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Lebensmittel: Weg von der Wegwerf-Mentalität

Allein eine Aufklärungskampagne wird es nicht richten.

Verantwortliches Handeln aller Akteure im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Von der morgigen Veranstaltung des Bundesverbraucherministeriums erwartet der vzbv ein breite Allianz und die Vereinbarung konkreter Maßnahmen, um Lebensmittelmüll zu verhindern.

„Jedes Gramm Lebensmittel, das nicht weggeworfen wird, ist ein Erfolg – ökonomisch, ethisch, ökologisch und auch kulturell“, sagt vzbv-Vorstand Gerd Billen. Wolle man verhindern, dass Lebensmittel massenhaft entsorgt werden, dürfe man nicht alleine auf die Verbraucher fokussieren.

Der vzbv begrüßt die Initiative von Verbraucherministerin Ilse Aigner. Die von ihr in Auftrag gegebene Studie macht die Relevanz des Problems deutlich: Demnach werden über die gesamte Lebensmittelkette verteilt elf Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr entsorgt. Allein Verbraucher könnten zehn Prozent ihrer Lebensmittelausgaben sparen, so die Studie. „Doch alleine eine Aufklärungskampagne zum Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum wird es nicht richten“, sagt Billen.

Eine aktuelle Umfrage der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen habe gezeigt, dass drei Viertel der Verbraucher das Mindesthaltbarkeits- und das Verbrauchsdatum korrekt interpretieren. Zudem trägt das Gros entsorgter Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Backwaren kein Mindesthaltbarkeitsdatum.

Auf allen Stufen ansetzen

„Verbraucher müssen besser kalkulieren, Hersteller und Handel Anreize wie Jumbo-Verpackungen überdenken, die Politik Vermarkungsnormen lockern“, fordert Billen ein Gesamtkonzept, bei dem auch Zielkonflikte ausgetragen werden. Wenn weniger weggeschmissen werde, werde unterm Strich auch weniger gekauft.

Die Maßnahmen zur Verringerung von Lebensmittelabfällen müssten auf allen Stufen ansetzen. Wie die aktuell veröffentlichten Studien zeigen, bestehen gerade in den Bereichen Lebensmittelwirtschaft und Handel nach wie vor große Wissenslücken zu deren Abfallmengen. Zum Bereich der Landwirtschaft existieren bislang noch gar keine Zahlen für Deutschland.

Um das ehrgeizige Ziel des EU-Parlaments zu erreichen, bis zum Jahr 2025 die Menge der Lebensmittelabfälle zu halbieren, ist ein umfassendes Konzept erforderlich.

  • Die Politik muss ein Gesamtkonzept gegen Lebensmittelverschwendung erarbeiten. Dabei können Aufklärung, Information und Bildung bilden nur eine Säule bilden. Eine konkrete Maßnahme ist die Abschaffung der Vermarktungsnormen. Auch ein kleiner oder schrumpeliger Apfel schmeckt gut.
  • Auf der Ebene der Produktion, Verarbeitung und des Handels kommt es darauf an, Überproduktion und Fehlplanungen durch optimierte Prozesse zu reduzieren. Es muss überprüft werden, welche Qualitätsanforderungen an die jeweiligen Vorstufen zu Lebensmittelabfällen führen.
  • Der Handel muss bei fast abgelaufenen Produkten konsequent die Preise reduzieren und die Zusammenarbeit mit den Tafeln verstetigen. Statt auf Jumbopackungen und Angebote wie „nimm 3, zahl 2“ zu setzen, sollten Packungsgrößen auf die Bedürfnisse der verschiedenen Verbrauchergruppen angepasst werden und frische Waren einzeln und nicht nur in verpackten Einheiten abgegeben werden.
  • Für Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung sollten gezielte Informationen mit Best-Practice-Beispielen und Beratung bereitgestellt werden. So könnten zum Beispiel das Angebot verschiedener Portionsgrößen oder Bestellsysteme für die Gemeinschaftsverpflegung Lebensmittelabfälle vermeiden.
  • Verbraucher müssen wieder lernen, nicht über Bedarf zu kaufen, Lebensmittel optimal zu lagern und zu verarbeiten. Die Verbraucherzentralen bieten vielfältige Informationen rund um den Lebensmitteleinkauf, die Haltbarkeit und richtige Lagerung von Lebensmitteln, bis hin zu einem Kochbuch „Kreative Resteküche“. Auch eine vom Bundesverbraucherministerium geplante Internetplattform wird praktische Tipps bieten. Doch für die Verankerung von Wertschätzung wird es darauf ankommen, das Thema Ernährung fest in der Bildung zu verankern.
Quelle

Bundesverband Verbraucherzentrale 2012

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