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Shells Ölbohrungen in der Arktis – ein Risiko für Umwelt und Investoren

Das Risiko für die Umwelt ist immens und längst bekannt, der Nutzen zweifelhaft und nur von kurzer Dauer.

Doch gegen alle Vernunft hält der Konzern Shell an seinen Plänen fest, in der Arktis nach Öl zu bohren. Ein neuer Report zeigt, warum Investoren die Finger von dem Projekt lassen sollten.

Die Ölförderung in der Arktis rentiert sich nicht. Zu lang ist die Liste der Risiken: Gefahr von Unfällen, hohe Förderkosten, unsichere Schätzungen über die im Meeresboden lagernden Ölvorkommen, vorhersehbare Kostensteigerungen und Verzögerungen – all das weist Shells Pläne, in den kalten Gefilden nach Öl zu bohren, nicht nur als Umwelt- sondern auch als wirtschaftliches Risiko aus.

Der neue Report, an dem auch Greenpeace mitgearbeitet hat, richtet sich sowohl an Umweltschützer als auch an Investoren. Er zeigt, dass Shell in entscheidenden Punkten die Antwort schuldig bleibt, ob es um Umweltbelange geht, finanzielle Kalkulationen oder politische Aspekte.

So hat der Konzern keinen Plan, wie er mit einem Ölunfall umgehen würde. Ob bisherige Technologien zum Verschließen von Öllecks unter arktischen Bedingungen funktionieren würden, ist unbekannt. Entsprechende Tests sind nicht geplant, wie Shell einem Ausschuss des britischen Parlaments gegenüber zugab. Ferner liegen keine Berechnungen vor, was die Beseitigung eines Ölunfalls kosten würde, obwohl die finanziellen Auswirkungen erheblich wären.

Dass realistische Pläne und Kalkulationen unabdingbar sind, zeigt das Desaster im Golf von Mexiko 2010. Monatelang zeigte BP sich nahezu ohnmächtig, während immer mehr Öl aus der havarierten Plattform Deepwater Horizon in den Golf lief. Würde ein solcher Unfall in arktischen Gewässern passieren, wären die Folgen noch weitaus schlimmer.

„Die Arktis reagiert auf Störungen besonders empfindlich und nachhaltig. Die Beseitigung von Öl nach einem Unfall wäre so gut wie unmöglich und würde Shell Milliarden von Dollar kosten“, sagt Jörg Feddern, Ölexperte bei Greenpeace. Öl baut sich bei niedrigen Temperaturen langsamer ab. Zum anderen ist die Arktis nur wenige Monate im Jahr überhaupt zugänglich.

Vor diesem Hintergrund kritisiert Feddern besonders, dass Shell es unterlassen hat, die notwendige technische Ausrüstung unter realen arktischen Bedingungen zu testen und dies auch in Zukunft nicht vorhat. „Dieses Vorgehen zeigt die Ignoranz des Konzerns gegenüber der Umwelt und könnte zu einer Umweltkatastrophe führen. Potentielle Investoren sollten gewarnt sein.“

Protest gegen Shell

Seit Februar sind Shells Schiffe unterwegs nach Alaska. Greenpeace-Aktivisten haben ihren Weg verfolgt. Sie protestierten vor Neuseeland gegen die unverantwortlichen Pläne, in Helsinki, in schwedischen Gewässern und auf der Ostsee bei Fehmarn.

Der Ölkonzern hat inzwischen eine einstweilige Verfügung gegen Greenpeace USA erwirkt. Den Aktivisten ist jeglicher friedliche Protest gegen Shell-Schiffe in US-amerikanischen Gewässern untersagt. Am 16. Mai ging auch im deutschen Greenpeace-Büro ein Brief von Shell ein – desgleichen in den Greenpeace-Büros in Mexiko, Großbritannien, Frankreich, Ungarn, Skandinavien, Japan, Polen, Griechenland, Tschechien, Belgien und Kanada.

Der Inhalt: eine ziemlich unverhüllte Drohung. Sollten Greenpeace-Aktivisten aus diesen Ländern in Alaska gegen Shells Schiffe protestieren, müssen auch sie mit einer einstweiligen Verfügung rechnen.

Was ein Ölunfall in der Arktis demgegenüber bedeuten würde, lesen Sie in unserem Szenario Schwarz auf Weiß, illustriert mit Zeichnungen des Grafikdesigners Reinhard Kleist.

Quelle

Greenpeace | Sigrid Totz 2012

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