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Persischem Golf droht der Umwelt-GAU

Rasantes Wachstum ohne ökologische Nachhaltigkeit. Die Küsten des Persischen Golfs steuern auf eine ökologische Katastrophe zu.

Zu schnell ist die Boom-Entwicklung der vergangenen Jahre vor sich gegangen, um sie nachhaltig zu gestalten, kommen Forscher der Universität der Vereinten Nationen (UNU) in einem Bericht zum Schluss, der in New York präsentiert wurde. „Wir wollen den Golfstaaten nicht vorschreiben, was sie tun sollen, sondern das Risiko aufzeigen und zu Gegenmaßnahmen anregen“, erklärt der kanadische Ökologe Peter F. Sale, einer der Hauptautoren des Berichts.

Überfischung, Verschmutzung, Küstenverbau

Drei Hauptprobleme gibt es in der Golfregion, fasst Sale zusammen. Da wäre zuerst die chronische Überfischung, deren Folgen die 250.000 Fischer am Golf sowie die rund eine Mio. Menschen, die von der Fischerei abhängen, vor eine Existenzfrage stellen könnten. Die zweite Gefahr ist die enorme Verschmutzung des Meeres und der Strände, nachdem mit der Bevölkerung auch die Einleitungen aus Kläranlagen und Entsalzungsanlagen stark zugenommen haben. Drittens zerstört der Bauboom die Küsten, ebenso wie die künstlich angelegten Inseln die Sedimente und Meeresströme verändern.

Die Folgen dieser Entwicklung sind neben den Verschmutzungen die Degradierung und der Verlust von Mangrovenlebensräumen, Seegrasbetten und Korallenriffen sowie auch gesundheitliche Probleme für die Menschen. Betroffen sind jedoch nicht nur die Anrainerstaaten des persischen Golfs, sondern auch vergleichbare Küsten im Nahen Osten, in China, Südostasien und andere Regionen mit boomender Entwicklung. „91 Prozent aller Küsten in gemäßigten und tropischen Zonen werden im Jahr 2050 stark vom Menschen beeinträchtigt sein“, erklärt der Studienautor.

Tourismus in Gefahr

Innerhalb der Golfregion ist der Druck in den kleinen Ländern Bahrain, Kuwait, Qatar und den Vereinigten Arabischen Emiraten am höchsten: Nahezu alle Bewohner leben hier auf schmalen Küstenstreifen. Da hier schon heute 40 Prozent der Küsten verbaut sind, baut man weiter im Meer: Bahrain ist im letzten Jahrzehnt flächenmäßig um elf Prozent gewachsen und Quatar hat die Küsten seit 1999 von 563 auf 1.239 Kilometer verlängert.

Bekannt sind jedoch vor allem die vier Mega-Inseln der Vereinigten Arabischen Emirate, durch die insgesamt 120 Quadratkilometer Land und 439 Küstenkilometer aus dem Meer gehoben wurden.

Trotz der wohlhabenden und modernen Gesellschaft der Region ist Ökologie bisher noch ein Fremdwort geblieben, betont Sale. „Auffallend ist auch, dass die Wissenschaft – ganz besonders für den Umweltbereich – noch sehr wenig entwickelt ist. Umwelt sehen die meisten als etwas, das man bauen kann.“

Dabei fehlt es nicht an Gründen, um das intakte Meer als Ressource zu sehen: Außer der Fischerei ist auch der Tourismus betroffen, der saubere und gesundheitlich sichere Strände braucht. Wie schnell die Situation umschlagen könnte, zeigte im Jahr 2009 eine Algenblüte im südlichen Golf.

Umweltbewusstsein schaffen

Der UNU-Bericht legt der Region nahe, federführend zu werden für nachhaltige Entwicklung. Der Aufbau der Forschung sei hier ein zentrales Element, erklärt Sale.

„Die Universitäten der Region brauchen Unterstützung, um die Grundlagenforschung statt wie bisher die Lehre ins Zentrum zu rücken. Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Staaten ist wichtig, die Wirtschaft sollte mit im Boot sein und auch die Politik muss das Thema weiter oben auf ihre Agenda setzen als bisher.“

Günstig wäre zudem, Umweltwissen vermehrt bereits in der Schule zu vermitteln – etwa auch über die Risiken eines klimabedingten Meeresanstiegs.

Quelle

pressetext 2011Johannes Pernsteiner 2011

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