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Rückblick 2012: Eurozone stemmt sich gegen Krise

Bekenntnis zur gemeinsamen Währung – Sozialer Abstieg droht vielen.

2012 stand ganz im Zeichen der Krise und brachte wegweisende wirtschaftspolitische Richtungsentscheidungen mit sich: Der Euro-Rettungsschirm wird beschlossen, Griechenland wählt ein neues Parlament und Obama gewinnt das Rennen um das Weiße Haus. Gleichzeitig hat die weltweite Rezession in der Bevölkerung tiefe Spuren hinterlassen. In den vergangenen zwölf Monaten wurden vor allem in Südeuropa und den USA viele Menschen an den Rand ihrer Existenz gedrängt.

„Whatever it takes“

Die für den Euroraum wohl bedeutendste Entscheidung des Jahres 2012 war die Ratifizierung und Verabschiedung des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM). Insolvenzgefährdeten Krisenstaaten können dadurch Notkredite zur Verfügung gestellt werden. Das Volumen des Euro-Rettungsschirms beläuft sich auf 700 Mrd. Euro, kann aber bei Bedarf unbegrenzt erhöht werden. Die Länder mit den größten Haftungen sind Deutschland, Frankreich und Italien. Für zusätzliche Beruhigung auf den Finanzmärkten sorgte der „Whatever it takes“-Spruch von EZB-Chef Mario Draghi. Der Italiener stellte sicher, dass die Zentralbank uneingeschränkt ein- bis dreijährige Staatsanleihen von potenziell zahlungsunfähigen Ländern kaufen kann (Bank Austria: „Euro-Rettung auf gutem Weg“).

Die Gefahr eines möglichen Zusammenbruchs der Eurozone oder einzelnen Austritten konnte dadurch deutlich gesenkt werden. In Griechenland kam es aufgrund der prekären Situation zu vorgezogenen Parlamentswahlen. Die dabei hervorgegangene Regierung unter Andonis Samaras hat sich klar für einen Verbleib in der Eurozone ausgesprochen. Die notwendigen Reformen und Einschnitte wurden durchgeführt.

Doch die Gefahr ist nicht gebannt und der Fortbestand des Euroraums in seiner jetzigen Form nicht gesichert, denn Athen ist nicht das einzige Sorgenkind (siehe: „Eurozone in jetziger Form vermutlich passé“). Italien kämpft selbst mit einem hohen Schuldenberg und haftet im Falle eines „Grexit“. Die Spanier leiden wiederum unter ihren maroden Banken und der hohen Jugendarbeitslosigkeit. Geld aus dem Rettungsfonds hat Madrid bereits beantragt (IWF-Notfallplan: Spanien kurz vor dem Kollaps).

Der rigorose Sparkurs in den krisengebeutelten Ländern hat 2012 zahlreiche persönliche Schicksale mit sich gebracht. Familien kämpfen gegen den drohenden sozialen Abstieg und die junge Generation kann am Arbeitsplatz nicht Fuß fassen (Junge Italiener stürmen deutschen Arbeitsmarkt). Die grassierende Perspektivlosigkeit erzeugt ein angespanntes soziales Klima und nährt Unruhen in Europa.

„Four more years“

Auch in den USA verloren 2012 unzählige Arbeitnehmer ihren Job und tappten in die Armutsfalle (USA: Rekordarmut hält an, Ungleichheit wächst). Die wirtschaftliche Lage der US-Volkswirtschaft war auch zentrales Thema des Präsidentschaftswahlkampfes zwischen Amtsinhaber Barack Obama und Herausforderer Mitt Romney. Beide Seiten führten das Rennen um das Oval Office mit harten Bandagen. Der Wahlkampf war von viel Polemik geprägt (Obamas Rentenfonds investiert in Romney-Freund).

Die Wähler zwischen New York und Los Angeles entschieden sich schließlich für „four more years“ und sehen in dem Demokraten den besseren Krisenmanager, der neue Arbeitsplätze schafft. Während viele US-Amerikaner 2012 in den sozialen Abgrund stürzten (Immer mehr junge US-Amerikaner obdachlos), zeigte die Wirtschaft erste Zeichen der Erholung. Insbesondere der Automobilmarkt hat den Turnaround geschafft und sein Vier-Jahreshoch erklommen (US-Wirtschaft blickt optimistisch ins neue Jahr).

China weiter auf Wachstumskurs

Doch die Weltmacht verliert zunehmend Einfluss auf dem globalen Markt. China hat auch 2012 von der Krisenstimmung in den USA und Europa profitiert und seine Stellung weiter gefestigt und ausgebaut. Ob nun auf den Sektoren Industrie, Banken, Bildung oder Immobilien, das Reich der Mitte befindet sich auf Expansionskurs (Amerikaner sehen China zunehmend als Gefahr). Der steigende Wohlstand und die dadurch größer werdende Mittelschicht lässt Chinesen in US-amerikanische Immobilien investieren. Auch schicken sie ihr Kind vermehrt auf US-Eliteschulen. Durch den Wachstumstreiber China wird Asien bis 2050 die reichste Region der Welt, so die Prognose (Asien 2050 reichste Region der Welt).

Energiewende auf Agenda

Auch in der Energiedebatte hat sich in den vergangenen zwölf Monaten einiges getan. Die Reaktorkatastrophe in Fukushima hat das Bewusstsein für die Notwendigkeit erneuerbarer Energien deutlich gestärkt. Die Energiewende, also der Umstieg auf eine nachhaltige Energieversorgung, steht in Deutschland und Österreich seit 2012 weit oben auf der Agenda (Energiewende: „Gesellschaft zum Umdenken zwingen“). Man müsse die Gesellschaft zum Umdenken zwingen, so der Tenor.

Konzerne sorgen für Skandale

Im abgelaufenen Jahr haben wieder zahlreiche Unternehmen für handfeste Skandale gesorgt. Die Modekette Hollister unterzog ihre Mitarbeiter einer Leibesvisitation, die Telekom keilte Kunden mit unzumutbaren Briefen und Takko ließ in chinesischen Gefängnissen produzieren. Die Lufthansa empörte Frauen mit sexistischer Werbepost, Vodafone nervte einen Kunden mit über 100 Werbeanrufen und der Versicherer Ergo musste sich mit dubiosen Sex-Reisen einiger Mitarbeiter herumschlagen (Neue Sex-Reisen bringen Ergo ins Schwitzen).

Quelle

pressetext 2012Sebastian Köberl 2012

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