Die neue Atom-Allianz
Während Deutschland seine Atomkraftwerke bis 2022 abschaltet und weltweit Staaten aussteigen, wollen die USA, Kanada und Japan eine nukleare Renaissance einläuten. Das soll dem Klima helfen. Von Benjamin von Brackel
Der Schauplatz ist mit Bedacht gewählt: Auf einer Konferenz über „saubere Energie“ im Dänischen Zentrum für Architektur in Kopenhagen ist für den 24. Mai der Termin angesetzt worden. Zwischen Veranstaltungen zur flexiblen Einspeisung und zur Finanzierung erneuerbarer Energien verkünden zur Stunde Abgesandte der USA, Kanada und Japan die Renaissance der Nuklearenergie. Als klimafreundliche Technologie will die neue Allianz sie verkaufen und nun weltweit auf einen Siegeszug führen.
„Diese globale Initiative wird dafür sorgen, dass Atomenergie einen Platz am Tisch bei den Debatten über Innovation und fortschrittliche Saubere-Energie-Systeme haben wird“, erklärte der Vizechef des US-Energieministeriums Dan Brouillette schon vor dem Termin. „Innovative Nuklear-Systeme werden eine Schlüsselrolle in der weltweiten Dekarbonisierung spielen.“
Die Atomenergie lasse sich gut ins Energiesystem der Zukunft einpassen, sagte Brouillette – als Ergänzung zu den erneuerbaren Energien. Und zwar überall dorf, wo man viel Strom brauche: in Entsalzungsanlagen oder für Industrieprozesse, bei der Herstellung von synthetischem Wasserstoff oder Energiespeichern.
Zunächst einmal ist die Rhetorik bemerkenswert: Dass die USA überhaupt einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen, überrascht, tut die Regierung in den USA doch gerade alles dafür, Klimaschutz-Maßnahmen einzuebnen, Erkenntnisse zum Klimawandel zu ignorieren oder anzuzweifeln, und selbst den Begriff „Klima“ von den Regierungs-Webseiten zu tilgen.
Experten: Atomkraft viel zu teuer
Allerdings dürfte es US-Präsident Donald Trump weniger um den Klimaschutz gehen als darum, eine bestimmte Industrie voranzubringen. Schon zum Klimagipfel 2017 in Bonn schickte er Vertreter der Atomindustrie – neben Lobbyisten der Gas- und Kohlebranche. Alle traten dort angeblich im Namen des Klimaschutzes auf.
Im Gegensatz zu Kohle- und Gaskraftwerken stoßen Atomkraftwerke tatsächlich kaum Klimagase aus. Knapp 450 Atomkraftwerke laufen derzeit in 30 Ländern. Zusammen decken sie etwa elf Prozent der weltweiten Stromproduktion ab. Nicht nur wegen des Problems der Lagerung des Atommülls und der GAU-Gefahr bezweifeln Experten, dass sich die Atomkraft ins Energiesystem der Zukunft einpassen können.
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Quelle
Der Bericht wurde von
der Redaktion „klimareporter.de“ (Benjamin von Brackel)
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