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© Sonnenseite

Müll-Alarm: Noch mehr Plastikdreck im Nord-Pazifik

Regisseur Chris Jordan zeigt dramatische Bilder von toten Albatrossen.

Die Menge an kleinen Plastikteilchen im großen Müllstrudel im Nord-Pazifik hat jüngsten Untersuchungen zufolge dramatisch zugenommen. In den vergangenen 40 Jahren ist die Menge um das Hundertfache angestiegen, berichten Forscher um Miriam Goldstein vom Scripps Institution of Oceanography im Fachmagazin Biology Letters.

Die Kunststoffteile zerfallen durch Witterungseinflüsse zu kleinen, Millimeter großen Flocken, die knapp unter der Wasseroberfläche schwimmen. Die Forscher fürchten, dass die Kunststoffteile von Meerestieren verschluckt und so wieder in die Nahrungskette gelangen. Bei einer Spezies zeigte sich der Plastikmüll als Vorteil. Die Kunststofffragmente sorgten dafür, dass Meerwasserläufer bessere Brutbedingungen vorfinden. Doch das scheint der einzige Vorteil zu sein, den der Plastikmüll verursacht.

Studienergebnis mehrfach bestätigt

Die Datenerhebung zur Studie erfolgte im Rahmen der Seaplex-Expedition 2009 vor der Küste Kaliforniens. Verglichen wurden die Daten dann mit Ergebnisse, die die Wissenschaftler in den 1970er-Jahren gesammelt hatten. Experten warnen seit Jahren vor der Zunahme der Kunststoffabfälle – vor allem in der Region zwischen der US-Westküste und Hawaiis, die auch Großer Pazifischer Müllstrudel genannt wird.

Im Zuge der Seaplex-Expedition konnten Forscher auch zeigen, dass neun Prozent aller gesammelten Fischproben Plastikabfälle in ihren Mägen hatten. Zwischen 12.000 und 24.000 Tonnen Kunststoffabfälle werden von Meereslebewesen in der Region jährlich gefressen, berichteten die Wissenschaftler in der Marine Ecology Progress Series.

Plastik im Meer wird zum Riesenproblem

„Besonders problematisch bei Plastikmüll ist seine sehr lange Haltbarkeit“, meint Christian Wild vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie. Kaum ein Organismus könne ihn zersetzen. „Negativ ist zudem sein positiver Auftrieb – daher gibt es kein Absinken auf den Meeresboden – sowie seine chemische Zusammensetzung, die giftige Substanzen wie zum Beispiel Weichmacher enthalten kann.“

„Die Auswirkung dieser Verschmutzung auf das marine Leben ist bisher kaum untersucht“, meint Wild. „Wahrscheinlich sind allerdings Schädigungen von Seevögeln, Schildkröten, Meeressäugern und Fischen, die ihre Nahrung aus den Oberflächenschichten des Weltozeans beziehen.“

Erschütterndes Dokument des Sterbens

Im Rahmen eines Filmprojekts auf den mittlerweile nur von 40 Forschern besiedelten Midway-Inseln – auf halber Strecke zwischen Hawaii und Japan – konnte Filmemacher Chris Jordan anhand von verendeten Albatros-Jungen die dramatische Auswirkung von Plastikabfall auf die Seevogel-Population zeigen.

„Für mich ist das Knien über den Karkassen der Vögel wie ein Blick in einen makaberen Spiegel. Diese Vögel spiegeln ein entsetzliches und zugleich symbolisches Resultat unseres Konsumwahnes und des nicht-endenden industriellen Wachstums wider. Wie die Albatrosse, verlieren wir, Bewohner der ersten Welt, die Fähigkeit zwischen dem zu unterscheiden, was uns vergiftet und was uns nährt. Erstickt in unserem Dreck, fordert der mystische Albatros uns auf, endlich zu verstehen, dass unsere größte Herausforderung nicht draußen liegt, sondern bei und in uns“, so Jordan.

Originallink zum Forschungsergebnis

Quelle

pressetext.redaktion 2012Wolfgang Weitlaner 2012

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