‹ Zurück zur Übersicht

© Sonnenseite

Grönland: Sogar äußerster Norden taut

Bislang gingen Wissenschaftler davon aus, dass die grönländischen Gletscher nur im Südosten und Nordwesten des Landes schmelzen.

Nun haben Forscher von Dänemarks Technischer Universität herausgefunden, dass auch der äußerste Norden betroffen ist. Demnach haben die Gletscher im nordöstlichen Eisstrom, dem North-East Greenland Ice Stream, in den vergangenen sieben bis acht Jahren verstärkt an Masse verloren, wie eine im Fachmagazin Nature Climate Change veröffentlichte Studie zeigt.

„Wir wussten bereits, dass das grönländische Inlandeis in den vergangenen Jahrzehnten schneller getaut ist“, sagte Studienleiter Shfaqat Abbas Khan. „Es hat uns jedoch überrascht zu entdecken, dass der Beitrag des nordöstlichen Inlandeises zu dieser Entwicklung in den letzten Jahren so stark zugenommen hat.“ Allein in den vergangenen sechs Jahren habe sich der Rand des nordöstlichen Eisstroms um 20 Kilometer zurückgezogen. Zum Vergleich: Der Jakobshavn-Gletscher hat sich in 150 Jahren um 35 Kilometer zurückgezogen, bewegt sich aber mittlerweile auch sehr viel schneller als früher Richtung Meer

Die Schmelzprozesse im Nordosten Grönlands könnten dazu führen, dass die Berechnungen zum Anstieg des Meeresspiegels nach oben korrigiert werden müssen. Denn der nordöstliche Eisstrom erstreckt sich über 700 Kilometer bis tief in das grönländische Inlandeis hinein. Was an seinen Rändern geschieht, beeinflusst auch die Gleichgewichtsverhältnisse des Inlandeises: Durch die Schmelzprozesse könnten riesige Eismassen ins Meer rutschen. Bislang waren die Berechnungen davon ausgegangen, dass diese Eismassen stabil sind. „Das bedeutet, dass die Modelle den Masseverlust des Inlandseises und damit auch dessen Beitrag zum Anstieg des Meeresspiegels unterschätzt haben“, so Abbas Khan. Insgesamt verliert Grönland der Studie zufolge pro Jahr zehn Milliarden Tonnen Eis.

Wissenschaftler warnen sogar davor, dass ein sich selbst verstärkender Prozess in Gang gesetzt worden sein könnte. Die wärmeren Temperaturen von Luft und Wasser in der Region haben den Meereisgürtel vor den Küsten Grönlands bis 2009 schmaler werden lassen, der die Gletscher bislang geschützt hat. Obwohl die Ausdehnung des Meereises und auch die Umgebungstemperaturen inzwischen wieder auf das Niveau von 2006 gesunken sind, schmelzen die Gletscher weiter. „Das legt nahe, dass ein sich selbst verstärkender Prozess in Gang gekommen ist, mit Folgen, die wir jetzt noch nicht absehen können“, sagte der wissenschaftliche Direktor des Center for Geogenetics an der Universität Kopenhagen, Kurt H. Kjær.

Quelle

KLIMARETTER.INFO | em 2014

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren