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Die Ampel steht im Wald

Nur ein Bruchteil der Wälder in Deutschland ist gesund, und die Ampelkoalition hatte ein neues Waldgesetz versprochen. Doch von Bodenschutz bis Waldumbau regelt der Gesetzentwurf wenig. Zeit, eine Runde im Wald zu drehen? Von Joachim Wille

Es steht schlimm um den deutschen Wald. Jeder, der ihn besucht, sieht es. Eine Serie von Hitze- und Trockenjahren hat ihm zugesetzt. Der Wassermangel, bis hinunter in tiefe Bodenschichten, schwächte seine Vitalität, und der Borkenkäfer sowie andere Schädlinge erledigten den Rest.

Doch auch die Forstbesitzer hatten ihren Anteil daran. Anfällige Monokulturen statt Mischwälder, schnell wachsende Fichtenäcker auf ungeeigneten Standorten, Brachialmethoden bei der Holzernte – all das trug dazu bei, dass man heute leider von einem „Waldsterben 2.0“ sprechen muss.

Nur noch jeder fünfte Baum gilt laut der letzten Waldinventur noch als gesund.

Die Bundesregierung hatte sich vorgenommen, dagegen etwas zu unternehmen. Ein besseres Waldgesetz sollte her, hieß es im Koalitionsvertrag.

Doch, man kennt das ja inzwischen von den Klima- und Umweltprojekten der Ampel, die Umsetzung gestaltete sich enorm zäh.

Fast drei Jahre gingen ins Land, bis Agrar- und Forstminister Cem Özdemir (Grüne) seinen Entwurf nun in die Ressortabstimmung im Bundeskabinett gab. Und siehe da: Von dem ambitionierten Ampel-Projekt ist nicht viel übrig geblieben.

Novelle light

Statt des erhofften neuen Gesetzes mit Leitlinien zum Waldumbau, einem durchgreifenden Kahlschlagverbot und Vorgaben zum Bodenschutz sind nur Änderungen im alten Text vorgesehen, der aus dem Jahr 1975 stammt. Aus einer Zeit also, als von Waldsterben und Klimawandel noch keine Rede war.

Hinzu kommt: Özdemir hat seine Pläne entschärft. Ein Beispiel dafür ist, dass ungenehmigte Kahlschläge nicht mehr als Straftat gelten sollen, sondern nur noch als Ordnungswidrigkeit mit dem Risiko einer Geldbuße. Und ein großer Teil der Verantwortung für den klimaresilienten Waldumbau soll offenbar an die Bundesländer abgeschoben werden.

Die Umweltverbände haben an Özdemir dringend appelliert, seinen Entwurf nachzubessern. Doch die Chance, dass das passiert, ist gleich null.

Denn die Novelle hat mächtige Gegner.

Da ist nicht nur die Lobby der Waldbesitzer, die für die Beibehaltung des Uralt-Gesetzes gepowert hat („Hände weg vom Bundeswaldgesetz“) und nun auch bei Özdemirs Novelle light den Daumen senkte. Sondern auch die Ampel-Partei FDP, die das ganze Projekt eigentlich für unnötig hält.

Das heißt, eher wird die Novelle noch weiter abgeschwächt.

Da bleibt uns nur, zur Entspannung eine Runde im Wald zu drehen. Solange noch was davon steht.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2024 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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