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Ist deutscher Ökostrom wirklich „made in Germany“?

Grünstromwerk-Studie: Ökostromkunden erwarten oft mehr von ihren Tarifen, als diese leisten. Mit Energiewende hat Ökostrom oft wenig zu tun.

Deutsche Ökostromkunden möchten die Energiewende in ihrem Land unterstützen – tatsächlich tun sie das mit ihrer bewussten Entscheidung für grüne Energie aber oft nicht mehr, als alle anderen Stromkunden auch. Dennoch beziehen inzwischen rund fünf Millionen deutsche Haushalte Ökostrom.

Dabei steht der strategische Konsumgedanke im Vordergrund: Die Beweggründe hinter einem Anbieter-Wechsel sind abstrakt, beim Betätigen des Lichtschalters merkt der Verbraucher keinen Unterschied. Die Energiewende soll vorangebracht werden – weg vom Strom aus Atomkraft oder fossilen Brennstoffen, hin zu regenerativen Energiequellen.

Dass die Verbraucher dies ausdrücklich erwarten, zeigt eine aktuelle Umfrage, die von dem Hamburger Ökostromlieferanten Grünstromwerk gemeinsam mit dem Nachhaltigkeits-Portal Utopia initiiert wurde. Sie ergab, dass gut drei Viertel der Stromkunden mit dem Bezug von Ökostrom den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland bewusst fördern wollen. Für die Studie wurden mehr als 2.200 Stromkunden, davon rund 1.600 Kunden eines Ökostromtarifes befragt.

„Eine zentrale Erkenntnis ist, dass Ökostrommarkt und Energiewende in Deutschland endlich zusammenwachsen müssen. Die Verbraucher wollen mit ihrer Entscheidung für Ökostrom die Energiewende fördern“, so Dr. Tim Meyer, Geschäftsführer der Grünstromwerk GmbH. Doch was längst nicht allen Verbrauchern bewusst ist: Der Ausbau der erneuerbaren Energien finanziert sich über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), der Großteil regenerativer Kraftwerke in Deutschland speist heute seinen Strom nach EEG-Tarif ins Stromnetz ein. EEG-geförderter Ökostrom ist jedoch auf dem Strommarkt nicht handelbar – Stromanbieter können ihn nicht als Ökostrom verkaufen.

So geht der Großteil des deutschen Ökostroms im deutschen Strommix auf. Ökostromanbieter müssen den Strom für ihre Kunden aus nicht EEG-geförderten Anlagen beziehen – in der Regel sind das Wasserkraftwerke in Skandinavien oder Österreich und alte Anlagen in Deutschland, deren Förderung ausgelaufen ist.

EEG und Ökostrommarkt sind zwei getrennte Welten. Studien von Umweltschutz- und Ökostrom-Label-Organisationen zeigen: Die Förderwirkung des freiwilligen Ökostrommarktes verblasst vor der Förderkraft des EEGs. Und genau das wird in der Branche derzeit heftig diskutiert. Denn was lange Zeit aufgrund wirtschaftlicher und gesetzlicher Rahmenbedingungen nur schwer möglich war, kann jetzt Realität werden.

Die Einspeisetarife nach EEG sinken – Produzenten von Ökostrom müssen sich nach neuen Geschäftsmodellen umsehen. Der freiwillige Ökostrommarktes birgt ausreichend Verbrauchermacht, um eine Wende in der Energiewende herbeizuführen. In Deutschland produzierter Ökostrom kann endlich wirtschaftlich an Endkunden verkauft werden.

Tatsächlich entspricht genau dies schon jetzt der Erwartungshaltung vieler Ökostromverbraucher, wie auch die Studie von Grünstromwerk deutlich macht: Fast drei Viertel der befragten Ökostromkunden waren sich sicher: Ihr Strom kommt aus regenerativen Kraftwerken in Deutschland, schließlich sind wir „das Energiewende-Land“.  Ein Trugschluss. Denn in Wirklichkeit stammt nur ein Bruchteil des in deutschen Ökostromtarifen gehandelten Stroms auch aus deutschen Kraftwerken.

Zudem deckt die Studie eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem Anspruch der Ökostromkunden an Transparenz der Stromproduktion und der tatsächlichen Informationspolitik vieler Ökostromlieferanten auf. 90 Prozent der befragten Ökostromkunden ist die Herkunft ihres Ökostroms wichtig, immerhin die Hälfte glaubt, die Herkunft ihres Stroms auch zu kennen. Bei der Auswertung zeigte sich jedoch, dass nur ein Bruchteil bei der Angabe von Kraftwerksart und Herkunftsland richtig lagen.

