie groß die eigene Abhängigkeit vom aus jener Region kommenden Gas ist, könnte Spanien angesichts seines Potenzials an Wind- und Sonnenstrom relativ unbesorgt in die Zukunft blicken. 2013 war die Windkraft schon der größte Beiträger zum spanischen Energiemix

Die rückwirkenden Kürzungen der spanischen Regierung für die erneuerbaren Energieträger führten und führen immer noch zu Groll in der Windkraftbranche, die sich da am stärksten betroffen sieht. Die spanischen Verbände von Windkraft und erneuerbaren Energiequellen allgemein wiesen in Barcelona darauf hin, dass die Branche eigentlich wachsen könnte und viele Arbeitsplätze geschaffen habe, aber von der Regierung bekämpft werde. Firmen und Fonds aus über einem halben  Dutzend Ländern verklagen derzeit Spanien vor überstaatlichen Schiedsgerichten – kein Wunder also, dass die Regierung niemanden zum EWEA-Treffen schickte, wie die Online-Zeitung El Confidencial festhielt

Statt dessen kam Artur Trindade, Energiestaatssekretär Portugals. Er forderte, die EU-Staatschefs sollten bei ihrem Treffen zur Diskussion der Klimaschutzstrategie der EU-Kommission am 20. und 21. März über das unambitionierte Ziel eines Anteils erneuerbarer Energiequellen von 27 Prozent für 2030 hinausgehen und 40 Prozent festsetzen.

Zur Untermauerung ihrer Forderung nach Stärkung der eigenen Branche präsentierte die EWEA in Barcelona auch zwei Studien. Eine erbrachte, dass der Import fossiler Brennstoffe nach Europa 2012 auf einen Wert von 545 Milliarden Euro stieg, was das Dreifache der Kosten der Schuldenhilfe für den griechischen Staat sei. Eine andere zum Wasserverbrauch zeigt auf, dass die europäischen Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke jährlich 4,3 Milliarden Kubikmeter Wasser verbrauchen, so viel wie 82 Millionen EU-Durchschnittsmenschen. Die Windenergie, die kein Wasser braucht, spare da heute schon 1,2 Milliarden Kubikmeter ein. 44 Prozent des EU-Wasserverbrauchs gingen für die Energieproduktion drauf.

Die Leiterin der Internationalen Energieagentur, Maria van der Hoeven,kritisierte in Barcelona die ihrer Ansicht nach hohen Subventionen, die ihre eigene Organisation und die OECD für fossile Brennstoffe verteile: „Sie verzerren den Markt, sie ermutigen zu Verschwendung, sie sind nicht nützlich.“

Auf all diese Argumente setzte EWEA-Vorsitzender Andrew Garrard in einer Rede noch eines mit politischem Bezug drauf: Den Wind kann Russlands Präsident Putin nicht abstellen.

Quelle

energiezukunft | rh 2014

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