Die Risiko-Reaktoren im Norden
Die Reaktoren müssten sofort abgeschaltet werden.
Vier der Reaktoren, die der Anfang der Woche bekannt gewordene AKW-Stresstest der EU als besonders gefährlich einstuft, stehen in Schweden und Finnland. Greenpeace Skandinavien hat nun einen eigenen Bericht zum Zustand der Atomkraftwerke veröffentlicht.
„Wir waren selbst geschockt, als uns klar wurde, wie ernst die Sicherheitsdefizite sind“, meint Martina Krüger, Energieexpertin von Greenpeace-Skandinavien. Die Umweltschutzorganisation hat in einem am Dienstag veröffentlichten Rapport die Stresstests unter die Lupe genommen worden, die die schwedische Strahlenschutzbehörde SSM auf Veranlassung der EU-Kommission bei den Atomkraftwerken des Landes vorgenommen hat. Das Greenpeace-Fazit: Die Reaktoren müssten umgehend abgeschaltet werden.
Vier Reaktoren in zwei verschiedenen Ländern, bei denen das Personal weniger als eine Stunde Zeit habe, äußeren Energiewegfall oder einen Ausfall des Kühlsystems in den Griff zu bekommen, nennt der Anfang der Woche bekannt gewordene EU-Stresstest als Beispiele für besonders schwerwiegende Sicherheitsmängel. Gemeint sind das schwedische AKW Forsmark und das finnische AKW Olkiluoto. Dass solche potentiellen Gefahren nicht graue Theorie sind, war beim Beinahe-GAU in Forsmark am 25. Juli 2006 bewiesen worden. Durch einen Kurzschluss und Ausfall der Notstromversorgung war dort binnen 20 Minuten die Hälfte des Reaktorkühlwassers verdampft. Eine Kernschmelze war seinerzeit allenfalls noch 15 Minuten entfernt.
Völlig überalterte Reaktoren
Die meisten Schwachstellen, die der EU-Stresstest beispielhaft an Forsmark und Olkiluoto festmacht, gelten für alle 14 schwedischen und finnischen Reaktoren. Nicht nur gehören sie weltweit zu den ältesten – ursprünglich für 25 Jahre konstruiert, sind sie bis auf zwei 27 Jahre alte Reaktoren nun zwischen 32 und 41 Jahre alt -, sie sind auch völlig unzureichend gegen Terroranschläge und Sabotage geschützt. Ausserdem liegen sie alle am Meer und beziehen von dort ihr Kühlwasser. Sie sind damit besonders gefährdet bei Erdbeben, Tsunamis oder Überschwemmungen. So würden die Dieselgeneratoren und andere Sicherheitssysteme des AKW Forsmark schon bei einem um 2,5 m erhöhten Wasserstand überschwemmt werden. Nicht nur bei einem Stromausfall würde bei allen Reaktoren jegliche Möglichkeit der Kühlwasserzufuhr verschwinden, sondern auch bei einer Verstopfung der Meerwasserrohre beispielsweise wegen extremen Eisgangs.
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Quelle
KLIMARETTER.INFO | Reinhard Wolff 2012