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Krieg macht krank

Studie zu Belastungsstörungen bei deutschen Soldaten.

Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW fordert nach dem Auslaufen des ISAF-Mandats den vollständigen Abzug deutscher Streitkräfte aus Afghanistan. Die heute veröffentlichte Studie zum Thema „Posttraumatische Belastungsstörungen bei Soldaten“ der Technischen Universität Dresden zeigt einmal mehr: Krieg tötet nicht nur, er macht auch krank.

„Verbesserte Voruntersuchungen von SoldatInnen auf psychische Risikofaktoren sind jedoch keine Lösung. Wirkliche Prävention besteht darin, sie nicht in diese Einsätze zu schicken“, erklärt die IPPNW-Vorsitzende Susanne Grabenhorst.

In Berliner Psychotraumazentrum der Bundeswehr wurden im Jahr 2011 bei 922 SoldatInnen und im Jahr 2012 bei 1.443 Soldaten und Soldatinnen posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) diagnostiziert. Bis zum Ende des III. Quartal 2013 sind bereits insgesamt 1.100 Behandlungsfälle von Betroffenen gemeldet worden. Die Dunkelziffer liegt allerdings wesentlich höher, wie die neue Studie der Technischen Universität zeigt.

Im ersten Teil der Studie aus den Jahren von 2009 bis 2012 kamen die WissenschaftlerInnen der TU Dresden zu dem Ergebnis, dass die Soldaten in den Afghanistan-Missionen der Bundeswehr ein 6- bis 10-fach erhöhtes Erkrankungsrisiko haben. Die Afghanistan-Auslandseinsätze seien nahezu  bei allen Soldaten mit einem hohen Ausmaß von einsatzbezogenen Belastungen verbunden.  Ereignisse wie Kampf-, Verletzungs- und Todeskonfrontation kämen  meist mehrfach vor. Im Durchschnitt hätten die Soldaten in ihrer Zeit von meist vier bis fünf Monaten) mehr als 20 solcher Ereignisse berichtet. 50 Prozent davon hätten die Studienkriterien für sogenannte „traumatische Ereignisse“ erfüllt.

Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) wird bei Kriegseinsätzen zum Beispiel ausgelöst durch Situationen, in denen das Leben des Betroffenen oder anderer Menschen in Gefahr ist, er sich einer ausweglosen Situation hilflos ausgeliefert sieht oder er in Kampfsituationen Entscheidungen treffen muss, die sich später als todbringend für andere herausstellen. Die Erkrankung äußert sich unter anderem mit Albträumen, unkontrollierbarem Erinnern und Wiedererleben der Ereignisse, Persönlichkeitsveränderungen mit emotionaler Taubheit und Entfremdung, aber auch extremer Dauererregung mit für die Umgebung nicht nachvollziehbaren Wut- und Gewaltausbrüchen. Weitere psychische Folgeerkrankungen sind Depressionen, Angststörungen und Suchterkrankungen.

Quelle

Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) 2013


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