‹ Zurück zur Übersicht

© Sonnenseite

Lebensmittel mit Klimabonus?

Studie zeigt Schwächen bei Transparenz und Glaubwürdigkeit von Klimalabeln.

Als Verbraucher können Sie durch Ihr Kauf- und Ernährungsverhalten direkten Einfluss auf den Klimaschutz nehmen. Ökolandbau in der Region lässt Transportwege schrumpfen und verzichtet beispielswiese auf energieintensiven Stickstoffdünger. Saisonales Obst und Gemüse muss nicht mit hohem Energieaufwand in Treibhäusern heranwachsen und auch bei der Verarbeitung, Kühlung und Verpackung lässt sich viel Energie sparen. Es ist also kein Wunder, dass für immer mehr Menschen auch beim Einkauf von Lebensmitteln der Klimaschutz eine zunehmend wichtigere Rolle spielt.

Doch wie lässt sich heraus­finden, ob ein Produkt wirklich klima­freundlich hergestellt wurde? Mit speziellen Klimalabeln auf Ver­packungen will die Lebensmittel­branche ihr Engagement sichtbar machen und gleich­zeitig ein Verkaufsargument liefern. Doch die wenigen Label, die die Klima­bilanz transparenter machen sollen, liefern in den meisten Fällen nur unzurei­chende Informationen und haben zudem eine geringe Aussagekraft. Das zeigt eine aktuelle Studie der Verbraucherzentralen.

Sechs Siegel konnten wir auf Verpackungen im deutschen Einzelhandel zum Zeitpunkt der Untersuchung ausfindig machen und bewerten; fünf davon werden aktuell noch verwendet. Das „Stop Climate Change“-Zeichen, das einzige von einer externen Zertifizierungsstelle vergebene Label, ist nach unserer Auffassung verständlich und in seiner Klimaschutzaussage als gut einzuschätzen. Bei den übrigen fünf Auslobungen, allesamt Eigenlabel von Herstellern, sind die Ergebnisse tendenziell unbefriedigend.

So kann man beim Logo der Firma Frosta die hohe Transparenz – also die Nachvollziehbarkeit der Auslobung – als positiv herausstellen, beim Informationsgehalt für Verbraucher sehen wir aber noch Verbesserungsbedarf. Bei den Herstellerlabeln der Marken Alpro, Provamel und Steinecke Brotmeisterei mangelt es an Transparenz. Das Siegel der Firma Provamel birgt sogar ein Risiko der Irreführung.

Internet als Kommunikationsplattform

Deutlich häufiger als Produktverpackungen nutzen die Hersteller das Internet, um über klimarelevante Aktivitäten zu informieren: Bei 21 Unternehmen der Branche war das laut Studie der Fall. Von simplen Aussagen wie ,Klimaschutz hat für uns höchste Priorität’ oder ,so werden 4.000 Tonnen Kohlendioxid vermieden’ bis hin zur ausführlichen Beschreibung von Zertifizierungsprozessen findet man auf den Unternehmensseiten eine große Bandbreite an Darstellungen. Die Mehrzahl der Anbieter bleibt in ihren Aussagen jedoch abstrakt und unkonkret.

Unsere Forderungen

Angaben zum Klimaschutz sollten nicht nur trendige Extras sein! Es sind wichtige Botschaften, die man nicht als reines Marketinginstrument missbrauchen darf. Die Kommunikation zu allen Nachhaltigkeitskriterien  muss deshalb verlässlich, verbindlich und verständlich für Verbraucher sein. Die aktuelle Kennzeichnungspraxis ist ein erster Schritt nach vorn, aber es bleibt noch viel tun. Hier sehen wir in erster Linie den Gesetzgeber in der Pflicht: Er muss sicher stellen, dass die mit dem Label beworbenen Vertrauenseigenschaften halten, was sie versprechen. Dafür müssen nicht nur der Name des Zertifizierers, sondern auch die für das Klimalabel angelegten Kriterien offen gelegt werden. Darüber hinaus ist aus unserer Sicht eine neutrale Kontrollinstanz erforderlich.

Quelle

Verbraucherzentrale Hamburg e.V. 2012

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren