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Solarhybrid meldet Insolvenz an – verfehlte Solarpolitik der Regierung

Das Unternehmen ist seit 2008 an der Börse gelistet.

Damit folgt Solarhybrid den Unternehmen Solon und Solar Millennium, die bereits im Dezember Insolvenz angemeldet haben. Solon wurde inzwischen vom Solarzellen-Produzenten Microsol aus den Vereinigten Arabischen Emiraten übernommen, der 433 der 471 Arbeitsplätze in Deutschland erhalten will

Solarhybrid hatte bereits Anfang März gewarnt, dass durch die eigenwillige Politik der Bundesregierung bei der Solarförderung, speziell die Streichung der Förderung größerer Solar-Anlagen, das Geschäftsmodell des Unternehmens vor dem Aus stehe.

Die schwarz-gelbe Koalition streicht ab dem 1. Juli die Förderung von Freilandanlagen – die besonders effizient arbeiten und deutlich billiger Strom produzieren als Dachanlagen – mit über zehn Megawatt Spitzenleistung komplett. Auch für Kraftwerke, die bis zu diesem Zeitpunkt nicht fertiggestellt sind, sollen dann keine Einspeisevergütungen mehr gezahlt werden.

Das ist ein Super-GAU für ambitionierte Großprojekte wie jenes von Solarhybrid in Neuhardenberg, das erst Ende des Jahres ans Netz geht und in das die Firma bereits 7,5 Millionen Euro investiert hat.

Volkswirtschaftlicher Wahnsinn

Die von den Unternehmern nicht mehr vorhersehbaren andauernden außerplanmäßigen Kürzungen bei der Solarförderung, die ganze Geschäftsmodelle und Existenzen hinwegfegen, werden u.a. von Dr. Franz Alt aufs schärfste kritisiert.

Er schreibt erbost über die schwarz-gelbe Zerstörungswut bei den Erneuerbaren Energien: „In etwa einem Jahr wäre die PV-Industrie so weit gewesen, dass in südlichen Ländern Europas oder für Kleinanlagen in Deutschland keine besondere Vergütung mehr notwendig gewesen wäre. Diese Chance für die Photovoltaik und seine Arbeitsplätze in Deutschland ist nun vorbei, sollten sich die Minister Röttgen und Rösler im Parlament und Bundesrat durchsetzen.“

Er spricht von volkswirtschaftlichem Wahnsinn und listet detailliert auf, dass die Solarbranche unterm Strich einen deutlichen Mehrwert erzeugen und die steigenden Stromkosten andere Effekte haben, aber den PV-Herstellern in die Schuhe geschoben werden. Neben den andauernden außerplanmäßigen Kürzungen bei der Förderung, die ein strategisches Wirtschaften konterkarieren, sei ein weiterer großer Fehler der Regierung, die Förderung nicht wie in anderen Ländern an heimische Hersteller zu binden, bzw. zumindest in einem Prozentsatz. (Im Detail Nachzulesen in dem Beitrag „Volkswirtschaftlicher Wahnsinn – Deutsche Photovoltaik-Hersteller haben das Nachsehen“)

Die deutsche Solarindustrie ist tot

Laut Solarworld-Chef Frank Asbeck sei die gesamte Branche aufgrund der Kürzungswut gezwungen, unter ihren Kosten zu verkaufen, was nicht lange durchgehalten werden könne. Es gebe bereits in der gesamten Branche kein Unternehmen mehr, das noch schwarze Zahlen schreibe würde, sogar unter den chinesischen Herstellern.

Klaus-Dieter Maubach, der Technologie-Vorstand beim Energieriesen Eon, malt ein noch düstereres Bild: Die Solarindustrie in Deutschland werde in den kommenden fünf Jahren angesichts des Wettbewerbs aus China verschwinden. Dann würde nicht einmal mehr ein einziger Arbeitnehmer bei den deutschen Solarunternehmen arbeiten, die dann alle pleite seien. Und dies wohlgemerkt wenige Jahre bevor die Solarindustrie ohne Förderungen auskommen könnte und nur, weil falsche Berechnungen die wahren Kosten und die wahren großen Gewinner im Energiemarkt verschleiern.

Dr. Franz Alt hatte in einem Interview im März 2011 auf die Frage „wo sehen Sie die größten Schwierigkeiten und damit die größten Herausforderungen bei der anstehenden Energiewende?“ bereits gewarnt: „Das ist die Macht der alten Energiekonzerne. Geld regiert die Welt. Das muss jeder wissen, der uns zuhört! Das ist das Problem heute. Da wo die Milliarden sitzen und die Milliardengewinne, dort wird auch die Politik am meisten beeinflusst.“

Und derzeit kämpfen die vier Energiemonopolisten in Deutschland, die bislang 80% des lukrativen Marktes unter sich aufgeteilt haben, um ihre Pfründe.

Quelle

AGITANO | mb 2012

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