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Greenpeace: Gefährliche Chemikalien in Kinderkleidung

Greenpeace testet Kinderkleidung von zwölf Marken aus 25 Ländern.

Je teurer die Marke, desto besser? Von wegen. Im Rahmen der Detox-Kampagne hat Greenpeace Kinderkleidung internationaler Modemarken auf gefährliche Chemikalien getestet. Das Ergebnis: Artikel von Luxus-Labels schneiden genauso schlecht ab wie solche von Billig-Brands. Auch wer viel Geld ausgibt läuft Gefahr, Textilien mit krebserregenden oder hormonell wirksamen Stoffen zu kaufen.

„Teure Klamotten sind nicht sauberer produziert als billige. Der teure Kinderbadeanzug von Burberry war genauso belastet wie der billige von Primark. Der Badeanzug von Adidas war sogar am stärksten verunreinigt“, erklärt Manfred Santen, Chemieexperte von Greenpeace. „Wir fordern diese Firmen auf, saubere Kleidung herzustellen und Kinder und Umwelt besser zu schützen.“

Saubere Mode bei der Fashion Week

Verbraucher können aus einem wachsenden Angebot an ökologischer Mode wählen. Das einstige Nischenprodukt ist in den Hochburgen der Laufstege bereits etabliert. So auch bei der heute startenden Fashion Week in Berlin, wo „Eco Fashion“ auf Laufstegen, bei Fachmessen und in Vorträgen vertreten sein wird. In der konventionellen Kleidungsproduktion besteht allerdings noch hoher Nachholbedarf, wie die Greenpeace-Studie „Kleine Monster im Kleiderschrank“ zu Chemikalien in Kinderkleidung zeigt.

Gefährliche Stoffe

Beim Test auf Weichmacher fand Greenpeace den schädlichen Stoff etwa in einem in Deutschland gekauften T-Shirt der Modekette Primark. Es enthielt elf Prozent Weichmacher (Phthalate), die für ihre hormonelle Wirksamkeit bekannt sind. In einem Baby-Body der US-Firma American Apparel waren 0,6 Prozent Weichmacher enthalten. Das Vorkommen solch hoher Werte in Kinderspielzeug ist nach EU-Recht verboten – aber für Kinderkleidung gilt die Regelung nicht. Weichmacher fanden sich in 33 von 35 getesteten Kleidungsstücken mit Plastisol-Aufdrucken.

Die Textilien wurden auch auf per- und polyfluorierte Verbindungen (PFC) geprüft, die extrem langlebig sind und sich in Umwelt und Körper anreichern. Die getesteten Produkte von Adidas wiesen als krebserregend geltende Perfluoroctansäure (PFOA) auf oder Substanzen, die zu PFOA abgebaut werden können. Ein Badeanzug enthielt eine Konzentration von PFOA, die 15 Mikrogramm pro Quadratmeter Stoff entspricht. Adidas überschreitet damit seinen eigens festgesetzten Grenzwert um das Fünfzehnfache. Auch in Kleidungsstücken von Marken wie Nike, Puma, Burberry und H&M wurden diese Stoffe festgestellt. Einige PFC können das Immunsystem und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und zu Schilddrüsenerkrankungen führen.

In 50 von 82 untersuchten Artikeln fand Greenpeace Nonylphenolethoxylate (NPE). NPE wird in der Umwelt zu Nonylphenol abgebaut, das hormonell wirksam und besonders für Wasserorganismen schädlich ist. Ein Shirt der Luxusmarke Burberry war stark mit NPE belastet (780 Milligramm pro Kilogramm). Schuhe von C&A sowie Kleidungsstücke von American Apparel und der Kinder-Marke Disney wiesen noch höhere Werte auf.

Kein Kinderschutz gewährleistet

Greenpeace Deutschland hat im Dezember 2013 erneut stichprobenartig einige Marken untersucht, weil die im internationalen Report geprüften Produkte bereits im Mai und Juni 2013 eingekauft worden waren. Die Ergebnisse der aktuellen Tests bestätigen den ersten Report. Primark verkauft T-Shirts für Kinder mit Aufdrucken, die gefährliche Chemie enthalten. Die neusten Resultate beweisen das Vorhandensein von NPE in hoher Konzentration. Die Schuhe von Adidas enthalten nach wie vor PFOA. In dieser Übersichtstabelle finden Sie alle aktualisierten Ergebnisse.

Mit der Detox-Kampagne hat Greenpeace 18 Textilhersteller von Mango über H&M bis Adidas überzeugt, sich bis zum Jahr 2020 auf eine Produktion ohne Risiko-Chemikalien zu verpflichten. Doch an der Umsetzung hapert es oft noch. „Kinderkleidung ist genauso belastet wie Mode für Erwachsene – nur schaden diese Chemikalien den Kindern viel mehr. Unser Test zeigt den Eltern, dass sie ihre Kinder mit teurer Kleidung nicht schützen. Was hilft, ist beim Kauf auf Textil-Siegel vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft IVN oder vom Global Organic Textile Standard GOTS zu achten“, sagt Santen.

Publikationen zum Thema

Quelle

Greenpeace | Marie Zender 2014

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