Kohleschwarzer Tag für die Klimapolitik
Wirtschaftsminister und Ex-Umweltminister Gabriel legt im Auftrag der Industrie sein Veto gegen den deutschen Klimaschutzplan ein und stürzt die europäische Klimapolitik in die Krise.
Gerade nach dem Sieg von Donald Trump in der amerikanischen Präsidentschaftswahl, müsste Deutschland mit einem ambitionierten Klimaschutzplan Stärke zeigen – Bundeskanzlerin Merkel stellt wieder einmal die kurzsichtigen Profitinteressen der Energie- und Automobilkonzerne sowie der Lebensmittelindustrie über den Klimaschutz.
„Genau zu dem Zeitpunkt, zu dem der designierte US-Präsident Trump angekündigt hat, das Welt-Klimaschutzabkommen zu verlassen, erweisen sich Deutschland und die Europäische Union als handlungsunfähig“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. „Die Klimapolitik dieser Bundesregierung krankt seit Jahren daran, dass sie immer neue Ziele verkündet, aber keine wirkungsvollen Maßnahmen beschließt. Wir brauchen einen klaren Zeitplan zum Ausstieg aus der Kohleverstromung und zum sofortigen Einstieg in die saubere und weitgehend CO2-freie Mobilität. Sonst werden die Klimaziele der Regierung scheitern.“
Müller-Kraenner weist Bundeskanzlerin Merkel eine Mitschuld daran zu, dass die deutsche Klimapolitik seit Jahren nicht vorankommt. Bundeskanzlerin Merkel moderiere, beziehe aber keine klare Position. Diese Haltungslosigkeit, nicht nur in klimapolitischen Fragen, lasse eine klare Orientierung vermissen. Das sei gerade zu einer Zeit, in der Populisten und Demagogen den internationalen Klimaschutzvertrag erneut in Frage stellen, verantwortungslos. © Deutsche Umwelthilfe
Dazu Ottmar Edenhofer, Chef-Ökonom des Potsdam–Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), außerdem Professor an der TU Berlin und Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change: „Hier wurde eine wichtige Chance vertan – eine Chance für die Wirtschaft, weil der Klimaschutzplan die Rahmenbedingungen für saubere Technologien bieten sollte. Und eine Chance für die Reform des Europäischen Emissionshandels. Wenn nun der Plan überarbeitet wird, ist eines zentral: Deutschland muss sich für einen CO2-Mindestpreis im Europäischen Emissionshandel einsetzen. Ein solcher Mindestpreis setzt Anreize für Innovationen, er macht das Verfeuern fossiler Brennstoffe teurer, und er ist damit die Voraussetzung für einen deutschen Kohleausstieg. Ohne Mindestpreis würden deutsche Emissionsreduktionen nur dazu führen, dass europäische Nachbarn mehr Treibhausgase ausstoßen können, so ist das bisherige Konstrukt des Emissionshandels. Ohne Mindestpreis wird nicht in ausreichendem Maße in saubere Technologien investiert werden. Wir haben es in der Hand, dieses Handelssystem so umzubauen, dass es wirklich etwas bringt. Ein reformierter Emissionshandel wäre dann auch ein Vorbild für die Emissionshandelssysteme, die in vielen Teilen der Welt aufgebaut werden.“ © Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Dazu Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK): „Die Haltung des Wahlgewinners Donald Trump zum vom Menschen verursachten Klimawandel ist bekannt. Ironischerweise hat er zum öffentlichen Erfolg einer Serie von Berichten des Potsdam-Instituts für die Weltbank beigetragen (‚Turn down the heat‘), indem er sie auf Twitter attackiert hat. Abgesehen hiervon kann die Wissenschaft jedoch kein positives Handeln von ihm in Klimadingen erwarten. Die Welt muss sich nun ohne die USA vorwärts bewegen auf dem Weg zur Begrenzung von Klimarisiken und zu sauberen Technologie-Innovationen.“ © Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Quelle
Deutsche Umwelthilfe 2016 | Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) 2016