Endlich wieder Gletschervorstöße!
Gletscherbericht des Alpenvereins verzeichnet geringere Abschmelzung als bisher.
Das Jahr 2013 hat den heimischen Gletschern gut getan. Aufgrund der starken Schneefälle im Juni konnten viele Eisriesen die Sommersaison unter einer Schutzschicht überdauern. Nach mehreren Jahren, in denen fast alle Gletscher Rückgänge verzeichneten, gab es heuer erstmals wieder zwei Vorstöße, die Zahl der stationären Gletscher ist gestiegen.
Dabei handelt es sich jedoch um kleinere Gletscher, die Zungen der großen Talgletscher weisen weiterhin enorme Rückgänge von bis zu -173 Metern auf. Insgesamt ist im aktuellen Gletscherbericht des Oesterreichischen Alpenvereins (OeAV) eine geringere Abschmelzung als in den Vorjahren zu erkennen – der durchschnittliche Längenverlust der Gletscher beträgt nun 15,4 Meter.
Dass unsere Gletscherlandschaft beharrlich schwindet, ist unbestritten. Auch im Berichtsjahr 2012/2013 sind 90 Prozent der heimischen Gletscher zurückgeschmolzen. Neu ist allerdings der Vorstoß von zwei Gletschern in der Granatspitzgruppe und in der Ankogel-Hochalmspitzgruppe.
So sind das Kalser Bärenkopf-Kees und das Kleinelend-Kees erstmals wieder gewachsen (+2,5 Meter bzw. +1,8 Meter Länge). Sieben weitere Gletscher sind im aktuellen Beobachtungszeitraum stationär geblieben. Im Vorjahr waren 98 Prozent der Gletscher zurückgegangen, nur zwei Prozent waren unverändert geblieben.
Wetterextreme schützten die Gletscher
Den verzögerten Gletscherrückgang im vergangenen Jahr begründet die Glaziologin Dr. Andrea Fischer, Leiterin des Alpenverein-Gletschermessdienstes, mit den meteorologischen Extremen im Jahr 2013: „Die Starkniederschläge Anfang Juni haben noch bis zu eineinhalb Meter Schnee im Hochgebirge deponiert. Unter dieser Schutzschicht konnten die Gletscher die Rekordtemperaturen im Sommer besser überstehen und sind erst spät ausgeapert. Auch die Schneefälle im August und September haben die Schmelzsaison deutlich verkürzt.“
Große Längenverluste bei den Gletscherzungen im Tal
Während die hochgelegenen Gletscher von den Niederschlägen profitierten, mussten die Eiszungen in den Tälern aber auch im aktuellen Berichtsjahr enorme Längenverluste hinnehmen. Der Schalfferner und der Gepatschferner in den Ötztaler Alpen schrumpften beide um über 100 Meter (-173 bzw. -114 m). Sieben Gletscher sind um mehr als 30 Meter zurückgeschmolzen. Starke Rückgänge wurden etwa beim Obersulzbachkees (-75,5 m), dem Niederjochferner (-47,5 m), dem Untersulzbachkees (-39,9 m) sowie bei der letztjährigen Rekordhalterin, der Pasterze (-41 m – im Vergleich zu -97,3 Metern im Vorjahr), registriert.
Spannendes Gletscherjahr mit erfreulichen Tendenzen
„Das Berichtsjahr 2013 war durch die meteorologischen Extreme wie Starkniederschläge und Temperaturrekorde extrem spannend. Es ist erfreulich zu sehen, wie schnell einzelne Gletscher wieder vorstoßen können. Auch wenn dies auch noch lange keine Trendumkehr darstellt, zeigt es wie schnell kleine Gletscher reagieren“, kommentiert Gletscherforscherin Fischer die Daten aus dem Gletscherbericht des Alpenvereins.
Gletschermessung seit 123 Jahren
„Seit bereits 123 Jahren führt der Alpenverein Messungen an Österreichs Gletschern durch. Anhand dieser bemerkenswerten Datensammlung können wir Langzeitvergleiche anstellen und damit auch klimatische Veränderungen belegen“, unterstreicht Alpenvereinsvizepräsidentin Dr. Ingrid Hayek die Bedeutung der Gletscherberichte. Die Arbeitsgebiete des Alpenvereins seien zudem zunehmend von diesen Veränderungen betroffen: „Gletscherrückgänge haben immer größere Auswirkungen auf die Sicherheit hochalpiner Wege und die Trinkwasserversorgung hochgelegener Hütten.“
Das Gletschermessteam steht seit 2010 unter der Leitung von Dr. Andrea Fischer, tätig am Institut für Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Innsbruck. Zurzeit sind 20 ehrenamtliche „Gletscherknechte“ und zahlreiche HelferInnen für den Gletscherbericht im Einsatz.
Quelle
Oesterreichischer Alpenverein 2014