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Fukushima: „Kaltabschaltung“ der Reaktoren bleibt weiter Fiktion

Temperaturanstieg in Reaktor 2 zeigt, dass Betreiberfirma Tepco mit der Menschheit experimentiert.

Die gemeldeten Temperaturwerte für den Boden des zerstörten Reaktors 2 zeigen, dass die Atomkatastrophe von Fukushima noch lange nicht vorbei ist. Innerhalb von einer Woche stieg die Temperatur von 45° Celsius am Boden des Reaktordruckbehälters wieder auf 73,3° Celsius an, wofür die Betreiberfirma keine Erklärung liefern kann.

„Alles was die Betreiber derzeit tun, ist unvorstellbare Massen von Wasser – eine halbe Million Liter pro Tag – in die Reaktoren zu leiten, um die immer noch extrem heißen Lavaklumpen der geschmolzenen Reaktorkerne unter dem Siedepunkt des Wassers zu halten“, so Reinhard Uhrig, Atomexperte von GLOBAL 2000. „Hinzu kommt, dass auch in Japan winterliche Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt herrschen, was in Fukushima immer wieder zum Einfrieren der provisorischen Kühlschläuche führt.“

Die Reaktoren werden durch ein behelfsmäßiges System aus Schläuchen gekühlt, die immer wieder lecken oder durch Frost beschädigt werden – immer wieder wird das Austreten von großen Mengen von hochradioaktivem Wasser bemerkt, das im Untergrund versickert und das Grundwasser der Gegend großflächig kontaminiert oder direkt in den Pazifik ausläuft. Derzeit werden über 10.000 Liter pro Stunde in den Reaktor 2 geleitet, weitere 15.000 Liter pro Stunde in die Reaktoren 1 und 3.

„Von den unvorstellbaren Wassermengen, die hier mit hochradioaktiven Stoffen in Kontakt kommen und kontaminiert werden, laufen immer noch große Mengen aus und gelangen in die Biosphäre“, so Uhrig.

Laut Betreiberfirma droht bei einem vollständigen Ausfall der Kühlung innerhalb von 48 Stunden wieder eine vollständige Kernschmelze der Brennelemente-Klumpen, die immer noch eine Nachzerfallswärme von 0,04 % der ursprünglichen Reaktorleistung entwickeln – zwischen 0,6 und 0,9 MW pro Reaktor.

„Wir fordern die Betreiberfirma Tepco und die japanische Regierung dazu auf, mit den kriminellen Experimenten auf Kosten von Menschenleben endlich aufzuhören. Die internationale Staatengemeinschaft muss eine Sondersitzung der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA einberufen und die Kontrolle über die außer Kontrolle geratenen Reaktoren übernehmen“, fordert Uhrig.

„Durch Experimente mit der Wasserzufuhr kam es bereits im Herbst wieder zur Bildung von großen Wasserstoffmengen, die beinahe zu einer weiteren Wasserstoffexplosion im Nuklearkomplex Fukushima geführt hätte. Es ist unverantwortlich von den Regierungen, hier weiter tatenlos zuzusehen.“

Quelle

GLOBAL 2000 | 2012

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