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juwi-Sparkonzept zur Energiewende entlastet private Stromkunden um mehr als sechs Milliarden Euro

Vorstände warnen vor Altmaier-Plänen und setzen auf eigenes Konzept. Gut gerüstet für die Zukunft will EE-Spezialist weiter moderat wachsen.

Der Kampf um die Energiewende in Deutschland geht in die entscheidende Runde. Bei seiner Jahrespressekonferenz übte der Vorstand der Wörrstädter juwi-Gruppe heftige Kritik an den als „Strompreisbremse“ bekannt gewordenen Plänen der Bundes-regierung zum Ausbau der erneuerbaren Energien. „Rückwirkende Abgaben auf Altanlagen, fünf Monate ohne sichere Vergütung und Kürzungen nach der Rasenmäher-methode würden eine ganze Branche an den Abgrund führen, zehntausende von Arbeitsplätzen gefährden und den Umbau unserer Energieversorgung praktisch stoppen“, warnen die juwi-Gründer und Vorstände Fred Jung und Matthias Willenbacher. „Und dies alles für minimale Einsparungen.“

Dabei geht es auch anders: juwi hat gemeinsam mit weiteren Unternehmen der Erneuerbaren-Branche ein Konzept entwickelt, mit dem bei der sogenannten EEG-Umlage bereits im kommenden Jahr mehr als sechs Milliarden Euro eingespart werden könnten – ohne die Energiewende abzuwürgen.

„Bei allem Verständnis für Politiker im Wahlkampfmodus sollte aber doch vorher bedacht werden, welche Auswirkungen schon die Ankündigung von derart unausgegorenen Sparmaßnahmen haben“, sagt juwi-Chef Willenbacher in Richtung des Minister-Duos Altmaier und Rösler. Sollte auch nur ein Teil der Pläne tatsächlich umgesetzt werden, würde in Deutschland der Ausbau der Windenergie über viele Jahre hinweg auf 20 bis 30 Prozent zusammengestutzt. Willenbacher: „Die Energiewende wäre praktisch tot.“

Dabei gibt es erheblich wirksamere Konzepte, um die Belastungen durch die Energie- wende für den Stromkunden zu reduzieren. Und das quasi ohne schädliche Nebenwirkung auf eine der wenigen Zukunftsbranchen unseres Landes. „Es müssen endlich auch diejenigen an den Kosten der Energiewende beteiligt werden, die von den durch Sonnen- und Windstrom stark gesunkenen Preisen an der Börse profitieren“, fordert der juwi-Chef. Das sind die Unternehmen, die ihren Strom direkt an der Börse einkaufen können. „Vor zwei Jahren mussten sie noch gut ein Viertel mehr für jede Kilowattstunde zahlen“, rechnet Willenbacher vor und fragt: „Warum soll der kleine Stromverbraucher für die exorbitanten Gewinne der großen Konzerne bluten?“

Für juwi ist es deshalb eine Grundforderung, Einsparungen und Kosten der Energiewendegleichmäßig und gerecht zu verteilen. Dazu ist es nach Auffassung von juwi und anderenUnternehmen der EE-Branche nötig, konventionelle Großkraftwerke über eine Brennstoff-steuer an den Kosten für die von ihnen verursachten Umweltschäden, die Abfall-entsorgung oder die – nach wie vor ungeklärte – sichere Endlagerung radioaktivenMülls angemessen zu beteiligen. Parallel dazu muss der saubere, aus regenerativenEnergien gewonnene Strom von der systemwidrigen Stromsteuer befreit werden. Erhebliche Einsparpotentiale sieht der juwi-Vorstand auch bei der Vergütungsstruktur fürWindenergieanlagen.

„Allein durch eine Anpassung der unsinnig hohen Vergütung fürOffshore-Windräder könnte die EEG-Umlage pro Jahr um rund 1,5 Milliarden Euro entlastet werden“, sagen die juwi-Chefs Jung und Willenbacher. Schon seit Jahren kritisieren die beiden EE-Pioniere den übertriebenen Ausbau der Windenergie in Nord- und Ostsee und nennen die Milliarden verschlingenden Offshore-Projekte „die Teuermacher der Energiewende“. Bei juwi setzt man dagegen auf „Klasse statt Trasse“ – also auf dezentralen Ausbau und den richtigen Mix der erneuerbaren Energien. Für Deutschland heißt das in Zukunft: Solarparks auch im Norden und mehr Windräder für den Süden.

