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Ökoenergie-Barometer: Wie glaubwürdig sind die Energieversorger?

Inzwischen gehört es für Energieversorger zum guten Ton, Ökostrom anzubieten.

Von den fast 600 Energieversorgern in Deutschland haben fast drei Viertel mindestens ein Ökostrom-Angebot. Und fast jeder Dritte hat mindestens ein Ökogasangebot. Dabei gibt es besonders beim Ökogas große Unterschiede: Gerade einmal ein Prozent bietet Produkte basierend auf 100 Prozent Biogas aus Reststoffen an. In der Regel sind entweder nur fünf bis 30 Prozent Biogas beigemischt, der Rest stammt aus fossilen Quellen oder es sind Tarife, die lediglich den CO2-Ausstoß kompensieren, aber nicht die Energiewende unterstützen.

Angesichts dieser Zahlen verwundert es wenig, dass nur jeder vierte Deutsche den Energieversorgern ein gesellschaftlich verantwortungsvolles Handeln zutraut. Das Öko-Engagement erfolgt bei den meisten vom Markt getrieben und nicht aus Überzeugung heraus. Nur rund 25 Prozent der Energieversorger bietet ausschließlich Ökostrom an. Und mit Polarstern setzt nur ein einziger sowohl bei Strom als auch bei Gas konsequent auf 100 Prozent erneuerbare Energien. Übrigens: Erst kürzlich wurde Polarstern zum wiederholten Mal vom Magazin Öko-Test für sein Wirklich Ökostromprodukt als einer der glaubwürdigsten Energieversorger ausgezeichnet. Von allen getesteten Ökostromanbietern schafften das zwölf.

Blick hinter die Tarifkulisse

Wer zu Ökostrom oder Ökogas wechselt, der will mit seiner Entscheidung aktiv die Energiewende unterstützen. Umso wichtiger ist es, dass hinter dem gewählten Tarif ein glaubwürdiges Engagement steckt. Leider sei genau das in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, weil viele Anbieter auf der Ökostromwelle mitschwimmen wollten, erzählt Birgit Holfert, Energieexpertin bei der Verbraucherzentrale Bundesverband. Um zu erkennen, ob die angebotenen Tarife nur ein grünes Feigenblatt sind, empfehlen Verbraucherschützer wie sie unbedingt einen Blick auf den Energieversorger zu werfen, der hinter dem Tarif steckt.

„Wer nichts zu verbergen hat, der schreibt auf seiner Webseite sehr genau, wer er ist, was er tut und woher der Strom kommt“, sagt Birgit Holfert. Auch einfach mal die Service-Hotline anrufen und sich dort nach den für einen persönlich wichtigen Tarifdetails zu erkundigen, helfe weiter und zeige, wie ehrlich und kundenfreundlich der Energieversorger ist.

Um einen glaubwürdigen Ökoenergieversorger zu finden, empfiehlt die Verbraucherschützerin folgendes Vorgehen:

  1. Mit Gütesiegel kann man sich einen ersten Überblick über glaubwürdig grüne Energietarife verschaffen. Oftmals kann dazu in Vergleichsportalen nach den Siegeln gefiltert werden. Aber Birgit Holfert warnt auch: „Inzwischen gibt es beim Strom diverse Label, die zum Teil sehr lasche Kriterien beinhalten.“ Die strengsten Anforderungen an glaubwürdige Ökostrom-Tarife stellen aktuell das Grüner Strom Label und das ok-power Gütesiegel. Beim Ökogas gibt es leider bisher kein etabliertes Label.
  2. Weil am Ende der einzelne Tarif wenig über das allgemein glaubwürdige Engagement des Energieversorgers aussagt, muss das Unternehmen hinter dem Tarif ebenfalls angeschaut werden. Informationen findet man dazu zum Beispiel auf der Unternehmenswebseite sowie in Tests wie dem aktuellen vom Magazin Öko-Test und auf Verbraucherplattformen wie beispielsweise EcoTopTen, initiiert vom Öko-Institut in Freiburg. Auch Empfehlungen von Umweltorganisationen geben Orientierung.

Wechsel-Tipps vom Entscheidungspsychologen

Nicht selten hört Polarstern-Mitgründer Florian Henle Sätze wie diesen: „Eigentlich wollte ich schon viel früher mal wechseln, aber ich habe es einfach nicht gemacht.“ Nach wie vor sind rund 40 Prozent der Haushalte beim Grundversorger. Schuld daran ist daran in der Regel die natürliche Trägheit des Menschen. Polarstern hat Entscheidungspsychologe Ralph Hertwig vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin gefragt, wie man sich am besten in solchen Situationen entscheidet. Er rät, sich zunächst einmal auf zwei bis drei Kriterien zu konzentrieren, die einem persönlich am wichtigsten sind. Besser als sich ein Zeitlimit bei der Recherche zu setzen sei es, sich zu überlegen, wie gut das Angebot die eigenen Kriterien mindestens erfüllen muss.

Wer ein passendes Angebot gefunden habe, der solle am besten direkt wechseln. Es gilt die Kraft des Momentums zu nutzen, bevor der innere Schweinehund wieder gewinnt. Also gleich die bald in die Haushalte hereinflatternde Jahresabschlussrechnung nehmen und wechseln. Der Wechsel selbst erfolgt online und dauert keine fünf Minuten. Alles was man dazu braucht steht auf der Rechnung.

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* Hinweis: Die Analyse basiert auf den bei der Bundesnetzagentur gelisteten Energieversorgern, Stand August 2014. Berücksichtigt wurden dabei letztlich alle Energieversorger, die an Endkunden (Privathaushalte oder/und Unternehmen) Strom und/oder Gas liefern – ohne damit automatisch verbundene weitere Dienstleistungen (z.B. Contractor-Unternehmen). Überprüft wurde das anhand der Webseite-Auftritte der Energieversorger.

Quellen:

* Bundesnetzagentur, Liste gemeldeter Energieversorgungsunternehmen mit Fokus auf das Geschäft mit privaten Endkunden, Stand Juli 2014

* Öko-Test Magazin, Sonderheft Umwelt und Energie, September 2014

Quelle

Polarstern 2014

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