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Kommt nach dem arabischen Frühling, der amerikanische und dann der europäische?

Manche reden vom amerikanischen Frühling. Der Mut der arabischen und nordafrikanischen Menschen – aus der Not und den größten Drangsalen erwachsen – mag im weiten Nordamerika vielleicht Vorbild sein. Auch Michael Moore und immer mehr Prominente,  ja sogar Milliardäre schließen sich den nun schon wochenlangen Protesten gegen die Finanzhaie der “Wall Street” an. Die Bewegung spornt an und zieht immer mehr Menschen auf die Straße, weg von den TV-Glotzen der flirrenden und irreleitenden Glitzerwelt „der Schönen und Reichen“, des „Goldenen Kalbes“. Dorthin wo schon Tausende protestieren und aushalten.

Nach Meinung der Protestierenden haben die Bank- und Finanzmanager zusammen mit der Regierungen und als ihre Lobby aus einer Welt für Menschen eine menschenfeindliche Finanzwelt gemacht. Es ist ein Protest gegen das Finanzimperium, das wie ein Monster die Geschicke der Welt bestimmt.

Ehemals dienten die Banken den Menschen für Sparanlagen und Kreditmöglichkeiten. Mit Fugger und Giro entstand die Idee, ohne wirkliche gesellschaftliche Arbeit, einfach durch „Geldverkehr“ Finanzreichtum zu schaffen.  Aus dem Gedanken der Geldanlage und des Geldverleihs erwuchs der Rausch der Spekulation, aus Geld mehr Geld zu machen, indem die Pleite und die Armut der Einen zum “Glückstempel” der Anderen wurde. Die weltweiten Wirtschaftskrisen, wie aktuell auch die Eurokrise sind letzten Endes die Folgen grenzenloser Finanzierungstrategien. Sie versetzen die Volkswirtschaften in einen Schleuderkurs, der von Fieberkursen der Börse bestimmt wird.

Der ganz normale Alltag der Spekulations- und Börsenwirtschaft bedeutet für viele Existenzbedrohung. So wurden zum Beispiel durch Spekulation bei der Getreidevermarktung die Kosten für Getreide und Weizen so dramatisch verteuert, dass Millionen Menschen vor allem in Afrika am Hungertod sterben, weil diese Länder den teuren Preis am Weltmarkt nicht mehr zahlen können. Ein Vergleich zu Goethes Faust, wie die Hilfe des Teufels für den materiellen Vorteil beschworen und die eigene Seele verhökert wird, scheint durchaus passend.

Die Menschen in Europa wissen das eigentlich auch. In Griechenland bleibt den Leuten nichts anderes übrig, als die Macht der Strasse, und in Spanien besetzen Tausende für Zukunft und Demokratie die öffentlichen Plätze. In Deutschland regiert noch eine lähmende Angst vor dem Stigma der Armut und sozialer Ausgrenzung. Der „Deutsche Michel“ hofft noch, dass das Gewitter doch bitte an ihm vorbei ziehen möge.

Aber auch der irre Plan, dass Schulden durch noch mehr Schulden behoben werden könnten, wie uns die bundesdeutsche und europäische Regierung mit den Eurobonds weis zu machen versucht, wird den „Deutschen Michel“ nicht vor dem Sturm retten. Was der “Deutsche Michel” bei diesen Umschuldungsmanövern nicht so wahrnimmt, ist die Tatsache, dass diese “Schulden-durch-Schulden-Ausgleiche” SEIN Geld wieder an das Finanzimperium zufließen läßt. Er wird Stück für Stück enteignet, und die Politik steckt des Volkes Geld denen zu, die die Krise ausgelöst haben. Im Privatrecht nennt man so etwas Raub und Diebstahl – staatlich organisiert heißt dies “EURO-Stabilitätsprogramm”.

Mit dem Protest gegen das Finazimperium der Wall-Street, mit dem Ruf „Fuck the Fugger“ könnte sich eine Bewegung formieren, die das Bank- und Geldwesen wieder auf den ursprünglichen Zweck zurückführt.

Dringender denn je stellt sich die Frage, welche Wirtschaft wollen wir? Welche Banken und welche Bankgeschäfte sind sinnvoll? Denn wie auch G.W.Werner feststellt gilt auch heute die moralische Forderung: Nicht der Mensch dient der Wirtschaft, die Wirtschaft diene dem Menschen!

Quelle

Wolfgang Theophil 2011Erstveröffentlichung tv-Orange 06.10.2011

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