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Der diskrete Charme der (Strom)-Bourgeoise in Österreich

Die Worte des Wirtschaftsministers Reinhold Mitterlehner am 27.Juli dieses Jahres müssen auf die österreichischen Stromversorger wohl wie der schrille Ton einer Trillerpfeife gewirkt haben.

Jedenfalls war an eine Fortführung des gepflegten Schönheitsschlafes nicht mehr zu denken. Die Strompreisentwicklung, so der Minister, gäbe Spielraum zur Senkung der Tarife für private Kunden. Tatsächlich ist der durchschnittliche Strompreis im Handel seit dem dritten Quartal 2008 von 84,95 Euro pro MWh auf aktuell 36,81 Euro gefallen.

Hatten sich die Stromversorger bisher geziert, die Kunden am Preisverfall partizipieren zu lassen so preschte am 31. Juli der Verbund vor und kündigte eine Strompreissenkung von 10 Prozent an. Andere folgten, wenn auch mit (noch) kleineren Margen.

Es ist aber zu bezweifeln, dass diese Preissenkung bereits der schmerzhafteste Teil der Operation war. Die Eigendynamik der Strompreisentwicklung wirft nämlich unvermeidbare Zukunftsfragen für die Energiepolitik auf.

Entscheidend, aber bisher nicht definitiv gestellt, ist die Frage, worauf der Strompreisverfall der letzten Jahre (trotz deutschem Atomausstieg) zurück zu führen ist?

Der unverdächtigste Zeuge, RWE-Chef Peter Terium, gab im Spiegel Nr. 26/2012 folgende Antwort: „Die großen Mengen Wind- und Sonnenenergie, die ins Netz strömen, haben zusammen mit der Wirtschaftskrise dazu geführt, dass die Strompreise deutlich in den Keller gegangen sind.“

Hoppla, die vielgescholtenen Preistreiber entpuppen sich plötzlich als Preissenker?!

Sind die verteufelten Förderungen für Erneuerbare mittelfristig gar sinnvolle Investitionen in ein stabiles Stromsystem, das Preisstabilität auf niedrigem Niveau und zusätzlich Versorgungssicherheit garantiert?

Besonders, wenn man weiß und bedenkt, dass die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris (bestimmt kein grüner Radieschen-Club) im World Energy Outlook 2011 enthüllte, dass die weltweite Förderung fossiler Energien mit 523 Milliarden US-Dollar zu Buche schlug, während Erneuerbaren nur 80 Förder-Milliarden erhielten.

Argumente, die gerne diskret verschwiegen werden.

All diese Fakten zwingen zu einem Neuansatz in der politischen Diskussion am Sektor der Stromerzeugung und –versorgung; Auseinandersetzung, die die großen internationalen Stromkonzerne scheuen, wie der Wurm den Angelhacken.

Österreich wird derzeit von den Folgen der „Energiewende“ nur gestreift, der hohe Anteil an erneuerbarem Strom von 73 Prozent (Bundesminister Mitterlehner) gibt Handlungsspielraum, auch wenn nagelneue Gaskraftwerke mangels Rentabilität eingemottet werden müssen.

Aber eines darf man auch hierzulande nicht übersehen: „Die Energiezukunft hat bereits begonnen!“

Quelle

Hans Kronberger 2013

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