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Dritte Desertec-Konferenz in Berlin

In dieser Woche fand die dritte Konferenz der Desertec Industrial Initiative (DII) statt.

Eine geplante Absichtserklärung zwischen den Regierungen von Marokko, Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland, die noch auf der Konferenz unterzeichnet werden sollte, wurde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, weil die Unterschrift Spaniens noch auf sich warten lässt.

Mit der Absichtserklärung und einem konkreten Geschäftsplan sollte ein großer Schritt in Richtung des geplanten 100 Megawatt Pilotprojektes in Marokko gemacht werden. Der deutsche Finanzierungsteil für das Pilotprojekt ist dabei aber noch nicht abgesegnet, es soll aber in den kommenden Tagen eine Entscheidung geben.

Beschämend für die schwarz-gelbe Bundesregierung ist, dass alle drei Minister Westerwelle, Rösler und Altmaier ihre Zusagen auf der Konferenz zu reden, nicht eingehalten haben. Von den viele anwesenden nordafrikanischen Regierungsvertretern wurde dies mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen.

Noch vor der Konferenz zeigte sich Wirtschaftsminister Rösler skeptisch gegenüber Desertec und warnte vor „zu viel Euphorie“.  Es erscheint offensichtlich, dass diese Bundesregierung nicht hinter der internationalen Energiewende steht, womöglich um nicht die klimaschädlichen Geschäfte mit den nordafrikanischen Erdöl- und Erdgasunternehmen zu stören.

Ein kleiner Rückschlag für die Initiative war sicherlich der Rückzug des Münchner Unternehmens Siemens aus dem Projekt. Nachdem Siemens diese Woche bereits ankündigte, hatte sich komplett aus dem Solargeschäft zurückziehen zu wollen, gab die Konzernführung auch bekannt, dass sie sich auch aus dem Desertec-Projekt zurückziehen werden.

Doch dies darf nicht verwundern.  Schon 2000 hatte sich Siemens als damaliger Weltmarktführer der Photovoltaik  aus dem Solargeschäft zurückgezogen und verpassten damit den Aufschwung der Photovoltaik just in dem Moment, wo das  Erneuerbaren-Energien Gesetzes eingeführt wurde. Erst nachdem der Konzern viel zu spät die ökonomischen Möglichkeiten der Erneuerbaren Energien erkannte, stieg er – mit einer großen Verspätung – 2009 wieder in das Solargeschäft  ein.

Offensichtlich ist aber der weltweite Solarzug schon so weit vorangeschritten, dass Siemens als Späteinsteiger keine Chance mehr hatte. Nun rächt sich das jahrelange Festhalten  von Siemens an der Atomsparte. Dem Konzern kommen diese strategischen Fehleinschätzungen  übrigens teuer zu stehen, der Ausstieg wird durch operative Verluste und Abschreibungen Belastungen von mehr als 250 Millionen Euro mit sich bringen. Dabei hat Siemens gerade eine entscheidende Chance verpasst. Statt das insolvente hochinnovative  Unternehmen Q-Cells zu übernehmen, überlies dies Siemens dem koreanischen Konkurrenten Hanwah.

Über 57 Partner in 16 Ländern haben sich inzwischen der Unternehmensinitiative Desertec angeschlossen. Erfreulich nach dem Ausstieg Siemens ist allerdings, dass mittlerweile  auch außer-europäische Unternehmen Interesse angemeldet haben, darunter die US-Amerikaner mit First Solar und die State Grid Corporation of China.

Neben Desertec gibt es noch weitere Projekte die verschiedene Weltregionen schneller ökologisieren und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Zum Beispiel Gobitech, wo Solar- und Windstrom aus der Mongolei in die dicht besiedelten und industriell hoch entwickelten Räume Ostchinas, Koreas und Japans beliefern können. Oder auch der neue Vorschlag der Australien National University in Canberra,  mit kostengünstigem nordaustralischem Solarstrom Südostasien zu versorgen.

Mit ambitionierten Zielen kann Desertec in den kommenden Jahren zum Vorzeigeprojekt werden. Desertec ist dabei aber nicht unbedingt entscheidet dafür das Europa mit Solarstrom versorgt wird, schließlich haben wir genügend eigene dezentrale Potentiale in Europa, entscheidend ist das Projekt aber dafür, dass Know-How und Technik aus Europa in die nordafrikanischen Länder gelangt, um dort die Wirtschaft zu unterstützen und den Ausbau der Solar- und Windenergie und die weltweite Energiewende voranzubringen.

Mehr Informationen zu Desertec gibt es hier

Quelle

Hans-Josef Fell | MdB 2012

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