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Industrieländer sparen bis zu 45 Milliarden Dollar beim Klimaschutz

Ausgaben für den Umweltschutz werden weltweit drastisch zurückgehen. Aufgrund der Schuldenkrise spart Deutschland auch beim Kampf gegen den Klimawandel.

Deutsche trotzdem Spitzenreiter bei den Klimaschutzausgaben. Wirtschaft fordert globales Klimaschutzabkommen. Top Manager sehen Klimawandel als Chance, nicht als Risiko.

Die aktuelle Staatsschuldenkrise lässt die Budgets für den Kampf gegen den Klimawandel deutlich schrumpfen: Regierungen rund um den Globus streichen ihre Investitionen zum Teil drastisch zusammen. Die Folge: Bis zum kommenden Jahr geben die Staaten im schlimmsten Fall 45 Milliarden US Dollar (rund 33,2 Milliarden Euro) weniger als geplant für Umweltschutzmaßnahmen aus. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Durban Dynamics: Navigating for progress on climate change“ der Beratungsgesellschaft Ernst & Young.

Summiert man lediglich die schon festgelegten Sparmaßnahmen, so entsteht bereits eine Finanzierungslücke von 22,5 Milliarden US Dollar (16,6 Milliarden Euro). „Sollte die Schuldenkrise weiter eskalieren und müssten die Staaten deshalb noch umfassendere Sparpläne verabschieden, wird sich diese Summe im schlimmsten Fall jedoch verdoppeln“, sagt Peter Nolden, Partner bei Ernst & Young. Die anlässlich der UN-Klimakonferenz in Durban erscheinende Studie basiert auf Berechnungen des Forschungsinstituts Oxford Economics im Auftrag von Ernst & Young. Zusätzlich hat Ernst & Young 300 Top Manager weltweit tätiger Konzerne aus 50 Ländern befragt.

Spanien spart aktuell beim Klimaschutz am meisten

Allein Deutschland wird gemäß seiner zuletzt beschlossenen Sparmaßnahmen bis 2015 rund zwei Milliarden US Dollar (1,5 Milliarden Euro) weniger für den Kampf gegen den Klimawandel ausgeben als ursprünglich geplant. Spanien will bis dahin sogar 5,1 Milliarden US Dollar (3,8 Milliarden Euro) einsparen, Großbritannien gibt nach aktuellem Stand 4,2 Milliarden US Dollar (3,1 Milliarden Euro) weniger aus.

Im Falle einer Eskalation der Schuldenkrise und der damit verbundenen wirtschaftlichen Turbulenzen werden sich diese Ausgaben sogar noch weiter reduzieren: Die deutsche Regierung würde beim schlimmsten anzunehmenden Szenario in den kommenden vier Jahren 8,3 Milliarden US Dollar (6,1 Milliarden Euro) auf Kosten des Klimas einsparen – die höchste Summe aller zehn untersuchten Volkswirtschaften. Die USA folgen in diesem Ranking mit 6,4 Milliarden US Dollar (4,7 Milliarden Dollar) weniger Ausgaben auf Platz zwei vor Spanien (6,2 Milliarden US Dollar/4,6 Milliarden Euro) und Japan (6,1 Milliarden US Dollar/4,5 Milliarden Euro).

Deutschland gibt weltweit derzeit am meisten für den Klimaschutz aus

Mit Investitionen in Höhe von 23,5 Milliarden US Dollar (17,3 Milliarden Euro) trägt Deutschland im internationalen Vergleich den größten finanziellen Anteil am Kampf gegen den Klimawandel – und das sowohl in absoluten Zahlen als auch in Relation zum Gesamthaushalt des jeweiligen Landes. 1,6 Prozent aller deutschen Staatsausgaben fließen in den Klimaschutz. Südkorea auf Platz zwei investiert nur ein Prozent seiner Ausgaben. Die USA sind Schlusslicht in dieser Aufstellung: Zwar geben sie mit 15,9 Milliarden Dollar (11,7 Milliarden Euro) die zweithöchste absolute Summe für die Finanzierung des Umweltschutzes aus; in Relation zu ihren Gesamtausgaben sind es jedoch nur 0,3 Prozent.

Internationale Top Manager fordern weltweites Klimaschutzabkommen

Mit Blick auf die UN-Klimakonferenz im südafrikanischen Durban fordern die internationalen Top Manager ein multilaterales Abkommen zum Stopp des Klimawandels: 83 Prozent der Umfrageteilnehmer sind davon überzeugt, dass der Klimawandel nur mit einem weltweit gültigen Vertrag aller Länder aufgehalten werden könne. Dass ein solches Abkommen in Durban tatsächlich zustande kommt, glaubt jedoch nur ein Fünftel der befragten Manager.

Manager sehen Klimawandel als geschäftliche Chance

Während die internationalen Manager ihre Regierungen beim Umweltschutz in die Pflicht nehmen, sehen sie den Klimawandel dennoch zugleich als Chance für ihr Unternehmen: Nur 22 Prozent der befragten Manager geben an, der Klimawandel sei hauptsächlich eine Gefahr für ihr Geschäft. 54 Prozent begreifen den Wandel des Klimas dagegen als Chance für ihr Unternehmen. Dass die Firmen jedoch noch einen langen Weg gehen müssen, um geschäftlich vom Klimawandel zu profitieren, zeigt die Ernst & Young-Studie ebenfalls: Zwei Drittel der befragten Führungskräfte sind der Meinung, ihr Unternehmen mache sich den fortschreitenden Klimawandel nicht bestmöglich zunutze.

Der Vergleich zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zeigt, dass die Manager in den Schwellenländern in höherem Maße wegen des Klimawandels besorgt sind: 40 Prozent fürchten die Auswirkungen dieser Entwicklung auf ihr Geschäft. „Diese große Besorgnis in den Entwicklungsländern zeigt, dass die Menschen in diesen Staaten langsam verstehen, dass sie mehr vom Klimawandel betroffen sein werden als die Industrieländer“, erklärt Nolden. In den Industrieländern sind hingegen nur 28 Prozent der befragten Manager wegen der Auswirkungen des Klimawandels besorgt.

UN-Klimagipfel wird zum Wegweiser für zukünftige Entwicklungen

„Wie man auf den Klimawandel reagiert, ist nicht nur eine umweltpolitische Frage, sondern auch eine wirtschaftliche. Vor dem Hintergrund unserer endlichen Ressourcen ist es eine große Herausforderung die Bedürfnisse der weltweit wachsenden Wirtschaft zu decken und gleichzeitig dem Umweltschutz gerecht zu werden“, bilanziert Nolden. Die Schuldenkrise und die damit verbundenen Sparmaßnahmen verschärften die Ausgangslage nun zusätzlich. „Der UN-Klimagipfel in Durban wird zeigen, ob die Regierungen es schaffen, auf diese Herausforderung mutig und wirkungsvoll zu reagieren“, so Nolden.

Quelle

ERNST&YOUNG 2011

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