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Frankreichs AKW-Problem

Frankreich hat bislang 188 Milliarden Euro in die Atomkraft investiert – und deshalb ein Problem.

Fukushima hin oder her, die Franzosen können gar nicht so ohne weiteres aus der Atomkraft aussteigen, wie es beispielsweise der neuen Regierung vorschwebt. Wie der französische Rechnungshof ermittelte, kosteten Erforschung, Bau und technische Nachrüstung der Atomkraftwerke inflationsbereinigt 188 Milliarden Euro – und zwar bis ins Jahr 2010. Zurzeit sind in Frankreich 58 Reaktoren mit einer Leistung von gut 62.500 Megawatt am Netz.

Zum Vergleich: In Deutschland sind derzeit Braunkohle- und Atomkraftwerke mit 17.000 und 12.000 Megawatt am Netz sowie Steinkohle- und Erdgaskraftwerke mit 21.000 und 20.000 Megawatt. Diesem atomar-fossilen Kraftwerkspark von 70.000 Megawatt stehen in der Bundesrepublik mittlerweile 30.000 Megawatt Photovoltaik und 29.000 Megawatt Windkraftleistung gegenüber. Frankreich hat knapp 20 Millionen weniger Einwohner als Deutschland. Wegen seiner Atomstromlandschaft ist der Nachbar traditionell ein schwieriges Pflaster für regenerative Energien

Nach Angaben des französischen Rechnungshofes waren 2010 erst 75 Prozent der angefallenen Kosten refinanziert. Das ist ein Problem: Erneuern oder Umstellen lässt sich ein Kraftwerkspark erst, wenn er zu 100 Prozent abgeschrieben, also komplett refinanziert ist. Zudem hätten sich in den letzten Jahren die Kosten für die Instandhaltung des atomaren Kraftwerksparks enorm erhöht, so die Rechnungsprüfer: Sie stiegen von 518 Millionen Euro im Jahr 2003 auf 1,7 Milliarden Euro im Jahr 2010, das ist mehr als das Dreifache.

Frankreichs staatlicher Atomkonzern EdF rechnet bis 2020 mit weiter steigenden Kosten für die Instandsetzung: Zwischen 2011 und 2025 werden Gesamtkosten von 50 Milliarden Euro veranschlagt. Präsident François Hollande hatte angekündigt, den Anteil der Atomkraft im französischen Energiemix von derzeit 75 Prozent auf 50 Prozent bis zum Jahr 2025 reduzieren zu wollen.

Im Detail kommen die Rechnungsprüfer für Frankreichs atomaren Kraftwerkspark auf Baukosten in Höhe von 121 Milliarden Euro. Weitere 55 Milliarden kostete die Forschung, zwölf Milliarden müssen allein für die Abschaltung des Schnellen Brüters Superphénix an der Rhône bei Creys-Malville abgeschrieben werden.

Die nie richtig funktionierende Anlage im Südosten Frankreichs war 1997 endgültig stillgelegt worden. Für den nach dem Ende der Betriebszeit notwendigen Rückbau der Atomanlagen rechnet der Rechnungshof mit Kosten von etwa 32 Milliarden Euro. Demgegenüber lagen die Rückbau-Rückstellungen der Betreiber 2010 erst bei 17,4 Milliarden. Euro.

Quelle

KLIMARETTER.INFO | reni 2012

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