Und obwohl die Ansprüche an die Ökostromanbieter hinsichtlich Information und Transparenz hoch sind, weisen gerade einmal ein Viertel der für die Studie untersuchten Anbieter ihre konkreten Bezugskraftwerke aus. Dass der Großteil des in Deutschland bezogenen Ökostroms aus skandinavischen Wasserkraftwerken stammt, bleibt so oft im Dunkeln.

Die Studie zeigt auch, dass bei der komplexen Materie rund um das Erneuerbare-Energien-Gesetz und Energiewende Aufklärungsbedarf herrscht. Die Frage etwa, ob Ökostromkunden die Energiewende im besonderen Maße unterstützen, bestätigten knapp zwei Drittel der Befragten. Tatsächlich finanziert fast jeder Stromkunde durch die obligatorische Abgabe der EEG-Umlage den Ausbau erneuerbarer Energien – egal, welchen Stromtarif er bezieht.

Auf den Tarif kommt es also an. Doch wenn überhaupt, dann können herkömmliche Ökostromtarife die Energiewende nur über komplizierte Fördermodelle unterstützen, oftmals über einen Aufpreis auf die Energiekosten. Die Auswahl eines geeigneten Tarifes gestaltet sich entsprechend kompliziert, die im Markt üblichen Qualitätssiegel für Ökostrom bieten nur für einen kleinen Teil der Konsumenten eine wirkliche Entscheidungshilfe. Gerade die Komplexität des Marktes ist es auch, die viele ökologisch bewusste Wechselbereite vor einer Umstellung auf Ökostrom zurückschrecken lässt. Daher entscheiden viele Ökostromkunden heute eher nach Unternehmen und Marke, weniger anhand der tatsächlichen Qualität des Produktes.

Manche der befragten Ökostromkunden sind sich dieses Problems ebenfalls bewusst und fordern ganz konkret eine dezentrale Stromversorgung, am besten in genossenschaftlicher Organisation aus Bürgerhand.

Und genau hier setzt Grünstromwerk mit dem Ökostromtarif SOLAR 25 an: Der Ökostromanbieter stellt sicher, dass mindestens 25 Prozent des gelieferten Stroms aus deutschen Solarkraftwerken in der Region stammt. Ein Novum auf dem deutschen Energiemarkt. Mit einer regionalen Ausbaugarantie stellt Grünstromwerk ab 1.000 Kunden in einer Region die Belieferung durch ein regionales Solarkraftwerk sicher und unterstützt so, ganz direkt und ohne Umwege über Fördermodelle oder EEG, eine verbrauchsorientierte Energiewende in den Regionen.

„Wenn Sie Ihre Lebensmittel beim Produzenten aus Ihrer Region beziehen, unterstützen Sie damit auch die regionale Produktion. Bei Ökostrom gestaltet sich die Sache heute noch weitaus komplizierter. Wir ändern das jetzt. Verbrauchern, die die Energiewende wollen, sollte es auch möglich sein, ihren Einfluss als Konsument am Markt geltend zu machen“ so Dr. Tim Meyer. „Und genau so muss zukünftig auch der Ausbau der erneuerbaren Energien vorangetrieben werden. Verbrauchsnah und regional. Mit Solarenergie aus Freiflächenanlagen haben wir uns zunächst eine Erzeugungsform ausgesucht, die derzeit ganz besonders unter den verschärften Bedingungen des EEG leidet. Anlagen, die Strom für SOLAR 25 produzieren, erhalten keine EEG-Förderung mehr, die Produzenten werden direkt für ihre Strommengen entlohnt. Mittelfristig werden wir dieses Konzept auf weitere Erzeugungsarten in Deutschland ausbauen.“

Bereits während der Arbeit zur Studie stieß das Thema im Energiemarkt auf großes Interesse: „Die Studie zeigt sehr deutlich, wie das Produkt „Haushaltsstrom“ am Kunden vorbei entwickelt wurde. Kunden aus dem Premiumsegment bekommt man durch Information und Transparenz. Bestehende Ökostromangebote am Markt sind viel zu häufig Mogelpackungen“, so Thorsten Zoerner, Energieblogger von blog.stromhaltig.

Quelle

Grünstromwerk 2013

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