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Österreich: Vorrang für erneuerbare Energien

Bewusstseinswandel der ÖsterreicherInnen bei Energiethemen ernst nehmen.

Österreichs Stromkunden sind bereit, die Energiewende zu unterstützen. Nach wie vor herrschen aber auch große Informationsdefizite. Das ergab eine Umfrage des Gallup-Instituts, die im Auftrag von Oesterreichs Energie durchgeführt wurde. „Ein Bewusstseinswandel ist deutlich sichtbar, und das muss man ernst nehmen“, sagt der Präsident von Oesterreichs Energie, Peter Layr. „Die Energiewende muss in die Breite getragen werden. Oesterreichs E-Wirtschaft will deshalb 2012 ein Aktionsprogramm vorlegen, das den im Zukunftsprogramm beschlossenen Kurs der Investitionen und Innovationen in konkrete Maßnahmen umsetzt.“

Die Atomkatastrophe von Fukushima spiegelt sich als deutliche Zäsur im Meinungsklima wider. Erstmals war den ÖsterreicherInnen im Mai 2011 wichtiger, woraus der Strom erzeugt wird, als ein niedriger Preis. An erster Stelle steht nach wie vor unangefochten die Versorgungssicherheit. Die Zufriedenheit mit dem eigenen Stromversorger ist auch nach Fukushima ungebrochen hoch. 79 Prozent halten es derzeit für wichtig oder sehr wichtig, dass der in Österreich verbrauchte Strom zur Gänze im Land produziert wird, das sind neun Prozent mehr als noch vor zwei Jahren.

Vorrang für Strom aus erneuerbaren Energien

Breite Zustimmung findet bei den ÖsterreicherInnen der Ausbau der erneuerbaren Energien. Knapp zwei Drittel sind der Ansicht, dass eine problemlose Stromversorgung in Österreich auch in Zukunft gesichert ist. 62 Prozent glauben, dass die Stromerzeugungsmöglichkeiten in Österreich ausgebaut werden sollten. 47 Prozent sehen, dass dafür ein Ausbau der Leitungsnetze erforderlich ist. Nur acht Prozent plädieren für mehr Importe. Am stärksten ist die Zustimmung zum Ausbau der Windkraft, die hier knapp vor der Wasserkraft liegt. An dritter Stelle liegen Fotovoltaik, Erdwärme und Geothermie. Befragt nach wünschenswerten Maßnahmen steht an erster Stelle eine verstärkte Förderung von Ökostrom. Ähnlich stark gewünscht wird ein von der Politik erarbeiteter Ausbauplan, der auch für eine beschleunigte Abwicklung der Projekte Sorge tragen sollte.

Trend zu höherwertigen Energieformen

In Zukunft erwarten 70 Prozent, dass in Österreich mehr Energie verbraucht werden wird. Mehrverbrauch sieht man vor allem bei Strom und teilweise bei Gas. Bei Öl und Kohle finden sich Mehrheiten, die einen Rückgang des Verbrauchs prophezeien. Im privaten Bereich dagegen findet sich bei keiner Energieform eine Mehrheit, die für sich selbst höhere Verbräuche angeben würde. Bei Öl und Kohle geben 60 Prozent an, man werde in zehn Jahren weniger bis gar nichts verbrauchen.

Konsumenten sehen Strompreisniveau in Österreich weitgehend neutral

Das aktuelle Strompreisniveau in Österreich wird von 42 Prozent der Konsumenten als durchaus angemessen beurteilt. Zwei Prozent sehen Strom aktuell als billig an, 39 Prozent halten Strom für teuer, 15 Prozent für zu teuer. Die Unzufriedenheit mit der Höhe der Strompreise ist seit 2009 von 63 Prozent auf 56 Prozent gesunken. Strom wird als moderate Konstante im Bereich der Energiepreise gesehen, während fossile Energieträger zuletzt deutlich höhere Preissteigerungen verzeichneten. Tatsächlich ist Strom seit mehr als zehn Jahren eine der preisstabilsten Energien. Die Strompreise entwickelten sich praktisch parallel zur Inflation während andere Energieformen, Lebensmittel und öffentliche Dienstleistungen deutlich teurer wurden.

Informationslücke bei Energiethemen

Insgesamt könnte der Wissensstand zu Energiethemen und -kosten besser sein. Layr: „Der Stromverbrauch beträgt nur 20 Prozent des gesamten Energieverbrauchs, Strom wird aber als wichtigste Energieform gesehen.“ 39 Prozent der ÖsterreicherInnen glauben zu Recht, dass die meiste Energie für Heizung und Warmwasser verbraucht wird, womit sie auch richtig liegen, denn dafür verwenden die Haushalte 57 Prozent der verbrauchten Energie. 23 Prozent sehen (alte) Elektrogeräte als die größten Energieverbraucher und sieben Prozent nennen hier die Stand-By-Nutzung. 11 Prozent sehen den größten Energieverbrauch bei der Beleuchtung. Tatsächlich gehen 35 Prozent des Energieeinsatzes an den Pkw, sieben Prozent an Haushaltsgeräte und ein Prozent für Beleuchtung. Stand-By ist zwar weitgehend unnötig aber marginal. Im Schnitt verbrauchen ÖsterreicherInnen pro Person 2027 kWh pro Jahr, von denen 85 Kilowattstunden auf Stand-By-Betrieb bei Geräten entfallen.

