Syrien: Tausende Menschen von Hilfslieferungen abgeschnitten
Daraa-Offensive führt zu größter und schnellster Fluchtbewegung seit Kriegsbeginn.
In Syrien sind Tausende Menschen, die vor den Kämpfen um Daraa geflohen sind, von Hilfslieferungen abgeschnitten. Das berichtet die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam. Insbesondere in den heißen Sommermonaten benötigen geflüchtete Familien dringend Unterkünfte, Wasser, Nahrungsmittel und medizinische Versorgung. Der Zugang von Hilfsorganisationen zu vielen Flüchtlingen ist allerdings eingeschränkt, und über die jordanisch-syrische Grenze gelangen nicht genug Lieferungen ins Land.
Die Kämpfe in der Provinz Daraa haben zur größten und schnellsten Fluchtbewegung seit Beginn des syrischen Bürgerkrieges geführt. Während der zweiwöchigen Offensive der Regierungstruppen sind über 330.000 Menschen aus dem Gebiet um Daraa geflohen. Ein am Freitag vereinbarter Waffenstillstand zwischen Regierungstruppen und lokalen Milizen hat die Gewalt vorläufig beendet, aber er ist brüchig und die Unsicherheit über die Zukunft ist groß. Einige Geflüchtete kehren bereits wieder nach Daraa zurück, finden ihre Häuser jedoch zerstört vor. Viele weitere trauen sich nicht zurück und fassen andere Zufluchtsorte ins Auge. Das Oxfam-Team in Daraa berichtet, dass vielerorts Strom- und Wasserversorgung nicht gewährleistet sind.
Moutaz Adham, Leiter der Oxfam-Hilfsprogramme in Syrien: „In Daraa und Umgebung sind durch die Kämpfe Tausende Familien vertrieben und ihre Häuser zerstört worden. Wenn sie keinen Zugang zu Wasser, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung erhalten, wird ihre Situation sich unweigerlich weiter verschlechtern.“
Weitere Tausende Geflüchtete kampieren in der Nähe des syrisch-jordanischen Grenzübergangs Nasib/Jaber und benötigen dringend Schutz und Unterstützung. Viele Angehörige dieser Gruppe wollen ebenso wie zahlreiche syrische Flüchtlinge in Jordanien und anderen Nachbarländern nicht in ihre Heimat zurückkehren, weil sie Inhaftierung, Einziehung zur Armee oder andere Sicherheitsbedrohungen fürchten.
Nickie Monga, Leiterin der Oxfam-Hilfsprogramme in Jordanien: „Jordanien schultert schon jetzt eine schwere Last, Hunderttausende Geflüchtete haben hier Schutz gefunden. Dennoch fordern wir das Land auf, erneut Schutzsuchenden Aufnahme zu gewähren und grenzüberschreitende Hilfslieferungen zu ermöglichen. Die Internationale Gemeinschaft muss dabei ihren Teil beitragen, indem sie umfassende Hilfszusagen gibt und verstärkt Wiederansiedlungsprogramme für Geflüchtete anbietet.“
Oxfam ruft alle Konfliktparteien und alle, die Einfluss auf sie haben, auf, die Gewalt zu beenden. Schon jetzt haben die Kämpfe in der Region Daraa zu zivilen Opfern und der Zerstörung von Schulen und medizinischen Versorgungseinrichtungen geführt.
Oxfam hat in der südsyrischen Stadt Al-Sanamayn Notunterkünfte eingerichtet, in der Geflüchtete mit Wasser und Sanitärartikeln versorgt werden. Weitere Orte, wo dringend Hilfe geleistet werden muss, sind identifiziert.