Doha: Klimaschutz darf nicht zum Basar werden
Doha muss endlich Wandel in der Klimapolitik einleiten.
Nächste Woche startet die Weltklimakonferenz in Doha. Im Vorfeld wurden Berichte der Weltbank, des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und der Europäischen Umweltorganisation (EEA) veröffentlicht. Die die dramatischen Folgen, die das Überschreiten des Zwei-Grad-Ziels hätte, vehement aufzeigen. Wird der bisherige Pfad weiterverfolgt, so droht der Klima-Kollaps.
Julia Kerschbaumsteiner, Klimasprecherin bei Greenpeace meint dazu: „Die Weltgemeinschaft ist zumindest auf wissenschaftlicher Ebene einig, dass die Bekämpfung des Klimawandels ambitionierte Ziele braucht. Die Kernbotschaft der Berichte von Weltbank, UNEP und EEA, den Ausstoß von CO2 massiv einzudämmen, darf nicht länger ignoriert werden. Die in Doha verhandelnden Staaten – allen voran die Industriestaaten – müssen sich zu einer massiven Reduktion ihres Ausstoßes von Treibhausgasen bekennen. Die bisherige Versteck-Politik muss ein Ende haben. Auch Österreich ist gefordert, sich in Doha als Vorreiter zu positionieren und dafür zu sorgen, dass bei der dortigen Weltklimakonferenz der Startpunkt für ein globales Folgeabkommen gesetzt wird.“
Mangel an Vertrauen gefährdet die Zukunft der Welt
Wenn die Verhandlungen auf der am Montag beginnenden UN-Klimarahmenkonferenz in Doha (COP 18) scheitern, droht uns eine „Vier-Grad-Plus-Welt, warnt die Umweltorganisation WWF, die mit einer internationalen Delegation im Wüstenstaat Katar vertreten sein wird. „Derzeit sind die Verhandlungen durch einen Mangel an Vertrauen der Staaten in einer Zwickmühle blockiert. Die Industriestaaten wollen die Entwicklungsländer zu hohen Reduktionszielen verpflichten, kamen aber selber ihren finanziellen Verpflichtungen für die Bekämpfung der Folgen in den armen Ländern noch nicht ausreichend nach. Es geht um die Zukunft des Planeten. Die Entscheidungen in Doha sind zu wichtig, dass sie zum Wüstenbasar werden“, sagt WWF-Geschäftsführer Gerald Steindlegger.
Der WWF fordert den nahtlosen Übergang des Kyoto-Protokolls in die zweite Periode, einen globalen Klimaschutzvertrag zur Reduktion der Treibhausgase bis spätestens 2020, eine ausreichende Finanzierung der Anpassungsmaßnahmen und die Regulierung der Emissionen aus dem Flug- und Schiffsverkehr.
Das Jahr 2012 war ein Jahr der Wetterextreme, die die verhandelnden Regierungsvertreter aufwecken sollten. Dürren und massive Ernteausfälle in Afrika und den USA, Superstürme, das Abschmelzen des arktischen Eises und das Schmelzen der Gletscher sind Alarmsignale für eine veränderte Welt. Gleichzeitig erreichte die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre heuer ihren Höhepunkt. „Diese Warnsignale waren erst Schüsse vor den Bug im Vergleich zu dem was uns noch in den nächsten Jahrzehnten droht, wenn die Verhandlungen erfolglos bleiben“, so Steindlegger.
Der WWF fordert für die Klimakonferenz in Doha den nahtlosen Übergang des Kyoto-Protokolls in seine zweite Verpflichtungsperiode ab 1. Jänner 2013. Bisher haben nur die EU, die Schweiz, Liechtenstein, Monaco, Island, Norwegen, Kroatien, Kasachstan, die Ukraine, Weißrussland und Australien für die zweite Periode zugesagt. Diese Staaten emittieren aber nur 15 Prozent der weltweiten Treibhausgase. Die Staaten, die für die anderen 85 Prozent zuständig sind, müssen bis 2015 ein faires, ambitioniertes und bindendes Abkommen für alle Länder beschließen, das 2020 in Kraft treten muss. Besonders die USA, Japan, Russland und Kanada sind verantwortlich, diesen Prozess in Doha anzuführen.
Eine weitere Forderung ist der Stopp der weltweiten Entwaldung bis 2020 durch das Waldschutzinstrument REDD+ (Reduktion der Emissionen aus der Waldzerstörung). Durch die Abholzung der Wälder entstehen derzeit bis zu 20 Prozent aller Treibhausgase und dadurch wird der Lebensraum zahlloser Tiere und Pflanzen vernichtet. „Wälder sind die Schatzkammern des Lebens. Ohne Waldschutz gibt es keinen Klimaschutz und kein Überleben für Tausende Tier- und Pflanzenarten. Die Staatengemeinschaft muss wirksame Schutzmechanismen beschließen um den Raubbau sofort zu stoppen“, fordert Steindlegger. Konkret muss die Langzeitfinanzierung von REDD+ und die Einbindung in den Grünen Klimafonds sichergestellt werden.
Für die Finanzierung des globalen Klimaschutzes müsste ein konkreter Finanzierungsplan ab 2013 erstellt werden. Bis 2020 sollten dafür jährlich 100 Milliarden US-Dollar im Grünen Klimafonds für die Reduktion der Treibhausgase und die Anpassung an die verheerenden Folgen der Erderwärmung in Entwicklungsländern bereit stehen. Ein Teil des dafür benötigten Geldes muss aus der Bepreisung der Flug- und Schiffsemissionen kommen. Denn diese verursachen zehn Prozent der weltweiten Treibhausgase jährlich.
„Anstatt diese Verbrennungsmaschinerie von fossilen Treibstoffen mit Steuergeldern zu subventionieren, müssen sich die Unternehmen zu ihrer Klimaverantwortung bekennen und von den Staaten in die Pflicht genommen werden“, so Steindlegger.
Quelle
oekonews.at | holler 2012