Kernenergie unter neuem Deckmantel
ÖDP kritisiert geplantes „bayerisches Ökosystem für Kernfusion“ der Staatsregierung und mahnt zügigen Ausbau erneuerbarer Energien und Naturschutz an.
“Zu ungewiss, zu teuer, zu spät“, fasst Dr. Michael Stöhr, Physiker und Landesbeauftragter für Klimaschutz der Ökologischen-Demokratischen Partei (ÖDP) sein Urteil über das von der Staatsregierung geplante „bayerische Ökosystem für Kernfusion“ zusammen. Bei der Kernfusion soll die Energieproduktion in der Sonne im Kleinen nachgeahmt werden. Dazu muss aber ein extrem heißes Gas stark verdichtet werden. Bei etwa einer Viertelstunde liegt aktuell der Rekord für die Laufzeit eines Kernfusionsreaktors, dabei geht mehr Energie hinein, als wieder rauskommt. Der Weg zu kommerziellen Reaktoren ist auch nach jahrzehntelanger Forschung und Milliarden von Fördergeldern noch sehr weit, für den Klimaschutz kämen sie viel zu spät.
„Hier wird kurz vor der Landtagswahl vollmundig mehr heiße Luft produziert als in jedem Reaktor,“ empört sich Charlotte Schmid, Bundesvorsitzende der ÖDP. „Was hier als „neue Energie“ angepriesen wird, ist nicht erneuerbar und hinter „Förderung der Kernfusion und neuartigen Kerntechnologien“ verbirgt sich der Wiedereinstieg in die altbekannte Kernenergie. Dem wird sich die ÖDP entschieden entgegenstellen!“
„Wenn die Staatsregierung Ökosysteme fördern will, sollte sie besser das Naturschutzgesetz konsequent beachten, das sie unter dem Druck des von der ÖDP initiierten Volksbegehrens ‚Rettet die Bienen‘ deutlich verbessern musste“, ergänzt Helmut Scheel, 2. Stellv. Bundesvorsitzender der ÖDP. „Und für die Energieversorgung gibt es längst andere Lösungen: dezentrale erneuerbare Energien in der Hand von Bürgerinnen und Bürgern, genutzt im Einklang mit Natur-, Arten-, Landschafts- und Anwohnerschutz. Die Umstellung auf sie muss nur endlich auch in Bayern zügig und umfassend erfolgen.“