„Wenn wir die Anlagen auf das ganze Land verteilen, wird die Versorgung mit sauberem Windstrom gleichmäßiger, wir sparen Kosten bei Netzausbau und Speicherung“, ist sich Willenbacher sicher. Um diese Entwicklung zu fördern, rät der juwi-Vorstand zu einer Weiterentwicklung des Vergütungsmodells für Windräder im Binnenland. Die bislang erhöhte Anfangsvergütung soll durch einen festen Tarif ersetzt werden. Dessen Höhe richtet sich nach der Qualität des jeweiligen Standortes und wird durch ein unabhängiges Ertragsgutachten ermittelt. „Mit diesem Vergütungsmodell würde kein Standort teurer als heute, aber viele, besonders windhöffige billiger“, weiß Willenbacher. Als Folge ließen sich bei der EEG-Umlage pro Jahr bis zu 120 Millionen Euro einsparen.

Mit neuer Struktur fit für die Zukunft

Wer Veränderungen und neues Denken bei anderen fordert, sollte im eigenen Haus damitanfangen. „juwi hat das im zurückliegenden Jahr getan und das Unternehmen neu undzukunftsorientiert aufgestellt“, sagt Jochen Magerfleisch, im juwi-Vorstand als COO für alles Organisatorische zuständig. „Statt wie bisher in Technologien zu denken, haben wir künftig die Kontinente, Länder und Regionen im Fokus. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um Windparks, Solar- oder Bio-Projekte geht. Entscheidend sind die örtlichen Gegebenheiten und die Bedürfnisse und Wünsche des Kunden.“

Letzteren trägt juwi auch mit einer neuen Organisationseinheit Rechnung – der juwi Energielösungen GmbH. Sie bietet dem Endkunden nicht nur intelligente Speicheranlagenfür Sonnenstrom vom eigenen Dach („juwi Home Power“), sondern in einer wachsendenZahl von Regionen, in denen juwi Windparks betreibt, auch eigenen, 100-prozentig sauberen Strom an. So hilft juwi dem Einzelnen, nachhaltig Energiekosten zu sparen.

Kontinuierliches Wachstum bei solidem Ergebnis

Besonders stolz ist man bei juwi, dass diese gravierenden Veränderungen den Geschäftserfolg des Energiespezialisten im zurückliegenden Jahr nicht beeinträchtigt haben. „Unsere Mitarbeiter haben durch die Bank einen tollen Job gemacht“, lobt Martin Winter, seit Mitte vergangenen Jahres als CFO für die juwi-Finanzen zuständig. „Wir haben weltweit sage und schreibe 321 Megawatt mit Solarkraftwerken und 314 Megawatt Windenergie installiert. Mit 250 Megawatt waren wir 2012 in Deutschland die Nummer Eins.“ In einem schwierigen Marktumfeld konnte juwi seine Leistung auf 1,05 Milliarden Euro steigern. „Und das“, so Winter, „bei einem soliden Ergebnis.“ So soll es auch weitergehen.

Winter: „Wir setzen auf kontinuierliches Wachstum und wollen die Gesamtleistung im juwi-Konzern bis 2015 auf 1,5 Milliarden Euro erhöhen. Dabei behalten wir selbstverständlich auch den Ertrag stets im Auge.“ Verändern wird sich laut Winter die prozentuale Verteilung der EE-Technologien an der Geschäftstätigkeit. In Deutschland wie auch weltweit wird die Windenergie Zug um Zug einen größeren Anteil an den juwi-Aktivitäten ausmachen.

„Weltweit hat aber auch die Solarenergie Wachstumspotenzial“, sagt Winter. Dies gelte insbesondere für Asien, wo juwi schon seit zwei Jahren in Indien aktiv ist. In Singapur hat juwi im vergangenen Jahr eine Niederlassung eröffnet, um von dort aus zukunftsträchtige Projekte in Thailand und Malaysia in Angriff zu nehmen. Das im Januar in Japan gegründete Joint Venture „juwi Shizen Energy“ komplettiert juwis Aktivitäten in Fernost.

Quelle

juwi 2013

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