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Der unbeachtete Fußgänger

VCD Städtecheck 2014: Fußgänger verunglücken relativ selten, aber häufig zu schwer.

Mehr als jeder vierte Weg in deutschen Städten wird zu Fuß zurückgelegt. Jede und jeder ist irgendwann am Tag einmal zu Fuß unterwegs. Dies scheint so selbstverständlich, dass diese Gruppe der Verkehrsteilnehmer kaum im Fokus der Verkehrssicherheitsarbeit steht. Doch wie sicher sind wir unterwegs? Ist die Infrastruktur so ausgelegt, dass sie den Fußgängern entgegenkommt und bestenfalls das Zufußgehen fördert?

Der »VCD Städtecheck 2014 – Verkehrssicherheit für Fußgänger und Fußgängerinnen« hat dies untersucht und kommt zum Ergebnis: Fußgängerinnen und Fußgänger sind in Städten, gemessen am Anteil der zurückgelegten Fußwege, relativ sicher unterwegs. Innerorts verunglückten in den letzten fünf Jahren durchschnittlich 12 Prozent aller im Straßenverkehr Verunglückten zu Fuß. Unverhältnismäßig hoch ist jedoch die Gefahr, dass sie bei einem Unfall schwer oder sogar tödlich verletzt werden. Mehr als ein Drittel aller innerhalb von Ortschaften im Straßenverkehr Getöteten waren in den letzten fünf Jahren Fußgänger. Im Jahr 2013 lag der Anteil sogar bei 40 Prozent.

In der neuen Verkehrssicherheits-Studie betrachtet der ökologische Verkehrsclub VCD bewusst die Entwicklung der im Straßenverkehr verunglückten Fußgängerinnen und Fußgänger. Analysiert wurden alle deutschen Großstädte mit über 100.000 Einwohnern im Fünf-Jahreszeitraum zwischen 2009 und 2013.

Ingolf Hetzel, Mitglied im VCD-Bundesvorstand, zu den Ergebnissen: „Der Fußverkehr leistet einen wichtigen Beitrag zu einer umweltverträglichen Nahmobilität. Ausdrücklich gefördert wird er jedoch in den seltensten Fällen, hier besteht Nachholbedarf. Denn auch wenn sich Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs im Nebeneffekt günstig auf die Verkehrssicherheit von Fußgängern auswirken, reichen diese „Mitnahmeeffekte” allein nicht aus. Um speziell das Gehen für Kinder und ältere Menschen sicherer zu machen, braucht es zudem altersbezogene Analysen der Unfallschwerpunkte und zielgerichtete Maßnahmen.”

In mehr als der Hälfte der 80 untersuchten Städte haben die Verunglücktenzahlen im Fußverkehr in den letzten fünf Jahren tendenziell zugenommen. Sie erhielten auf der »VCD Städtecheck«-Karte eine rote Ampel. Aber auch für Städte, in denen die Verunglücktenzahlen in den letzten fünf Jahren tendenziell gesunken sind, kann kaum eine Entwarnung gegeben werden. Vielerorts gibt es überhaupt keine Fußgängerstrategie. Somit bleibt eine Verstetigung der positiven Entwicklung fragwürdig.

Anja Hänel, Referentin für Verkehrssicherheit beim VCD, zu den Hauptunfallursachen: „Fußgängerinnen und Fußgänger verunglücken zu über 80 Prozent beim Queren der Straße und das nicht, weil sie sich fehl verhalten, sondern oft aufgrund falscher Abbiegemanöver oder überhöhter Geschwindigkeit von Autofahrern. Die Geschwindigkeit zu senken und die Sichtbarkeit von Fußgängern zu erhöhen, sind deshalb die zentralen Handlungsfelder, um das Gehen sicherer zu machen.”

Vereinzelt zeigen Städte bereits, wie mit wenig Mitteleinsatz, zum Beispiel durch Farbmarkierungen, Straßenräume so umgestaltet werden können, dass sie sicherer werden. Anja Hänel betont: „Vor allem muss immer wieder deutlich gemacht werden, dass Falschparken kein Kavaliersdelikt ist, sondern für Kinder zur tödlichen Falle werden kann, weil Kinder hinter den Autos nicht gesehen werden.” Die Lösung liegt hier nicht in Einzelmaßnahmen, sondern in einem guten Mix aus Baumaßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit und regelmäßigen Kontrollen.

Quelle

Verkehrsclub Deutschland e.V. 2014

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