Kraftstoffpreise – in der Geiselhaft der Ölwirtschaft
Die Ölkonzerne gehören zu den stärksten Unternehmen der Welt, sie machen die höchsten Gewinne.
Die Ölmultis haben eine gewaltige, monopolartige Preissetzungsmacht, die sie zum Beispiel in Urlaubszeiten rücksichtslos einsetzen. Nur selten folgt die Angebotsseite den Marktsignalen. Und jede Krise treibt den Ölpreis in die Höhe.
Öl ist seit den 1960er-Jahren eine Weltmacht, entscheidende Grundlage der modernen Mobilität. Die Verbrennung von Öl heizt das Klima auf. Und Öl wird knapper. Dennoch geschieht kaum etwas, sich aus den Fängen der Ölmultis zu lösen. Die Welt hängt an dem immer teurer werdenden Tropf von Esso, Shell, Total und BP, den vier großen Konzernen, die weltweit den Markt dirigieren.
Dennoch wäre es falsch, nur die Preiserhöhungen zu beklagen. „Die härteste Gegenstrategie ist eine konsequente Strategie zur Beendigung des fossilen Zeitalters“, sagte DNR-Präsident Hubert Weinzierl. Aber es geschieht nur wenig. Die Politik trifft deshalb eine Mitschuld, weil sie den zahlreichen Ankündigungen, eine Strategie „weg vom Öl“ zu verfolgen, kaum Taten hat folgen lassen.
„Bis heute sind die Bundesverkehrsminister, besonders auch Herr Ramsauer, nur Verwalter des Status quo, keiner hat sich ernsthaft an die Gestaltung einer Verkehrswende gemacht“, beklagte Michael Müller vom DNR-Präsidium. Aber auch der Bundesumweltminister redet viel von einer Energiewende, meint aber eigentlich nur Strom und bleibt mit seinen Maßnahmen auch dort weit hinter dem Möglichen zurück.
Das politische Versagen wiegt umso schwerer, weil die weltweite Realität des knapper werdenden Öls noch immer verdrängt wird, aber schnell näher rückt. Seit dem Jahr 2006 konnte die Ölförderung nicht gesteigert werden, wahrscheinlich ist der Höhepunkt der Ölförderung, genannt Peak-Oil, bereits erreicht. In den letzten 30 Jahren wurde an Land keine größeren Ölfelder mehr gefunden.
Die unkonventionelle Ölförderung (z. B. aus Teersanden) und Tiefseebohrungen werden dagegen immer problematischer, zumal die ökologischen Folgen problematisch sind und das Risiko mit der Tiefe exponentiell steigt.
Das große Tulip-Feld vor der Küste Brasiliens liegt beispielsweise fünfmal tiefer als die Ölfunde im mexikanischen Golf, wo es vor zwei Jahren zu dem schweren Unfall von Deep Water Horizon gekommen ist. Und auch im Kaukasus gibt es erhebliche Probleme bei der Ölförderung, die nur langsam anläuft.
Nach den offiziellen Prognosen reichen die wirtschaftlich vertretbaren Ölreserven noch für 44 Jahre. Das Verkehrsaufkommen im Personen- und Güterverkehr muss daher reduziert werden: Durch eine innovative städtebauliche Raumplanung, die kurze Wege sowie die enge Funktionsmischung von Arbeit, Wohnen und Freizeit in den Mittelpunkt rückt; beim Güterverkehr durch die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe.
Quelle
Deutscher Naturschutzring (DNR) e.V. 2012