Norddeutsche absolute Befürworter der Energiewende
forsa-Studie vergleicht die Akzeptanz zur Energiewende zwischen Nord- und Süddeutschland – 60 Prozent der Norddeutschen würden am liebsten Windenergie aus der Region beziehen – 80 Prozent im Norden befürworten Energiewende.
Rund fünf Jahre nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima befürworten die Deutschen weiterhin mit großer Mehrheit die Energiewende. Dreiviertel der Befragten einer neuen repräsentativen forsa-Umfrage im Auftrag des Clusters Erneuerbare Energien Hamburg gaben an, dass der Ausstieg aus der Atomkraft und die damit verbundene Förderung der Erneuerbaren Energien aus heutiger Sicht richtig war. Die Norddeutschen sind dabei die stärksten Fürsprecher. 80 Prozent der Befragten aus den Bundesländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gaben an, dass sie die damalige Entscheidung nach wie vor für richtig halten. In den süddeutschen Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern ist die Zustimmung nicht so hoch – hier sind es fast 10 Prozent weniger, die nach wie vor der Energiewende zustimmen.
„Die Menschen im Norden haben durch den Bau vieler neuer Infrastrukturprojekte wie Windparks, Offshore-Windparks, Umspannwerke und Bioenergieprojekte mittlerweile gelernt, mit den meisten Auswirkungen der Energiewende umzugehen. Sie erfahren die Vorteile der bundesweiten Energiewende bereits im direkten Umfeld, zum Beispiel in wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Region oder im Bekanntenkreis“, erklärt Jan Rispens, Geschäftsführer des Clusters Erneuerbare Energien Hamburg das Nord-Süd-Gefälle. Im Süden sei die Unterstützung derzeit noch weniger ausgeprägt, da die Menschen sensibel auf die Kostendiskussion und Infrastrukturinvestitionen wie Stromtrassen reagierten und keine 25-jährige Erfahrung mit Windparks vorhanden sei. „Ich bin aber davon überzeugt, dass mit fortschreitendem Erfolg der Energiewende auch hier die Anzahl der Befürworter steigen wird“, prognostiziert der Cluster-Geschäftsführer.
Norddeutsche würden bevorzugt regionalen Windstrom beziehen
60 Prozent der norddeutschen Befragten würden, wenn es möglich wäre, bevorzugt den Strom beziehen, der in der Nähe ihres Wohnortes mithilfe von Windenergieanlagen erzeugt wird. In Süddeutschland liegt der Anteil nur bei 55 Prozent. In Bayern und Baden-Württemberg spielt es für 42 Prozent der Befragten keine Rolle, woher sie ihren Strom beziehen, in Norddeutschland sind dies nur 36 Prozent. „Für die Norddeutschen gehören Windkrafträder mittlerweile fast in jedem Landkreis zum Landschaftsbild. Da liegt es nahe, dass sich die Menschen dementsprechend auch wünschen, sauberen Strom von diesen Anlagen zu beziehen“, sagt Rispens.
Zwei von drei Deutschen haben nichts gegen Windenergieanlagen in Wohnortnähe
Bei der Akzeptanz von Windparks in ihrer Nähe sind sich die Nord- und Süddeutschen fast einig. Eine Zweidrittelmehrheit (68 Prozent) aller Befragten ist voll und ganz damit einverstanden, wenn in der Nähe ihres Wohnortes Windenergieanlagen gebaut werden. Die Befragten aus Norddeutschland akzeptieren solche Bauvorhaben noch eher als ihre süddeutschen Mitbürger. Im Norden sind es sogar 75 Prozent, die Windparks in ihrer Nähe positiv sehen; hier liegt der Süden mit 71 Prozent Zustimmung etwas niedriger. Bundesweit sind übrigens die Jüngeren zwischen 18 und 29 Jahren mit Abstand am aufgeschlossensten. Ganze 83 Prozent von ihnen wären mit dem Bau von Windenergieanlagen im nahen Wohnumfeld einverstanden.
Hälfte der Befragten mit dem Bau einer Stromtrasse in Wohnortnähe einverstanden
Im Gegensatz zu Windkraftwerken ist die Bevölkerung gegenüber dem Bau von Stromtrassen in der Nähe des eigenen Wohnortes skeptischer eingestellt: Bundesweit ist eine knappe Mehrheit von 52 Prozent damit einverstanden, wenn eine Stromtrasse vor der eigenen Haustür gebaut wird. „Dabei kann die Energiewende ohne neue leistungsstarke Stromtrassen in Deutschland nicht gemeistert werden“, warnt Rispens. Der Strom aus Windkraft muss dorthin transportiert werden, wo die großen Abnehmerregionen sind – zum Beispiel von Offshore-Windanlagen in der Nordsee bis hin zu den Alpen. Die Nord- und Süddeutschen geben bei dieser Frage ein identisches Stimmungsbild ab und sind gleichermaßen verhalten. „Die Menschen sind noch zu wenig darüber aufgeklärt, warum wir neue Stromtrassen benötigen und was die wirklichen Risiken für Umwelt und Gesundheit sind“, erklärt Rispens. Die Jüngsten sind auch hier aktuell die überdurchschnittlich toleranteste Bevölkerungsgruppe. Bundesweit würden 60 Prozent der 18- bis 29-Jährigen den Bau einer Stromtrasse im nahen Wohnumfeld zulassen. Rispens fordert: „Die Ergebnisse sind eindeutig – wir dürfen nicht über den Kopf der Menschen hinweg entscheiden, sondern müssen stärker in den Dialog gehen, Aufklärung betreiben und intelligente technische Lösungen entwickeln. Bei der Jugend scheint die Aufklärung erfreulicherweise schon zu einer höheren Akzeptanz geführt zu haben.“
Informationen sowie alle Ergebnisse zur Umfrage im Downloadbereich