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© Fotolia.com | IngoBartussek | Sorgenkind Gebäudesektor: Viele Gebäude in Deutschland verlieren noch zu viel Energie. Das will die EU jetzt ändern.

EU nimmt sich Gebäudesanierung vor

2050 sollen alle Gebäude in der Europäischen Union klimaneutral sein. Damit der Energiebedarf von Gebäuden sinkt, will die EU-Kommission Vorgaben zur Effizienz machen. Der Vorstoß stößt bei Umwelt- und Effizienzverbänden auf Zustimmung.

Drei von vier Gebäuden in der EU verbrauchen zu viel Energie. Wenn die Bewohner:innen eines nicht sanierten Hauses die Heizung aufdrehen oder heiß duschen gehen, wird dafür weit mehr Energie verbraucht, als es in einem sanierten oder effizient gebauten Haus nötig wäre.

Doch gerade mal ein Prozent aller Gebäude in der EU wird pro Jahr energetisch saniert – viel zu wenig. So lässt sich der Gebäudebestand Europas nicht schnell genug dekarbonisieren.

Die gesamte EU will aber Mitte des Jahrhunderts klimaneutral sein. Auch das Heizen oder Kühlen von Gebäuden darf dann keine Treibhausgase mehr verursachen. Expert:innen mahnen deshalb immer wieder, dass die Sanierungsrate deutlich erhöht werden muss.

Jetzt nimmt sich die EU den Gebäudesektor vor: Damit künftig mehr Gebäude energiesaniert oder gleich effizient gebaut werden, hat die Europäische Kommission heute einen Vorschlag zur Neufassung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) vorgelegt. Damit soll der Gebäudebestand bis 2050 klimaneutral werden.

Die geplante Reform ist Teil einer Reihe von Gesetzesvorschlägen der Kommission, mit denen die EU ihren Treibhausgasausstoß bis 2030 um 55 Prozent senken will. Einen ersten Teil des sogenannten Fit-for-55-Pakets hatte die EU-Kommission bereits im Juli dieses Jahres vorgelegt.

In der EU entfallen derzeit rund 40 Prozent des Energieverbrauchs und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen auf den Gebäudebereich. Klar ist: Ohne politische Vorgaben wird die Sanierung nicht im großen Stil vorankommen und der Treibhausgasausstoß von Gebäuden nicht schnell genug sinken. Klimaneutralität bis zur Mitte des Jahrhunderts wäre dann nicht erreichbar.

Schwerpunkt bei ineffizientesten Gebäuden

Herzstück der überarbeiteten Gebäuderichtlinie sind neue Mindeststandards für die Gesamtenergieeffizienz. Gebäude sollen dann in unterschiedliche Effizienzklassen eingeordnet werden, die – wie in der EU üblich – mit Buchstaben gekennzeichnet sind. Vor allem für die unteren Effizienzklassen soll es dann Fristen für die energetische Modernisierung geben. Wie die Mitgliedsstaaten der EU die Mindeststandards durchsetzen wollen, entscheiden sie selbst.

„Ein Gebäude in der untersten Energieklasse verbraucht zehnmal mehr als ein Gebäude in der obersten Klasse. Die Menschen, die dort leben – und das sind meist die Ärmsten – zahlen also viel mehr, als sie könnten, wenn ihre Gebäude nur besser wären“, sagte Frans Timmermans, Vizepräsident der Europäischen Kommission, bei der Vorstellung der Richtlinie.

So sollen etwa Gebäude der schlechtesten Klasse G bis 2030 mit Sanierungsmaßnahmen auf das Niveau F und bis 2033 auf E gebracht werden. Das würde in Deutschland wohl nur Bauten der Nachkriegsjahre treffen, die nicht teilmodernisiert wurden, heißt es bei der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff).

„Die Idee ist es, bei den allerschlechtesten Gebäuden anzusetzen, also dort, wo mit einer Sanierung schnell ein hohes Maß an Energie und am allermeisten CO2 eingespart werden kann“, sagt Henning Ellermann, Gebäudeexperte bei der Deneff. In diesen Fällen sei die Sanierung besonders wirtschaftlich – und helfe auch Menschen, denen hohe Energierechnungen Sorgen bereiten.

Kostenneutral sind nur die ersten Schritte

Die Sanierung von Gebäuden mit geringer Effizienz – in denen also bislang keine energiesparenden Maßnahmen wie das Dämmen der Fassade oder der Austausch von Fenstern vorgenommen wurden – kann ohne zusätzliche Kosten für Eigentümer:innen oder Mieter:innen erfolgen, für letztere also warmmietenneutral. Die Investition lohnt sich wegen der geringeren Energiekosten.

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Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Sandra Kirchner) 2021 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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