ÖsterreicherInnen positiv zu Smart Meter, aber gegen Fernsteuerung von Geräten

Die derzeit in Vorbereitung befindliche Einführung digitaler Stromzähler, die auch Fernsteuerfunktionen ausführen und den Stromkunden direkte Preisinformationen übermitteln können, wird von zwei Dritteln der Österreicher befürwortet. 17 Prozent sind sehr interessiert an Smart Meter, 37 Prozent sind interessiert und 22 Prozent etwas interessiert. Uninteressiert sind 24 Prozent. Allerdings lehnen 70 Prozent ab, dass der Stromversorger bestimmte Stromverbrauchsquellen fernsteuern kann. Nur 20 Prozent können sich das vorstellen, 8 Prozent haben dazu keine Meinung. Für einen Smart Meter wären die Stromkunden im Schnitt bereit, Kosten von 1,6 Euro pro Monat zu akzeptieren. Layr: „Die Österreicherinnen und Österreicher sind der neuen Technik gegenüber also durchaus aufgeschlossen, aber nicht bereit, die tatsächlichen Mehrkosten dafür in Kauf zu nehmen.“

Aktionsprogramm fasst Vorhaben der E-Wirtschaft zusammen

Österreich gehört im europäischen Vergleich bereits jetzt zu den Vorreitern, wenn es um den effizienten Einsatz von Energie geht. Das zeigen die Vergleichsdaten der europäischen Statistikbehörde EUROSTAT. Dennoch gibt es noch ein weites Feld für Effizienz-verbesserungen. E-Mobile sind neben der U-Bahn die energieeffizientesten Transportmittel. Kombiniert mit der österreichischen Stromproduktion, die derzeit zu zwei Dritteln aus erneuerbaren Quellen stammt, bietet sich hier eine Top-Chance für Effizienzverbesserungen und Klimaschutz. Elektroautos verursachen in Österreich im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen nur ein Fünftel der CO2-Emissionen. Der Stromverbrauch wird durch neue Aufgaben, die von dieser Energieform übernommen werden, weiter wachsen, während der Energieverbrauch allgemein sinken wird. Darauf bereitet sich die E-Wirtschaft vor.

Das in Ausarbeitung befindliche Aktionsprogramm von Oesterreichs Energie wird alle wichtigen Innovations- und Investitionsvorhaben der E-Wirtschaft zusammenfassen und so als Zukunftsplattform für die Energieversorgung nicht nur den Stand der Projekte aufzeigen, sondern kann der Politik auch als wichtige Richtschnur dienen.

Layr: „Die Investitions-vorhaben sind gewaltig, nicht nur in Österreich, sondern weltweit. Österreichs E-Wirtschaft ist wettbewerbsfähig und setzt auf erneuerbare Energien und Effizienz. Wir erwarten aber auch, dass neue Anreize wie etwa das Ökostromgesetz längere Zeit Bestand haben, um einen grundlegenden Strukturwandel zu ermöglichen.“

Österreich braucht nationalen Weg zur Energieeffizienz Die von der EU-Kommission vorgelegte Richtlinie Energieeffizienz, die im Herbst verhandelt werden soll, wird in Teilbereichen von der E-Wirtschaft abgelehnt. „Wir bekennen uns voll und ganz zur Erhöhung der Energieeffizienz, aber Teile der Richtlinie sind weder inhaltlich, noch den Zeitplan betreffend, durchführbar“, so Layr. „Die E-Wirtschaft hat in der Vergangenheit bereits freiwillige Vereinbarungen erfolgreich umgesetzt. Das sollte auch beim Energieeffizienzgesetz in Österreich so bleiben.“

Energieeffiziente Technologien unterstützen

Die öffentliche Hand kann in vielen Bereichen mit gutem Beispiel vorangehen. Energieeffiziente Technologien sollen in Zukunft nicht nur mit Förderungen, sondern auch im Bereich der Forschung und Entwicklung sowie durch zielführende Rahmenbedingungen unterstützt werden. Layr: „Hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung sowie Fernwärme und Fernkälte bieten ein großes Potenzial für Effizienzmaßnahmen, das mit geeigneten Genehmigungsverfahren und Instrumenten der Raumordnung erschlossen werden könnte. Zusätzlich sind verstärkte Anreize für Forschungsaktivitäten zur Weiterentwicklung der Technologien und Geräte erforderlich.“

Kriterienkatalog Wasserkraft muss Klima- und Energieziele beachten

Eine klarere Ausrichtung und eine Unterstützung der Klimaziele erwartet sich die E-Wirtschaft von der Endfassung des Kriterienkatalogs Wasserkraft nach Ablauf der Begutachtungsfrist. Layr: „Der Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP) enthält ein klares Bekenntnis zur Wasserkraft und das gilt es einzulösen. Der Kriterienkatalog soll den NGP daher ergänzen, aber keinesfalls verschärfen.“ In Summe erwartet sich die E-Wirtschaft durch den Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan Einbussen bei der Stromproduktion aus den bestehenden Wasserkraftwerken im Ausmaß von mindestens 1,5 Prozent der Jahresproduktion. Der Kriterienkatalog solle daher bewusst nur für Bewilligungsverfahren für konkrete Neubauprojekte angewendet werden dürfen.

Stabile Rahmenbedingungen für die Entwicklung intelligenter Stromnetze

Versorgungssicherheit und die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien in der Stromversorgung erfordern in den kommenden Jahren gewaltige Investitionen in die Netz-Infrastruktur. Entscheidend dafür, ob das auch gelingt, wird die derzeit in Verhandlung befindliche Netzregulierung für die dritte Regulierungsperiode, die 2014 beginnt sein. „Österreich braucht Anreize für die enormen Investitionsaufgaben der kommenden Jahre“, erklärte Layr. „Dafür unverzichtbar ist die Anerkennung der Betriebs- und Investitionskosten durch die Regulierungsbehörde.“

Quelle

Oesterreichs Energie 2011

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