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Emissionstransfers: Wege zur globalen Klimapolitik

Globale CO2-Emissionen haben im Jahr 2013 einen neuen Höhepunkt erreicht.

Eine Lösung, sie einzudämmen, sind Emissionstransfers. Wie sich diese Transfers in die internationale Klimapolitik einbinden lassen, untersucht der Oldenburger Wirtschaftswissenschaftler Marco Springmann.

Die CO2-Emissionen steigen und treiben den Treibhauseffekt weiter voran. Schuld sind unter anderem Emissionen in Entwicklungs- und Schwellenländern, die in die Luft geblasen werden für Produkte, die in den Industrieländern auf den Markt kommen und konsumiert werden. In den vergangenen zwei Jahrzehnten stiegen die indirekten Emissionstransfers, die durch den Handel zwischen Industrie- und Schwellenländern hervorgerufen werden, um das Vierfache an: von 0,4 Gigatonnen CO2 im Jahr 1990 auf 1,6 Gigatonnen im Jahr 2008. Wie sieht vor diesem Hintergrund verantwortliche Klimapolitik aus? Was können die Industrienationen tun?

Diesen Fragen ging Marco Springmann, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Oldenburg, in seinem Beitrag „Integrating Emissions Transfers into Policy-making“ nach. Er ist jetzt online im Wissenschaftsmagazin „Nature Climate Change“ erschienen – eine Publikation aus der Verlagsgruppe des renommierten Fachmagazins „Nature“. Springmann schlägt vor, dass Industrienationen die Emissionen, die auf ihren Konsum zurückzuführen sind, durch Investitionen in umweltverträgliche Entwicklungen in Entwicklungsländern ausgleichen. „Dies hätte zur Folge, dass die Industrienationen die globale Klimapolitik stärken und zu einer gerechten Lastenverteilung der CO2-Emission beitragen“, so der Wirtschaftswissenschaftler.

Globale CO2-Emissionen haben im Jahr 2013 einen neuen Höhepunkt erreicht: Zwar konnten die Industrieländer ihren eigenen Treibhausgasausstoß stabilisieren, aber die Emissionen, die auf ihren Konsum zurückzuführen sind, steigen beängstigend an. Eine zentrale Rolle spielt dabei der internationale Handel. Er ermöglicht den Import energie- und emissionsintensiver Güter aus Entwicklungs- und Schwellenländern in die Industrieländer. Dabei übernehmen die Industrienationen keine Verantwortung für die CO2-Emissionen vor Ort. Dieses Problem der sogenannten Emissionstransfers ist seit Jahren bekannt. Allerdings mangelte es bisher an konkreten Vorschlägen, wie man internationale Emissionstransfers in die aktuelle Klimapolitik einbetten kann.

Springmann untersucht in seinem Aufsatz nun die Wirtschafts- und Umwelteffekte dreier Szenarien, die Emissionstransfers auf unterschiedliche Weise in die aktuelle Klimapolitik einbinden: Da ist zuerst der Ausgleich von Emissionstransfers durch strengere Emissionsreduktionsziele in Industrieländern. In einem zweiten Szenario erfolgt die Preisanpassung von Handelsgütern in Industrieländern durch CO2-Zölle auf Importgüter und die Befreiung von CO2-Preisen für Exportgüter. Das dritte basiert auf dem Ausgleich von Emissionstransfers durch die Finanzierung von umweltverträglichen Entwicklungen in Entwicklungsländern.

Der Autor analysiert die Szenarien, indem er ein globales Handelsmodell zugrunde legt, das die internationalen Wirtschaftsbeziehungen und die sich daraus ergebenden CO2-Emissionen abbildet. Dabei zeigt sich: Der Ausgleich von Emissionstransfers durch die Finanzierung umweltverträglicher Entwicklungen in den Entwicklungsländern ist die sowohl ökonomisch als auch ökologisch vielversprechendste Option. Sie vermindert den globalen CO2-Ausstoss vergleichsweise am stärksten und ist bis zu einem Drittel kosteneffizienter als die anderen Varianten.

Um zunächst die energieintensiven Emissionstransfers – sie machen etwa ca. 20 Prozent aller Emissionstransfers aus – auszugleichen, wären Investition von ungefähr drei Milliarden US-Dollar nötig – das sind weniger als 0,01 Prozent der Wirtschaftsleistung aller Industrienationen. Um alle Emissionstransfers in die Industrienationen auszugleichen, würden ungefähr 50 Milliarden US-Dollar oder 0,1 Prozent der Wirtschaftsleistung sämtlicher Industrienationen benötigt.

Springmann zufolge sind die anderen Optionen entweder erheblich teurer oder haben kaum Einfluss auf die globalen CO2-Emissionen. So könnten strengere Emissionsziele ohne Finanzierungsausgleich sowohl der Wirtschaft der Industrieländer als auch der Entwicklungsländer immens schaden. Grund dafür sei, dass strengere Emissionsziele eine Preiserhöhung in den Industrienationen nach sich ziehen würde. Dies würde zu einem Anstieg der Exportpreise führen und den Konsum und die Nachfrage von Gütern aus Entwicklungsländern verringern. „Ein starrer Ausgleich von Emissionstransfers ohne flexible Ausgleichsmechanismen wäre wahrscheinlich eher schädlich als nützlich – und das sowohl national als auch global“, so Springmann.

Eine Preisanpassung von Handelsgütern mittels CO2-Tarifen könne für die Industrienationen zwar von Interesse sein. Aber der wirtschaftliche Schaden für die Entwicklungsländer stünde in keinem Verhältnis zu der Emissions-Verringerung und zu den politischen Verwerfungen, die eine solche Politik nach sich ziehen könnte.

Springmann gibt zu bedenken: „Ein ambitioniertes und globales Klimaabkommen wäre sicherlich die beste Lösung, um die derzeitigen Emissions-Schlupflöcher zu schließen. Aber bis man sich in den globalen Klimaverhandlungen dazu durchringt, kann es noch dauern. Die Verknüpfung von Klimafinanzierung in Entwicklungsländern mit Emissionstransfers und einer breiteren Emissionsverantwortung von Industrieländern bietet die Gelegenheit, die aktuellen Klimapolitiken zu stärken und zu echten und bezahlbaren Emissionsreduktionen beizutragen.“

Springmann, Marco: „Integrating Emissions Transfers into Policy-making“ in „Nature Climate Change” (http://dx.doi.org/10.1038/nclimate2102) – mehr

Quelle

Universität Oldenburg 2014

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