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EU Biokraftstoffpolitik deklassiert?

Die einheimische Biokraftstoff-Branche soll für den möglichen Einfluss indirekter Landnutzungsänderungen (iLUC) in anderen Kontinenten verantwortlich gemacht werden.

Diese Umnutzung landwirtschaftlicher Flächen in anderen Kontinenten beeinflusst die weltweite Treibhausgasbilanz negativ. Die EU Kommission hatte bereits im letzten Jahr eine Studie in Auftrag gegeben, in welcher die wissenschaftliche Belastbarkeit der iLUC-Beeinflussung untersucht wurde. Die Grundaussage dieser Studie war, dass in Übersee, anstatt die vorhandenen landwirtschaftlichen Flächen für Nahrungsmittel zu verwenden, für Biokraftstoffe genutzt werden, die in Europa gefördert werden.

Die Studie war maßgeblich von Fachleuten erstellt worden, die die landwirtschaftlichen Zusammenhänge nicht berücksichtigten, so dass sie Empörung auslöste und seit Monaten Kritik daran geübt wird. Trotzdem erwägt die EU-Kommission aufgrund der möglichen Gefahr der indirekten Landnutzungsänderungen in Übersee die Biokraftstoffquoten in Europa zu kürzen bzw. abzuschaffen.

„Die iLUC-Berechnungen, die die derzeitige Grundlage für die Kritik an den Biokraftstoffen bilden, sind nicht faktengestützt und sind nicht als Basis für die europäische Gesetzgebung geeignet“, erklärt Prof. Dr. Matthias Finkbeiner von der Technischen Universität Berlin in einer weiteren Studie. So schwankten die berechneten iLUC-Werte für Biokraftstoffe in unterschiedlichen Studien immens, je nach dem, welche Annahmen getroffen würden. Die noch in den Kinderschuhen steckende iLUC-Berechnung bewege sich ausschließlich in der Dimension einer Hypothese. Finkbeiner wirbt dafür, stattdessen die erprobten Methoden der Ökobilanzierung zu nutzen.

Diese Studie unterstreicht die Ziele des BRM/ BBK. „Die entscheidende Botschaft an die Politik ist eine Rückbesinnung auf bereits geschaffene, bewährte  Methoden und Strukturen und deren notwendige stetige Weiterentwicklung“, so Peter Schrum, Präsident des BRM/ BBK. „Wir warnen weiterhin eindringlich davor, vorschnell wissenschaftlich umstrittene Hypothesen in Richtlinien und Gesetze umzusetzen.  iLUC sei nur ein Beispiel dafür. Die Marktverwerfungen durch das bereits eingeführte  „Double-Counting“ (die 2fach- und 4fach Anrechnung von Biokraftstoffen aus sog. „Abfallstoffen“ auf die Biokraftstoffquote) weisen bekanntlich ebenso auf völlig verfehlte Annahmen hin“, bezieht Peter Schrum Stellung.

„In Brüssel müsse der Rahmen geschaffen werden, um mit abschätzbaren Folgen bereits bestehende Strukturen nachhaltig zu nutzen, diese weiter zu entwickeln und eine Basis für Investitionen in innovative Technologien zu schaffen – kontinuierlich und wissenschaftlich fundiert“, fordert Peter Schrum mit Blick auf die anhaltende Perspektivlosigkeit seiner Verbandsmitglieder des Biokraftstoffsektors im BRM/ BBK.

Die Hypothese der indirekten Landnutzungsänderungen verursacht durch den Anbau von Biokraftstoffen – die nur auf 4 % der weltweiten Ackerflächen erfolgen – passt nicht in diesen Rahmen und genügt dessen Kriterien nicht. „Indirekte Landnutzungsänderungen lassen sich weder beobachten noch messen. Da kann man auch in die Kristallkugel schauen“, sagte Prof. Finkbeiner, Autor der am 14.05.2013 in Berlin vorgestellten Studie „Indirekte Landnutzungsänderungen in Ökobilanzen – wissenschaftliche Belastbarkeit und Übereinstimmung mit internationalen Standards“.

„Alle derzeitigen Diskussionen zu den indirekten Landnutzungsänderungen, zu Teller oder Tank, zu Double-Counting usw. sind nichts anderes als der Versuch einer Deklassierung der Biokraftstoffwirtschaft, die mehr als schädlich für die CO2-Bilanz und die Mobilitätssicherung in Europa sind“, so Peter Schrum weiter.

Quelle

Bundesverband Biogene und Regenerative Kraft- und Treibstoffe e.V. 2013

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