Solarpotential der Schweiz riesig
Die Jahresversammlung der Schweizerischen Energiestiftung (SES) hat es belegt: Das Potential der Sonnenenergie ist auch in der Schweiz gross – und zunehmend unbestritten.
Not tut allerdings eine gute Ausbildung jener Fachleute, die die Solaranlagen auf den Dach- und Infrastrukturflächen montieren. Pius Hüsser, Vizepräsident des Fachverbands Swissolar, stellte an der SES-Versammlung befriedigt fest: „Einen grossen Fortschritt hat die Schweizer Energiediskussion in der jüngsten Zeit erbracht – das Potential der Solarenergie ist nunmehr weit gehend unbestritten.“ Fürwahr traf Hüsser damit einen Kern der Debatte – hatte doch etwa Axpo-Chef Felix Karrer bis vor rund drei Jahren landauf und landab behauptet (so auch in einer Arena des Schweizer Fernsehens und in der NZZ am Sonntag), das Potential der Erneuerbaren insgesamt bewege ich hierzulande bei etwa zwei bis vier Prozent der Gesamtstromproduktion.
Nun, die Verhältnisse haben sich diesbezüglich zumindest geändert. Selbst der Stromkonzern Axpo plant unterdessen ein grosses Photovoltaik-(PV)-Werk in der freien Landschaft (siehe Solarmedia vom 31. Mai 2012). Dieses wird allerdings von den Umweltverbänden bekämpft und auch von Swissolar nur bedingt gut geheissen. Denn die geeigneten Dach- und bereits verbauten Infrastrukturflächen (zum Beispiel Parkplätze) reichen längst aus, um das Ziel des Fachverbands eines 20 prozentigen Solarstromanteils bis 2025 zu verwirklichen. Zumal bei den unterdessen tiefen Kosten der Module zunehmend die Ost-West-Ausrichtung von Solardächern interessant werden – und selbst eine leicht nördliche Neigung bringt gemäss Hüsser ansprechende Erträge (siehe Bild der ganz leicht gegen Norden ausgerichteten Solaranlage Grünmatt der FGZ in Zürich).
Auch der Bund hat offenbar seine Meinung geändert. Urs Wolfer (im Bild links, Hüsser Mitte, Dörig rechts) vom Bundesamt für Energie – dort seit langem, aber pensionierungshalber nur noch für kurze Zeit für Solarenergie zuständig – gestand zu: Es ist sehr wohl möglich, eine so hohe Solarstromversorgung in der Schweiz zu realisieren (frühere Schätzungen des Bundes gingen von wenigen Prozenten aus). Allerdings seien die Kosten für eine schnelle Umsetzung zu hoch – bis 2050 müssten die Investitionen verteilt werden, um diese im Griff zu behalten. Was wiederum Pius Hüsser nicht gefallen mochte mit dem Verweis, dass die Solarstromkosten dank tieferer Modulpreise in den vergangenen drei Jahren um mehr als die Hälfte gefallen sind.
Auch Solarmedia weist immer wieder auf die unterdessen gar nicht mehr so teure Photovoltaik-Technologie hin – die es selbst hierzulande unterdessen erlaubt, eine Solar-Kilowattstunde zu 35 oder weniger Rappen zu erzeugen. Weitere Kostenreduktionen stehen vor der Tür – in Deutschland werden unterdessen Kleinanlagen gebaut, die unter 1800 € (rund 2200 CHF) pro Kilowatt Leistung zu stehen kommen (was Preise von unter 20 Eurocent pro Kilowattstunde erlaubt).
Bleibt als Engpass die Frage: Wer bringt all die Solaranlagen auf die Dächer? Lehrgangsleiter Hans Dörig hatte an der SES-Veranstaltung – die sinnigerweise unter dem Titel „Let the Sunshin in“ stattfand – überzeugende Perspektiven zur Hand. Bereits jetzt finden Lehrgänge für Solarteure (einer Wortkreation aus solar und Installateur) an drei Berufs- und Fachschulen statt (Bern, Energieregion Toggenburg, Fricktal). Und bereits deren 10 wurden erfolgreich abgeschlossen, weitere stehen an. Daneben wurde auch eine Ausbildung zum Energiemanager lanciert, die die Bauherrenvertretung ermöglicht, also Interessierten eine Fachvertretung bei einem Um- oder Neubau abnimmt.
Informationen für Fachlehrgänge unter: www.solarteure.ch
Quelle
Solarmedia | Guntram Rehsche 2012