Neuer Bericht des Club of Rome
Technologien wie Fracking täuschen über die zunehmende Rohstoffknappheit nur hinweg. Für immer schlechtere Erze oder fossile Rohstoffe muss zur Förderung immer mehr Energie aufgebracht werden.
Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ko-Vorsitzender des Club of Rome, sagt im Interview mit klimaretter.info Kriege um Rohstoffe voraus.
Vor gut 40 Jahren schreckte der internationale Think-Tank die Zeitgenossen mit den „Grenzen des Wachstums“ auf. Er machte damit weltweit Furore, zumal kurz nach der Veröffentlichung dieser Studie die erste Ölkrise begann, die die Warnungen vor schwindenden und teurer werdenden Ressourcen zu belegen schien. In seinem neuen, heute erschienen Report, warnt der Club of Rome davor angesichts der neuen Fördertechniken bei Erdöl und Erdgas in „falschen Optimismus“ zu verfallen. Die Energiekonzerne setzten zunehmend darauf, die Förderung mit Ausbeutung von riskanten Quellen in der Tiefsee in der Arktis sowie mit „unkonventionellen“ Vorkommen wie Ölsanden und Schiefergas auf hohem Niveau zu halten.
Fracking werde als neue Form der günstigen Energie verkauft. Es fessele die Industriegesellschaften aber für die kommenden Jahrzehnte weiter an die fossile Brennstoff-Wirtschaft. Das wiederum verhindere, dass ausreichend in die Erhöhung der Energieeffizienz und den Ausbau von erneuerbaren Energien investiert werde, warnt der neue Bericht, und lasse „die Wahrscheinlichkeit eines unkontrollierbaren Klimawandels ansteigen“.
Beim Abbau der noch vergleichsweise reichlich vorhandenen Kohle sei der aktuelle Trend das mountaintop removal mining, bei dem direkt unter den Bergkuppen liegende Flöze abgebaut werden. Die Folge: Zerstörung ganzer Gebirgszüge. Der Bericht mit dem Titel „Der geplünderte Planet“, dessen Hauptautor der italienische Ressourcen-Experte Ugo Bardi ist, beharrt darauf, dass der Fortbestand der weltweiten Industrieproduktion ohne Kurskorrektur mittelfristig gefährdet sei. Das Problem ist danach nämlich nicht, dass Rohstoffe wie Erdöl, Kupfer oder seltene Erden in absehbarer Zukunft wirklich komplett abgebaut und verbraucht sind.
Der Report behauptet: Die Welt nähert sich „einem Punkt, an dem die allmähliche Erschöpfung der kostengünstigen Bodenressourcen wahrscheinlich eine große Einschränkung des Wirtschaftswachstums und des aktuellen Niveaus der Wirtschaftsleistung darstellt“. Einfacher gesagt: Die gigantischen Materialströme aufrecht zu erhalten wird zu teuer.
Oft nur mangelhaft oder gar nicht renaturiert
Die Umwelt- und Klimaschäden, die durch die Nutzung zunehmend minderwertiger Rohstoffe entstehen, steigen drastisch, wie der Bericht zeigt. Immer größere Mengen Erze müssen abgebaggert, bearbeitet und deponiert werden. Die Erzgewinnung, die meist in Entwicklungsländern geschieht, zerstört natürliche Landschaften, die oft nur mangelhaft oder gar nicht renaturiert werden. Inzwischen rücken sogar besonders sensible Regionen in den Fokus der Rohstoffkonzerne, wie die Ozeane und der Nordpol. Die Erzverarbeitung und Nutzung wiederum verbraucht nach UN-Zahlen allein beim heutigen Stand bereits sieben bis acht Prozent der weltweit produzierten Energie, Tendenz steigend.
Herr von Weizsäcker, was ist neu am neuen Club-of-Rome-Bericht?
Der Report „Der geplünderte Planet“ erscheint als Buch im Oekom-Verlag, München, 22,95 Euro
Quelle
KLIMARETTER.INFO | Joachim Wille 2013